Biographie

Anhang

I.

Beglaubigte Mitteilungen über Lorber, nach schriftlichen Aufzeichnungen einer Zeitgenossin

Man hat eine Menge merkwürdiger Berichte über Jakob Lorber, deren Übereinstimmung mit der Wahrheit mehr oder weniger festgestellt ist. Mehrere von diesen fallen wirklich in das Gebiet des Wunderbaren und Übernatürlichen. Hier will ich einige Episoden aus dem Leben Lorbers folgen lassen, damit die Menschen sehen, wie der gute Vater im Himmel die Seinen beschützt, leitet und führt.

Nicht einsam und freudlos ging Lorber durchs Leben; denn er hatte Anhänger aus den besten Familien. Dieselben haben ihn in seinem göttlichen Schreiben auch bewacht und strenge geprüft, was für die Nachkommen besonders gut war. Denn nun darf niemand sagen, daß die Worte, die zu ansehnlichen Werken wurden, nicht göttlichen Ursprunges sind. Seine besten Freunde und treue Anhänger waren die Herren Dr. Justinus Kerner; Dr. Ch. F. Zimpel; der Bürgermeister von Graz, Anton Hüttenbrenner; dessen Bruder, der Komponist Anselm Hüttenbrenner; der Dichter und steirische Ständesekretär Karl Gottfried Ritter von Leitner; Dr. Anton Kammerhuber; Leopold Cantily, Apotheker in Graz, sowie mehrere andere, darunter war auch eine hochgeschätzte Dame, die Grazer Hausbesitzerin Trau Antonia Großheim, von welcher die nachfolgenden Geschichtchen mir persönlich überliefert wurden.

Meistens haben sich die Obgenannten zur Schreibzeit bei Lorber eingefunden und ihn dabei genau beobachtet. Denn besonders die Frau Großheim war nicht leichtgläubig, weshalb sie genau und strenge bisweilen selbst in Lorbers Tischlade und Kasten Nachschau hielt, ob er nicht Bücher oder Schriften zur Verfügung halte. Aber er hatte keine Hilfsquellen. Sein einziges Buch, das er ständig zur Hand hatte, war die Bibel.

Wenn er ein Heft ausgeschrieben hatte, was oft mitten im Satze der Fall war, so nahm der eine oder der andere Freund das Heft mit, um es durchzulesen. Wenn dann des andern Tages der Schreiber das nächste Heft benützte, so fing der Wortlaut genau dort an, wo das frühere Heft geendet hatte, so daß keine Störung im Satzgebilde vorkam.

Als Lorber schon mehrere Hefte vollgeschrieben hatte, erhielt auch ein gewisser Johannes Busch, nachmaliger Herausgeber und Begründer des jetzigen Neusalems-Verlages, Nachricht von den Werken, die Lorber niedergeschrieben hat. Busch kam, um Lorber persönlich kennenzulernen, nach Graz. Er glaubte schon nach dem Gehörten und Gelesenen an die Echtheit der Schriften. Und als er in Graz ankam und die Wohnung Lorbers erfragt hatte, da warf er sich schon vor der Türe Lorbers auf die Knie und betete und seufzte. - Lorber, der gerade in der Bibel las, horchte auf. Und als das Geseufze kein Ende nahm, machte er die Türe auf und war natürlich ganz erstaunt, einen fremden Mann vor seiner Türe knien zu sehen und seufzen zu hören - und frug ihn: "Was ist denn das? Was soll das heißen? Stehen Sie auf und sagen Sie mir, was Sie da tun und wollen!" - Da sagte Busch: "Sind Sie der heilige Prophet Lorber, der die schönen Worte schreibt?" - Da antwortete Lorber mit Bescheidenheit: "Der Lorber bin ich wohl, aber ein 'heiliger' Mann bin ich nicht. - Kommen Sie herein, dann können wir ungestört über die Worte sprechen und Sie können zugegen sein, wenn ich vom Herrn zum Schreiben berufen werde."

Lorber hatte es an sich, daß er, wenn er in der Erregung sprach oder fragte, besonders das erste Wort hervorstotterte; sonst aber stotterte er nicht. Die beiden, Lorber und Busch, besprachen sich hierauf lange und öfter miteinander. Und Busch erbot sich dann, die Schriften drucken zu lassen, was er auch getan hat. Er war also der Begründer des jetzt in Bietigheim (Württemberg) bestehenden Verlages für Lorbers Werke, und es befinden sich dortselbst die später dorthin geschafften Urschriften Lorbers wohlverwahrt.

Es war mit der Zeit trotz aller Vorsicht doch unter die Leute gekommen, daß Lorber geheimnisvolle Sachen schreibe, und es wurde ihm mit der Polizei gedroht. Da hat nun wieder Frau Großheim eingegriffen und geholfen. Es wurden die Hefte in mehrere Säcke gepackt und in der Holzlage der Frau Großheim hinter dem Holz so lange verborgen gehalten, bis das Gerede verstummte. Als das der Fall war, wanderten die Hefte wieder zum Schreiber.

Lorber bemeisterte die Violine in freier Komposition. Wenn er zum Spielen angeregt wurde, da kam es oft vor, daß er dabei seiner Liebe zum Herrn freien Lauf ließ, was in dem wunderbaren Violinspiel derart zum Ausdrucke kam, daß nicht nur ihm die Tränen über die Wangen liefen und sein Gesicht ganz glänzend wurde, sondern auch die Zuhörer so ergriffen waren, daß sie weinen mußten vor Liebe und Glück.

Lorber war von seinem Vater aus nicht ganz arm. Er hatte ein Vermögen von 12 000 Gulden, was zur damaligen Zeit ein großes Vermögen war, geerbt. Aber bald war er dieses Besitzes entledigt und irdisch so arm, daß er nie Geld hatte; denn sein Erbe borgte er seinem Bruder auf Nimmerwiedersehen. Und wenn er sich etwas verdiente, so fand sein Geld bei Armen schnellen Absatz.

So hatte er einst 30 Kreuzer n einer Schachtel in der Tasche, als er gerade seinem Berufe zufolge zu einem Abendkonzert ging. Da begegnete ihm ein reisender Handwerksbursche und bat ihn um eine kleine Gabe. Er gab demselben sein ganzes Geld. Und als er nach Hause kam - fand er in der Schachtel die 30 Kreuzer wieder!

Wie oft ist es vorgekommen, daß er zur Frau Großheim kam und sagte: "Liebe Großheim, ich habe heute noch nichts gegessen!" Da machte sie schnell Feuer, kochte ihm eine Suppe, damit er doch etwas Warmes in den Magen brachte. Und wenn sie es hatte, gab sie ihm auch Brot dazu.

Frau Großheim stand in brieflichem Verkehr mit einem Herrn Krapohl, der früher in J. lebte. Durch ihn wurde sie mit dem Pfarrer aus J. in brieflichen Verkehr gebracht, und derselbe wollte sie, angeregt durch ihr geistiges Wissen, kennenlernen, kam nach Graz, suchte sie auf und wurde durch sie auch mit Lorber bekannt ebenso auch mit einem Grazer Israeliten, der öfter zur Großheim kam und dem sie auch von den Schriften Lorbers viel erzählte. Eines Tages kamen wieder alle drei - nämlich Lorber, der Pfarrer und der Israelit - bei der Schwester Großheim zusammen, und da kam die Sprache auf die diktierten Schriften, und Lorber erzählte viel aus denselben. Da fragte der Pfarrer: "Mann, Sie sind ein Erwählter Gottes, Sie sind ein Prophet!" Auch der Israelit stimmte bei. Da fielen sich alle drei in die Arme, umschlangen sich und wurden gute Freunde. Nun mußte Lorber erzählen vom Anfang seiner Berufung bis zur selben Zeit. Alle weinten Freudentränen und dankten dem Herrn, daß sie sich gefunden hatten. Der Israelit hatte das Herz so voll, daß er vor seinen Glaubensgenossen nicht schweigen konnte. Diese haßten ihn darum, daß er abgefallen war. Der Herr Pfarrer aber wurde später Beichtvater einer weltbekannten Persönlichkeit. 

Einst kam ein vornehmer Herr zu Lorber und machte ihm Vorwürfe, daß er sich als im Verkehr mit dem Herrn stehend ausgebe und gab ihm, dem Lorber, ein oder zwei Ohrfeigen; dann ging er fort. Er ging, als er Lorber verlassen hatte, in eine Mühle, und dort - wurde ihm die rechte Hand abgerissen. - Ein andermal kam auch ein Mann zu Lorber und sagte höhnisch: "Sie sagen, daß Sie ein Prophet sind?! Jetzt gehe ich gleich und werde Sie bei der Polizei anzeigen!" Der Mann ging in die Raubergasse (dort war früher der Sitz der Polizei), wurde aber auf der Gasse vom Schlage getroffen und war sogleich tot.

Auch Lorber hat einmal mit dem Herrn gehadert. Das war so: Der Winter war vor der Tür und es war schon empfindlich kalt, und Lorber hatte, wie so oft, kein Geld, um Holz zu kaufen. Die Finger waren ihm ganz steif. Da sagte er: "Herr, wenn Du willst, daß ich schreiben soll, so mußt Du mir auch Holz verschaffen; denn bei der Kälte kann ich nicht schreiben." Er legte die Feder weg und schrieb nicht. - Da pochte es an der Türe. Lorber ging und öffnete, um nachzusehen, wer es sei. Da stand ein Bauer draußen und sagte: "San Sie der Herr Lorber?" - "Ja, der bin ich." - "'s Holz ist do!" - "Was denn für Holz?" - "Dos, wos ich doher bringen sull. Wo soll i's denn oloden?" - "Ich habe ja keines bestellt!" - "Na, wenn Sie der Herr Lorber san, der auf dem Zettel steht, dann g'hört's Holz do her, und wenn Sie's net woll'n, führ' i's wied'r ham." - Lorber sah den Zettel an, und da die Adresse recht war, so sagte er: "Na, in Gottes Namen, laden Sie es ab!" - Lorber sagte ihm, wo er abladen solle und hatte dann Holz für den Winter, so daß er wieder schreiben konnte. Durch Nachfragen erfuhr er, daß ihm dasselbe sein Freund und Gönner Ritter von Leitner gesandt hatte.

Nachstehend nun noch ein Brief Lorbers an den bereits genannten Johann Busch vom Jahre 1855, welcher über Lorbers Seelenleben beredten Aufschluß gibt.

Nach geschäftlichen Mitteilungen ergreift der Herr das Wort und diktiert durch die Hand Lorbers: "Mein lieber Freund, du suchst Mich, weil du Mich lieb hast; und ein leichtes ist es darum dir, Mein Gebot der Liebe lebendig wirksam zu befolgen.

Siehe, die Menschen erfinden nun allerlei und glauben auch allerlei. Und Menschen, die recht viel erfunden haben, glauben am Ende an gar nichts mehr - außer an das, was sie erfunden haben und welch möglich größter Gewinn es ihnen abwirft! Das sind Kinder der Welt, die in manchem oft klüger sind als die Kinder des Lichtes!

Aber Meinen wahren Herzenskindern gebe ich dennoch ganz andere Dinge, von denen den klugen Weltkindern nie etwas in ihren verdorbenen Sinn kommen wird! - Siehe! Mein Knecht (Lorber) ist wahrlich Mir zulieb arm; denn er könnte sehr reich sein, da er als Tonkünstler auch durch Meine Gnade die besten Fähigkeiten dazu besitzt. Aber er schlug Anstellungen und sehr vorteilhafte Anträge aus - alles aus großer Liebe zu Mir. Und hat er 2 Gulden Geldes, so begnügt er sich mit 40 Kreuzern und 1 Gulden 60 Kreuzer verteilt er unter die Armen.

Darum aber habe Ich ihm auch alle Schätze der Himmel eröffnet. Jeder noch so weit entfernte Stern ist ihm so bekannt wie diese Erde. Er kann mit dem Auge seines Geistes jene beschauen und bewundern nach Herzenslust; aber ihn kümmert nun derlei wenig, weil Ich allein ihm alles in allem bin!

Und siehe, das ist der allein richtige Weg zu Meinem Herzen!

Der reiche Jüngling im Evangelium beachtete gerne das Gesetz von Kindheit an und sollte dadurch auch das ewige Leben haben. Aber es kam ihm vor, als hätte er solches noch nicht. Er kam darum zu Mir und fragte, was er tun solle, um das ewige Leben zu erreichen. Und ich sagte: "Halte die Gebote!" Er aber beteuerte, solches von Kindheit an getan zu haben! - Darauf sagte Ich: "Willst du mehr, so verkaufe deine Güter, verteile den Erlös unter die Armen, dann komme und folge Mir, und des Himmels Schätze werden dir zu Gebote stehen!" Siehe, dies sage Ich aber jedem nun: "Wer von Mir vieles haben will, der muß Mir auch vieles opfern - wer aber alles haben will, nämlich Mich Selbst, der muß Mir auch alles opfern, auf daß wir eins werden."

Du aber hast Mir schon vieles geopfert und sollst darum auch vieles bekommen!

Die reine, uneigennützige Liebe aber ist vor Mir das Höchste! Dies Wenige, Freund, zu deinem Troste. Amen."

Nachschrift Lorbers: "O Freund! Auf diese Worte muß ich verstummen! J. Lorber."

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