Biographie

Jugendjahre

Jakob Lorber, am 22. Juli 1800 auf dem Heimsitze seiner Eltern geboren, brachte dort auch die Jahre seiner Kindheit zu, indem er an deren ländlichen Beschäftigungen teilnahm. Er war bereits ein Knabe von neun Jahren, als er die Dorfschule in Jahring zu besuchen begann und dort den ersten Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen erhielt. Er zeigte hierbei regen Eifer und überhaupt große Wißbegierde, nebenbei aber auch schon früh große Vorliebe für die Musik, in deren Anfängen ihn ursprünglich der Vater selbst unterrichtete.

Eine seltene Befähigung zu diesem Kunstfache trat eines Tages auffällig hervor, als der Vater ihn in die nahegelegene Kreisstadt Marburg an der Drau mit sich nahm und dort im Gasthause "Zum Lamm" einkehrte. Sie trafen nämlich dort in der Schankstube einen dem Wirte verwandten blinden Mann, welcher zur Ergötzung der staunenden Gäste vortrefflich die Harfe spielte. Jakob wendete diesem Musikkünstler sogleich seine ganze Aufmerksamkeit zu, setzte sich an dessen Seite, beobachtete jeden Handgriff des blinden Harfners und vertiefte sich ganz in dessen Spiel. Von diesem Tage an ließ er nicht nach, beim Vater zu bitten, ihm auch eine Harfe zu kaufen. Letzterer erfüllte bald den Wunsch des talentvollen Knaben. Und obwohl dieser kaum noch ein paarmal Gelegenheit fand, den von ihm bewunderten blinden Virtuosen zu hören, um ihm die Handhabung seines Instrumentes abzuspähen, so brachte er es doch durch ausdauernde fleißige Übung in einiger Zeit dahin, sich allmählich selbst zu einem tüchtigen Harfenspieler auszubilden.

Der Vater, welcher als Kapellmeister seiner wandernden Musikgesellschaft oft längere Zeit vom Hause abwesend war, überließ in der Folge den ferneren musikalischen Unterricht Jakobs dem Ortsschullehrer Anton Udl. Dieser unterwies fortan seinen gelehrigen Schüler nach und nach in der Behandlung verschiedener Instrumente, vorzugsweise aber im Violin-, Klavier- und Orgelspiel, und erzielte mit ihm nicht nur hierin erfreuliche Erfolge, sondern bemerkte bald, daß er ihn seines vorzüglichen musikalischen Gehörs wegen auch als Gehilfe bei seinem Nebengeschäfte des Stimmens und Ausbesserns von Orgeln trefflich gebrauchen könne, und er verwendete ihn daher während längere Zeit nebenher auch in dieser Weise.

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