Biographie

Lernender und Lehrer

So war Lorber zum Jüngling herangewachsen, und dem unbestimmten Drange nach höherer geistiger Ausbildung folgend, nahm er im Sommer 1817 von der Heimat Abschied, um nach der nur etwa zwei Meilen entfernten Stadt Marburg zu wandern und dort die Vorbereitungsanstalt für Volksschullehrer zu besuchen.

Nachdem er diesen Kurs zur Zufriedenheit vollendet hatte, trat er zuerst zu St. Egydi als Lehrergehilfe in den Schuldienst und übersiedelte bald darauf in gleicher Eigenschaft nach St. Johann im Saggathale.

Hier wendete ihm ein Kaplan der Pfarre, der im täglichen Verkehre mit ihm dessen ungewöhnliche Fähigkeiten bemerkt hatte, sein besonderes Wohlwollen zu, erteilte ihm einigen Unterricht in der lateinischen Sprache und eifert ihn an, sich dem Priesterstande zu widmen und zu diesem Zwecke die Studienlaufbahn zu betreten.

Diesem Rate Folge leistend, kehrte Lorber im Herbste 1819 wieder nach Marburg zurück und ließ sich im dortigen Gymnasium als Schüler einschreiben. Da er seinen Mitschülern schon im Alter voraus und von ernsterem Benehmen war, ernannte man ihn bald zum Famulus der Klasse, als welcher er eine gewisse Aufsicht über die anderen Studierenden zu pflegen und zugleich gewisse kleine Verrichtungen in der Schule zu leiten hatte, wofür er monatlich einen kleine Gebühr bezog. Außerdem spielte er beim täglichen Schulgottesdienste in der Kirche auch die Orgel gegen ein mäßiges Honorar und erwarb sich auch bereits durch Erteilung von Unterricht im Violinspielen, worin er es in der Zwischenzeit schon zur Fertigkeit gebracht hatte, eine willkommene Zubuße.

Nachdem er auf diese Weise unter ziemlich befriedigenden Lebensverhältnissen fünf Gymnasialklassen mit vorzüglichem Fortgange vollendet hatte, begab er sich, teils um seine Studien fortzusetzen, teils um sich im Violinspiel noch weiter zu vervollkommnen, im Herbste 1824 nach der Landeshauptstadt Graz und setzte hier seine Gymnasialstudien als Privatschüler der sechsten Klasse fort.

Allein die Schwierigkeit, in einer großen, ihm ganz fremden Stadt hinlänglichen Lebensunterhalt zu finden, sowie der Umstand, daß es ihm erschwert wurde, in seinen Studien jene hervorragende Stellung, die er unter seinen Mitschülern bisher eingenommen hatte, auch ferner zu behaupten, verleidete ihm das weitere Studieren so sehr, daß er im zweiten Halbjahre das Gymnasium verließ und zunächst sein Fortkommen als Hauslehrer suchte.

Er übernahm eine solche Hauslehrer-Stelle bei einer sehr achtbaren Privatfamilie in Graz und unterrichtete deren Kinder fünf Jahre lang zur vollsten Zufriedenheit in den deutschen Schulgegenständen, in der Musik und im Zeichnen, worin er sich als Selbstlerner ebenfalls gewisse Fertigkeit zu eigen gemacht hatte.

Allein bei aller Wertschätzung, die er bei dieser Familie fand, fühlte er doch das Bedürfnis, sich auch für die spätere Zukunft eine gesicherte Stellung im Leben zu gründen. Er besuchte deshalb im Jahre 1829 den höheren pädagogischen Kurs für Lehrer an Hauptschulen und erwarb sich bei dieser Bildungsanstalt ein ihn als Lehrer "ganz und wohl" empfehlendes Schulzeugnis.

Als aber 1830 seine erste Bewerbung um eine Zustellung als Lehrer nicht gleich zum gewünschten Ziele führte, gab der leicht Entmutigte diesen Lebensplan wieder, und zwar für immer, auf.

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