Biographie

Musiker

Er verlegte sich nun ganz auf die Musik, gab Unterricht im Gesange sowie im Klavier- und Violinspiel und komponierte auch einige Lieder und Konzertstücke. - Dadurch kam er mit dem rühmlichst bekannten Tondichter Anselm Hüttenbrenner in Verkehr, der als Gutsbesitzer in Graz lebte und zu jener Zeit dem Steiermärkischen Musikverein als Direktor vorstand. Dieser verschaffte ihm auch Gelegenheit, in Konzerten des Musikvereins mit seinem Violinspiele vor dem Publikum sich hören zu lassen und nahm einige von Lorbers Kompositionen in das von ihm redigierte Musikalische Pfennigmagazin auf.

Als Paganini 1928 das kunstliebende Wien mit seinen außerordentlichen Kunstleistungen auf der Violine in Begeisterung versetzte, eilte auch Lorber dahin, um dessen bezauberndes Spiel selbst zu hören, und war so glücklich, ihn persönlich kennenzulernen, ja sogar von ihm ein paar Stunden des Unterrichts zu erhalten. Von nun an war für die nächste Periode seines Lebens Paganini das Ideal, welchem er mit rastlosem Eifer nachstrebte und zu dessen lithographiertem Bildnis, das er stets in seiner Stube hängen hatte, er oft mit einer Art von Andacht emporblickte. Aber auch mit anderen Virtuosen auf seinem Lieblingsinstrumente, der Geige, kam Lorber um jene Zeit in Berührung. Der Geigenkünstler Ernst, der nach seinen Produktionen in Wien auch in Graz Konzerte gegeben und Lorber kennengelernt hatte, stand nachher noch längere Zeit mit ihm im Briefwechsel. Bieuxtemps besuchte ihn bei ähnlicher Gelegenheit in seinem bescheidenen Stübchen, und auch mit seinem Landsmann, dem Violin-Konzertisten Eduard Jäll, machte und unterhielt er Bekanntschaft.

Allmählich fand Lorbers Violinspiel auch in den öffentlichen Blättern immer mehr Anerkennung. Als er im Oktober 1839 im Rittersaale des Landhauses ein Konzert gegeben und darin den ersten Satz eines Beriotschen Konzertes und eine von ihm selbst komponierte Bravour-Arie über ein beliebtes Volkslied vorgetragen hatte, äußerte sich das damalige Beiblatt zur "Grazer Zeitung", "Der Aufmerksame", in Nr. 129 über sein Künstlertum in folgender Weise: "Herr Lorber ist kein Violinist, der sich in den Schanken irgendeiner Schule bewegt; er ist ganz Autodidakt (Selbstlehrer). Unstreitig ist er mit mehr als gewöhnlichem Talente ausgerüstet, und bewunderungswürdig ist die Kunstfertigkeit, zu welcher Herr Lorber durch den unermüdlichen Fleiß und eine eigentümliche Anwendung seiner musikalischen Naturgabe es gebracht hat. Mit Staunen sehen wir ihn Schwierigkeiten überwinden und selbst Wagstücke bestehen, an deren Ausführbarkeit wir zweifeln würden, wenn wir nicht durch Lorbers fast immer siegende Verwegenheit eines andern belehrt wären. Er belebt mit einem Bogenstrich 120 bis 160 Notenköpfe. Seine Staccatos sind wunderschön. Und die Triolen, Doppelgriffe, Flageoletts, Pizzicatos mit einer Hand und sonstige Bravoursätze führt er sehr leicht und auch oft ziemlich rein aus. Aber indem er sich eben in das Ungewöhnliche verliert, geschieht es auch zuweilen, daß die in seinem Spiele sich drängenden Schwierigkeiten in so phantastischer Überladung angehäuft sind, daß man vor lauter Schwierigkeiten und Dissonanzen gar nichts anderes zu hören bekommt und von Ton, Melodie, Ausdruck und folglich wahrem Genusse des Zuhörers gar keine Rede mehr ist. Das Studium und die Beharrlichkeit des Herrn Lorber, so Ungewöhnliches zu Tage zu fördern, verdient allerdings gerechte Anerkennung. Wieviel williger aber und ungeteilter würde man ihm den herzlichsten Anteil zuwenden, wenn er sein bedeutendes Talent statt dem bloß Schweren, dem wahrhaft Schönen, dem auf die Länge doch allein nur Lohnbringenden, gewidmet hätte. Die Aufnahme des Konzertgebers von Seite des Publikums war auszeichnend und dem Verdienste des Herrn Lorber angemessen."

Lorber ließ sich durch solche wohlmeinende Mahnungen der Kritik nicht einschüchtern, sondern vielmehr nur zu verdoppeltem Eifer in seinem Kunststreben anspornen. - Als er zehn Jahre später bei einem Wohltätigkeitskonzerte mitwirkte und ein Rondo und eine Mazurka von seiner eigenen Komposition mit seltener Bravour vorgetragen hatte, konnte das damalige Lokalblatt "Aurora" (Mai 1849, Nr. 36) zu der verdienten Anerkennung seines Staccatos und Flageoletts auch bereits die Bemerkung beifügen, daß Lorber nicht nur in Paganinischen Bogenkünsten enorme Fortschritte gemacht, sondern sich auch Schönheit und Fülle des Tones in erfreulicher Weise angeeignet habe. Nach dem von Anselm Hüttenbrenner verfaßten Konzertbericht wurde Lorber für seine Darbietungen vom Publikum "stürmisch gerufen".

In der Folge trat er auch mit örtlichen Zeitschriften in nähere Verbindung und lieferte für dieselben, vorzugsweise für den damals in Graz erschienenen "Telegraph", Berichte über Aufführungen von Opern und Konzerten.

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