Vernunft und Aufklärung

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Immanuel Kant

Immanuel Kant der am 22. April 1724 als viertes Kind des Sattler- und Riemermeisters in Königsberg geboren wurde, zählt zu den bedeutendsten Vertretern der abendländischen Philosophie. Sein Werk "Kritik der reinen Vernunft" kennzeichnet einen Wendepunkt in der Philosophiegeschichte und den Beginn der modernen Philosophie.

Neben Moses Mendelssohn, Friedrich Nicolai, Christian F. D. Schubart, Karl Wilhelm Ramler und Gotthold Ephraim Lessing war Immanuel Kant einer der herausragenden Vertreter der Aufklärung und Mitglied der sogenannten "Aufklärungsclique", jener Gruppe heller Köpfe, die Ende des 18. Jahrhunderts neue, fortschrittliche Ideen propagierten.

Als Philosoph wird Immanuel Kant zwangsläufig immer mit seinem Hauptwerk "Kritik der reinen Vernunft" genannt. Vernunft, Verstand, Ethik und Erkenntnis sind die Begriffe, die man gemeinhin mit Immanuel Kant verbindet. Berühmt ist seine unvergleichlich präzise Definition zur Aufklärung in der "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?":

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. (in Berlinische Monatsschrift, 1784,2, S. 481–494)

Vorbedingung aller Aufklärung ist für Kant Freiheit zur Aufklärung der Öffentlichkeit durch die Minderheit der "Selbstdenkenden". Immanuel Kant war der festen Überzeugung, dass die Aufklärung, die von einigen wenigen ausging, früher oder später eine Breitenwirkung entfalten würde. Seinen Optimismus ist deshalb auch das "Sapere aude!" zuzuschreiben. "Traue dich, selbst zu denken."

In diesen wenigen Worten klingt Kants Charisma durch, über das sein Schüler Johann Gottfried Herder, der 1762-1764 Vorlesungen von Kant hörte, später schrieb, dass er seine Vorlesungen mit sprühendem Geist, mit Heiterkeit, sogar manchmal mit poetischer Begeisterung vorzutragen verstand. Und er munterte auf und zwang angenehm zum Selbstdenken.

Dies ist ein Widerspruch zu dem allgemeinen Bild, das Kant als steifen, an einen regelmäßigen Tagesablauf gebundenen professoralen Mensch dargestellt, der ganz auf seine Arbeit konzentriert war. Doch dieses Bild ist einseitig gezeichnet. Als junger Mensch nahm Kant gerne an Gesellschaften teil und galt als galanter, modisch gekleideter Mann, der durch seine Belesenheit zu unterhalten wusste. Erst als Kant in den 40zigern war und er merkte, dass er aus gesundheitlichen Gründen mit seinen Kräften haushalten musste, stellte sich sein regelmäßige Tagesablauf ein: Morgens um 4:45 Uhr ließ er sich von seinem Hausdiener mit den Worten "Es ist Zeit" wecken und ging um 22 Uhr zu Bett. Zum Mittagessen lud er meist Freunde ein, pflegte die Geselligkeit und machte täglich zur gleichen Zeit einen Spaziergang.

Kräftezehrend waren die ersten Jahrzehnte für Immanuel Kant sicherlich gewesen. Er kam aus einer armen Familie und erhielt erst im Jahr 1770, im Alter von 46 Jahren, die von ihm angestrebte Professur für Logik und Metaphysik an der Universität Königsberg. Bis dahin hatte Immanuel Kant sich als Hauslehrer und mit Vorlesungen oft mehr schlecht als recht über Wasser halten müssen. Aber bereits als Magister bewies er durch seine breitgefächerten Vorlesungsthemen sein enormes Wissen. Er las zu Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Mathematik und Physik sowie später auch Anthropologie und natürliche Theologie - und er führte die Geographie als akademisches Lehrfach ein.

Als Immanuel Kant aber 1781 seine "Kritik der reinen Vernunft" veröffentlicht und dann in kurzen Abständen seine Hauptwerke folgen lässt, setzte er neue Maßstäbe menschlichen Denkens und Sein, die bis zur heutigen Zeit Generationen von Philosophen beeinflusst haben und noch heute großes Interesse finden.

Immanuel Kant ist einer der wenigen deutschen Philosophen der bereits zu Lebzeiten große Anerkennung für seine tiefgreifenden neuen Denkansätze fand. Umso mehr verbitterten die kleinlichen Angriffe der preußischen Zensur Kant, vorwiegend durch Kultusminister Wöllner, der als Nachfolger Zedlitz' mit seinem Edikt 1794 Kant die "Herabwürdigung mancher Haupt- und Grundlehren der heiligen Schrift und des Christentums" zur Last gelegt und Kant anwies, sich religiöser Schriften zu enthalten, da sie deistisches und sozinianisches Gedankengut verbreiteten, das nicht mit der Bibel vereinbar sei. Kant lehrte zwar weiter bis 1796, zog sich aber immer mehr ins Privatleben zurück.

Am 12. Februar 1804 starb der große Philosoph der Aufklärung Immanuel Kant in seiner Geburtsstadt Königsberg. Seine Werke beeinflussen die Philosophie jedoch bis in die heutige Zeit.

Tom Borg

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