Eine seelenvolle Frau machte einmal die Bemerkung, dass, obgleich die Liebe von den meisten als der grosse Inhalt des Lebens anerkannt wird, die Menschen doch noch nicht vermocht haben, ihr ihren Platz im Leben zu bereiten. Ausserhalb der Ehe nennt man sie Sünde; in derselben kann die Liebe – so wie die Ehe jetzt ist – selten leben, und entsteht sie zu einem anderen als dem Gatten, dann muss sie um der Kinder willen geopfert werden.

Diese Beobachtung hat die neue Frau immer mehr in ihrem Entschluss bestärkt, der Liebe ausserhalb der Ehe Platz zu bereiten.

Die Frauen – wie die Männer – haben angefangen, die Sittlichkeitsbegriffe zu prüfen, wo die grossen und kleinen Werte so durcheinander gemischt werden wie die Scatins und die Könige in einem Kartenspiel. Alle Sittlichkeit ist für die Frau gleichbedeutend mit geschlechtlicher Sittlichkeit geworden; alle geschlechtliche Sittlichkeit gleichbedeutend mit der Abwesenheit von Sinnlichkeit und dem Vorhandensein des Trauungsscheins. In Reden und Dichtung wird die Aufgabe des Weibes als »Gattin und Mutter« verherrlicht, aber zugleich wird diese Aufgabe erst dann als achtungswert angesehen, wenn sie – erreicht ist, hingegen aber als entehrend, solange sie mit der gesunden Stärke ersehnt wird, die die Bürgschaft dafür ist, dass man sie voll erfüllen kann! Eine Frau kann stolz und stark sein, gut und arbeitsfreudig, mutig und edelmütig, ehrlich und verlässlich, treu und pflichtgetreu – mit einem Worte, sie kann alle Tugenden besitzen, die man beim Manne preist – und doch unsittlich genannt werden, wenn sie der Menschheit ein neues Leben gibt! Die aus dem Gesichtspunkt der geschlechtlichen Sittlichkeit Tadellose kann hingegen so feige, so verleumderisch, so lügnerisch wie nur möglich sein, ohne dass die Gesellschaft ihr darum ihre Achtung versagt.

Diese Gedankenwirrnis ist so eins mit den Gefühlen, dass es Jahrhunderte dauern dürfte, bis neue Rechtsbegriffe sie umzubilden vermögen.

Denn trotz allem bleibt es wahr, dass die übrige Sittlichkeit des Weibes in einem tieferen Zusammenhange mit ihrer geschlechtlichen Sittlichkeit steht, als dies beim Manne der Fall ist. Die Natur selbst hat diesen Zusammenhang geschaffen, als sie die Liebe und das Kind mit dem Dasein des Weibes enger verband, als mit dem des Mannes. Es muss immer für die ganze Persönlichkeit der Frau von durchgreifender Bedeutung sein, sich der Möglichkeit hinzugeben, ein neues Leben zu schaffen. Und darum ist die Stellung einer Frau, nicht zur Trauung, wohl aber zur Mutterschaft ein entscheidender Massstab für ihre übrige sittliche Entwicklung und seelische Kultur.

Dieselbe geschlechtliche Freiheit für die Frau wie für den Mann erscheint jeder tief weiblichen Frau als eine naturwidrige Forderung. Aber dies bedeutet weder, dass der Mann fortfahren soll, seine Freiheit zu missbrauchen, noch dass die Frau fortfahren muss, die ihre innerhalb »gesetzlicher« Grenzen einzuschränken. Ebenso wenig bedeutet dies, dass die Frauen weiter sich selbst, die Männer, und einander über ihre Natur als Geschlechtswesen belügen sollen. Gewiss gibt es viele in dieser Beziehung unempfindliche Frauen, und gewiss stellen andere verheiratete Frauen die Forderungen der Sinne in Abrede, – weil dieselben befriedigt wurden, bevor sie ihnen zum Bewusstsein kamen. Aber wenn die Entwicklung der Liebe eine reinere und gesundere Anschauung herbeigeführt haben wird, dann werden weder Frauen noch Männer es als einen Vorzug, eine Überlegenheit beim Weibe betrachten, wenn sie den Charakter des »dritten Geschlechts« in sich entwickelt. Da wird jeder erkennen, dass das im vollsten Sinne gesunde und reiche Menschenleben die Erfüllung der Bestimmung als Geschlechtswesen einschliessen muss, und dass, wenn auch die Lebenshemmung nach dieser Richtung keine physischen Leiden mit sich bringt, sie doch tiefe psychische Leiden von kraftherabsetzender Wirkung im Gefolge haben muss. Dann wird man auch nicht absichtlich die Augen davor verschliessen, dass es – neben vielen starken, ausgeglichenen, arbeitsfreudigen unverheirateten Frauen – andere gibt, die ebenso viel Achtung verdienen, obgleich sie nicht ohne die Mutterschaft harmonisch bleiben können. Im Norden dürften die ersteren in der Majorität sein. Etwas weiter südlich ist dies nicht mehr der Fall. Und die Ursache ist nicht Mangel an Selbstzucht oder Arbeitsernst, sondern ganz einfach die schon dargelegte Tatsache: dass das Geschlechtsleben der Frau – wenn es stark und gesund verblieben ist – sie in einer so viel innerlicheren Weise bestimmt als den Mann. Sie leidet selten heftig, oft unbewusst oder halb bewusst unter der Lebenshemmung in dieser Richtung. Aber dafür in einer um so eingreifenderen, die Lebenskraft langsam aussaugenden Weise.

Es ist darauf hingewiesen worden, dass die hochgradige Nervosität der Lehrerinnen nicht nur davon herrührt, dass ihre Arbeit schlecht entlohnt wird und grosse seelische Anspannung verlangt, sondern auch daher, dass sie so sehr darnach angetan ist, ihre Mütterlichkeitssehnsucht aufzustacheln. Aber nicht nur die Lehrerinnen allein werden lange vor der Zeit vergrämt, farblos und geschwächt. Viele Frauen, die in der Ehe neu aufblühen könnten, werden – wenn diese sich nicht bietet – früher oder später zu den Entgleisten gehören. Innere Krankheiten, Hysterie, Wahnsinn, Perversität, Selbstmord sind die Folgen dieses »Opferwesens der Kultur«, das hier seinen geheimsten Ritus hat.

Anmerkung: Man sehe »Das Recht auf Mutterschaft« von Ruth Brée. Da werden eine Anzahl Aussprüche von Fachmännern angeführt. Mir unbekannte, aber von Fachleuten erwähnte Schriften über den Gegenstand sind von Havelock Ellis, E. Laurent, A. Moll u. A. herausgegeben. – »Die Verbrecher der Liebe« von Irma von Troll-Borostyani, Elsa Asenijeff: »Tagebuchblätter einer Emanzipierten«; »Halbtier« von Helene Böhlau; »Offner Brief« von Multatuli; »Demi-Vierges« von Marcel Prévost mögen als einige unter den vielen literarischen Schilderungen der Forderungen oder Verirrungen des geschlechtlichen Lebens erwähnt werden.

In diesem Zusammenhang muss der kürzlich verstorbene Otto Weininger genannt werden. Nach einem Artikel in der »Zeit« hat er in seinem – von Strindberg kürzlich gepriesenen – Buche »Geschlecht und Charakter« behauptet, dass das männliche Element (M) und das weibliche (W) bei allen Individuen in einem gewissen Mischungsverhältnis vorhanden ist, und nicht nur in dem Individuum als Gesamtheit: nein, auch jede Zelle hat ihre bestimmte geschlechtliche Betonung. Wenn ein Mann z. B. ¾ M und ¼ W hat, muss die Frau, die für ihn die Anziehendste wird, ¼ M und ¾ W haben. Homosexuell werden jene, welche ½ M und ½ W haben. Eine solche Naturbestimmung kann, meint Weininger – wie mehrere moderne Ärzte und Kriminalpsychologen – nicht strafbar sein: ein Gesichtspunkt, zu dessen Feststellung auch der Justizmord an Oscar Wilde beigetragen hat und der nun auch in Dr. M. Hirschfelds »Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen« ein Organ hat. Weininger – der in der Frau ein sehr tiefstehendes Wesen sieht – hat nicht die Hoffnung, dass der sexuelle Kampf je aufhören werde: je mehr W eine Frau hat, desto weniger versteht sie den Mann und desto mehr entzückt sie ihn; je mehr M er hat, desto weniger versteht er die Frau und desto mehr entzückt er sie.

Aber jedes derartige Opfer macht das Leben ärmer. Denn es sind oft die wärmsten, an Güte und Seele reichsten Frauennaturen, die in jedem Sinne Fruchtbaren, die so untergehen. Und die Menschheit verliert durch sie nicht nur unmittelbar einen Wert, sondern auch mittelbar, in ihren niemals geborenen Kindern.

Diese Verluste können bis auf weiteres nur durch einen geänderten Sittlichkeitsmassstab vermieden werden, wenigstens solange als es nicht einmal einen Mann für jede Frau gibt. Denn man kann nur eine sehr langsame Wirkung der Massregeln erhoffen, die das Gleichgewicht wieder herstellen können, das die Natur zu beabsichtigen scheint, indem sie sogar mehr Knaben als Mädchen zur Welt kommen lässt, nämlich Massregeln zum besseren Schutz des Lebens der Knaben und Männer. Ein Vorschlag, der vor einigen Jahren in einem der grossen Kulturländer gemacht wurde: eine planmässige und gut überwachte Auswanderung von berufstüchtigen Frauen aus jenen Ländern, wo sie überzählig sind, in Länder anzuordnen, wo das entgegengesetzte Verhältnis herrscht, verdient ganz gewiss als zeitweiliges Hilfsmittel Erwägung. Denn während die Arbeitstüchtigkeit dieser Frauen sie von der Heirat unabhängig machen würde, wären ihnen auch grössere Möglichkeiten geboten, eine solche zu schliessen, ebenso wie den – nun in diesen Gegenden auf das Zölibat oder die Prostitution angewiesenen – überzähligen Männern.

Im grossen gesehen, kann jedoch hier nur das Erwachen des Gesellschaftsbewusstseins helfen. Aber bevor nicht die Jugend selbst mit der Sturmglocke des Handelns das Gesellschaftsgewissen wach läutet, wird die Hilfe auf sich warten lassen.

In einer Beziehung können die arbeitenden jungen Männer und Frauen selbst ihr Schicksal in die Hand nehmen, in der rein äusseren nämlich, die darin besteht, sich die Gelegenheiten zu verschaffen, die ihnen fehlen – während sie für die studierende Jugend nun so manches Lebensglück begründen – die Gelegenheit, sich unter schönen und würdigen Formen der Kameradschaft gegenseitig kennen zu lernen.

In den Fällen hingegen, in denen das Lebensschicksal einer Frau ihr aus dem einen oder anderen Grunde die Verwirklichung der Liebe unmöglich gemacht hat, sollte sie – wie die Gattin in einer unfruchtbaren Ehe – öfter, als es jetzt geschieht, ihr Leben bereichern und zum Teil ihre Muttersehnsucht stillen, indem sie sich unter den schutzlosen Kindern, die es leider noch im Überfluss gibt, eines wählte, um es zu hegen und zu lieben. Solche Pfropfreiser auf dem eigenen Stamme tragen oft herrliche Frucht. Die einsame Frau fällt so nicht der Härte und Bitterkeit anheim, die nicht notwendige Folgen eines gehemmten Geschlechtslebens sind, desto mehr aber die eines erfrorenen Herzenslebens.

In den Fällen, in denen eine Frau durch die Entbehrung der Mutterschaft eine langwierige und unerträgliche Lebenshemmung erfährt, kann sie das kleinere Übel wählen: auch ohne Liebe in der Ehe oder ausserhalb derselben Mutter zu werden. Wer stiehlt, um sein Leben zu retten, muss ungestraft bleiben. Aber sie darf nicht anderen, die nicht in derselben Not sind, als Vorbild hingestellt werden!

Es darf also nicht die Lösung des Rechts auf Mutterschaft werden, dass man die Mehrzahl der unverheirateten Frauen auffordert, sich ohne Liebe ein Kind zu schaffen. Nicht einmal, es von der Liebe zu empfangen, wenn sie im vorhinein wissen, dass ein fortgesetztes Zusammenleben mit dem Vater des Kindes unmöglich ist.

Aber aus ihrem eigenen wie aus dem Gesichtspunkt der Menschheit hat hingegen diejenige unverheiratete Frau ein Recht auf die Mutterschaft, die eine so reiche menschliche Seele, ein so grosses Mutterherz, einen so männlichen Mut hat, dass sie ein Ausnahmeschicksal tragen kann. Sie hat den ganzen Reichtum ihres Wesens und den des Geliebten durch das Kind der Menschheit zu vererben; sie hat ihre ganze Persönlichkeitsentwicklung, ihre geistige und körperliche Lebenskraft, ihre durch die Arbeit errungene Unabhängigkeit für die Erziehung des Kindes einzusetzen. Sie hat in ihrem Lebenswerk nur für einen Teil ihres Wesens Verwendung gehabt: voll und ganz will sie es ausdrücken, ehe sie von des Lebens Gabe scheidet. Mit dem vollen Ja und Amen ihres Gewissens wird sie darum Mutter.

All dies gilt jedoch selten von einer Frau, ehe sie nicht die Grenze zu »la seconda primavera« erreicht oder überschritten hat; erst dann dürfte sie volle Sicherheit über den Ernst ihrer Sehnsucht und über ihren Mut haben, sowie die begründete Überzeugung, dass das Leben ihr kein höheres Glücksschicksal vorbehalten hat. Und nicht einmal sie darf ein Vorbild für die endgültige Lösung des Problems werden. Aber in Zeiten wie der unsrigen, wo die Lebenshemmung in dieser Richtung unleidlich geworden ist, sind Wagestücke berechtigt, wenn sie glücken!

Wenn ein solches Wagestück glücken soll, muss die Frau nicht nur rein wie Schnee sein, nein, rein wie Feuer, in ihrer Gewissheit, mit dem Kinde ihrer Liebe ihrem eigenen Leben eine strahlende Steigerung und der Menschheit einen neuen Reichtum zu geben.

Ist sie das – dann klafft auch ein Abgrund, tief wie bis zum Mittelpunkt der Erde, zwischen dieser unverheirateten Frau, die der Menschheit ihr Kind schenkt, und der unverheirateten Frau, die »ein Kind kriegt«.

Zweifellos würde die Erstgenannte es als das ideale Glück betrachtet haben, ihr Kind in Gemeinschaft mit dessen Vater erziehen zu können. Die Umstände, die sie hindern, können verschiedener Natur sein. Die Freiheit des Mannes ist z. B. von früheren Pflichten oder Gefühlen beschränkt, die ihn mit oder gegen seinen Willen fesseln. Die Lebensbedingungen und die Tätigkeit des einen oder anderen Teils können eine volle Vereinigung unmöglich machen. Ebenso die Erfahrung, dass die Persönlichkeit des einen oder anderen durch die Ehe gehemmt würde. Oder auch hat die Liebe selbst nicht das gehalten, was sie versprochen, und die Frau ist stolz genug, sich nicht als gefallen anzusehen, nicht zu glauben, dass sie durch eine Ehe rehabilitiert werden müsse, die im Gegenteil unter diesen Verhältnissen der Sündenfall wäre.

Es gibt schliesslich einzelne Fälle, wo eine hervorragende Frau – denn es sind oft die Besten, die von dem starken Wunsche nach dem Kinde ergriffen werden – fühlt, dass sie ihre Mutterschaft nicht mit den Anforderungen der Liebe und des geistigen Schaffens vereinigen kann; dass sie nur zwei Aufgaben zu genügen vermag und darum von der Liebe das Kind nimmt, aber von der Ehe absteht.

Aber es gibt auch ganz entgegengesetzte Schicksale, wo die Frau für ihr eigen Teil das Kind wünscht, aber um des Mannes willen darauf verzichtet.

In den meisten Fällen geschieht dies, weil sie sein Werk mit solcher Liebe umfängt, dass sie, wenn es verlangt wird, im Geiste Heloisens diesem ihr Mutterglück opfert. Und je mehr die Liebe sich vervollkommnet, desto mehr lernt die Frau das Werk des Mannes wie ihr Kind lieben, er hingegen ihr Werk so, wie er sein eigenes liebt.

Aber es können auch andere Gründe sein, die eine Frau bewegen, dem Manne volle Freiheit zu bewahren, wie zum Beispiel der, dass er der jüngere ist, oder dass sie weiss, dass sie ihm kein Kind schenken kann. Solche Bündnisse sind heute nichts Ungewöhnliches, Bündnisse, durch die zwei Menschen lange ihr eigenes Leben und das Leben um sich reicher machen. In die Zärtlichkeit für den Mann setzt eine solche Frau ihre Mütterlichkeit um. Das Beste ihrer eigenen Produktionskraft gibt sie dem Gedankenaustausch mit ihm, der so wächst, während sie stehen bleibt. Aber sie geniesst dabei die Seligkeit, die die Mutter mit dem Kindlein an ihrer Brust erfährt; sowie diese sich doppelt für das Kind nährt, sucht eine solche Geliebte die reichste geistige Nahrung, um sie dann mitzuteilen: sie hat das Gefühl, das zu stehlen, was sie sich allein aneignet. Vielleicht wäre das Märchen vom Pelikan, der die Jungen mit seinem Herzblut nährte, ein besseres Symbol für diese Frauen, die gefasst sein müssen, den Mann früher oder später die junge Braut suchen zu sehen, die seiner Sehnsucht in jeder Beziehung entsprechen wird. In Fällen wie diesen bewahrheitet es sich wenn je, dass die »grosse Liebe mehr will als Gegenliebe«, dass sie »schaffen will«. (Nietzsche). Hier wenn je offenbart die Frauennatur, dass ihre grosse geniale Begabung die für die Liebe ist; dass je höher eine Frau sich erhebt, desto gewisser eigener Ruhm, eigene Siege, eigene Zukunft federleicht gegen das Glück wiegen, ihre grosse Anlage, zu lieben, in ihrer ganzen Fülle zu entwickeln. Und wann liebt sie tiefer, als wenn sie den ganzen Überfluss ihres entwickelten Frauenwesens an die Vervollkommnung des Geliebten – für ein anderes Weib – verschwendet?

Was jede Frau in unserer Zeit mehr als in irgend einer anderen braucht, das hat Ricarda Huch mit den Worten ausgesprochen: »Mut für sich, Mitleid für die anderen!«

Mut zu einem eigenen Schicksal; Mut, es zu tragen oder darunter zusammenzubrechen. Aber auch Mut, auf sein Schicksal zu warten, es zu wählen. Mitgefühl mit den Vielen, denen der eine oder andere Teil des neuen Mutes gefehlt hat: der Wagemut oder das Bereitsein oder das Abwarten.

Diese beiden Wege, die der neue Mut des Weibes gefunden hat – der Mann und die Arbeit ohne das Kind oder das Kind und die Arbeit ohne den Mann – müssen berechtigte Lebensformen genannt werden, wenn sie sich als lebensteigernd erweisen. Aber sie können doch nicht die Lebenslinie für die Mehrzahl werden. Diese folgt der Richtung des alten indischen Weisheitswortes: dass der Mann ein halber Mensch ist, die Frau ein halber und nur Vater und Mutter mit ihrem Kinde ein ganzer werden! Und wenn auch die Frauen das Recht besitzen, ihre erotische Sehnsucht zu erfüllen, insoweit das Leben sich dadurch erhöht, so dürfen sie doch niemals vergessen, dass sie erst dann ihr volles Menschentum erreichen, wenn sie durch die Liebe dem Manne ein Kind und dem Kinde einen Vater gegeben haben.

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