Es muß so viel Nachdenken einem Gedanken vorhergehen, als Generationen einem Denker.

Geistreiche Leute erlöschen vor einem großen Manne, wie die Sterne vor der Sonne.

Das Genie ist ein Herrscher, der sich in eine Hütte einquartieren kann, und durch seine Gegenwart wird die Hütte zum Palast.

Das Genie ist wie der Wind: man weiß nicht, woher es kommt, wohin es geht; man weiß nicht, was es in sich trägt, noch was es zerstört, und am allerwenigsten weiß das Genie es selber.

Sei geistreich, wie die Reichen Juwelen haben, als Ueberfluß. Bist du nur geistreich, so ist es geschmücktes Elend.

Du begegnest einem Denker und grollst ihm, weil du ihn weder glänzend noch geistreich findest.

Ehrgeiz ist dem Geiste fast ebenso verderblich wie Hunger. Seine schönsten Gedanken um ein Stück Brod hergeben, ist ein Unglück; arbeiten um ein Lorbeerblatt ist eine Gefahr.

Das Urtheil ist oft ein Vergrößerungsglas, das aus einem Mikroben einen Drachen macht.

Das Genie ist wie ein Samen, der vom Winde verweht, sich säet, ohne nach dem Boden zu fragen, der es ernähren soll.

Widerspruch belebt das Gespräch. Deßhalb ist es bei Hofe so langweilig.

Der Künstler verliebt sich in eine jungfräuliche Leinwand, in ein weißes Blatt, in einen rohen Block. Sobald seine Hand sie unsterblich gemacht, werden sie ihm zuwider, und wehe ihm, wenn er in sie verliebt bliebe!

Schlechte Dichter machen aus der Sprache, was schlechte Priester aus der Religion machen: ein enges Gefängniß.

Man nennt Häßlichkeit Wahrheit und Grobheit Ehrlichkeit.

Einige Schriftsteller scheinen von ewigem Albdrücken behaftet zu sein; sie möchten einen schönen Traum herbeirufen, aber rings sind sie umgrinst bis zum Entsetzen.

Ungeheuer giebt es, das ist gewiß; aber sie auf dem Markte für Geld sehen lassen, oder sie in Büchern beschreiben, ist dasselbe.

Man glaubt Rabelais zu sein, wenn man die Dinge bei Namen nennt. Du sahst den König ausspucken, spuckst auch und glaubst, du seist ein König.

Der Künstler ist Jacob, das Genie der Engel, den er bezwingen soll. Er geht aus dem Kampfe als Sieger und Krüppel hervor.

Correggio verstand das Mutterglück, indem er alles Licht vom Kinde ausstrahlen ließ, und Bellini hat den Mutterschmerz verstanden, indem er die weinende Mutter der Leiche ihres Sohnes zulächeln läßt.

In der Kunst soll man nicht eine Wahrheit, sondern die Wahrheit sagen. Das ist ebenso schwer als im Leben.

Der Künstler thut großes Unrecht, wenn er Andern seine krankhafte Gehirnüberreizung mittheilt.

Viele Schriftsteller sind wie schlechte Photographen: sie vergrößern die hervortretenden Theile bis in's Uebermaß; sie machen Falten wie Säbelhiebe und Sommersprossen wie Blatternarben. Und das erstaunte Publicum ruft: »Das ist die Wahrheit, nur haben wir sie bisher nicht erkannt!«

Ohne Güte keine Wahrheit. Die Beobachtung durch die Augen allein ist unvollständig.

Das Genie ist wie die Sonne, strahlend, befruchtend, verzehrend.

Die schlechten Thaten des Königs David sind vergessen; seine Psalmen sind geblieben.

Die Religionen haben die Kunst belebt, aber die Künstler sind selten Heilige gewesen.

Am Vorabend einer großen Arbeit hält man sich für talentlos, erschöpft, überarbeitet, fertig, unfähig das Geringste zu leisten, – man möchte sterben. Der nächste Tag schickt einen Strahl, und alles wird hell umher: du bist wieder jung, stark, am Lebensanfang, als hättest du es nie gekannt.

Du pflegst deine kleinen Talente und weißt nichts vom Großen, das still in ihrem Schatten wächst.

Weil dein Talent dir ohne Anstrengung kommt, verachtest du es – bis deine Freunde und noch mehr deine Feinde es dir enthüllen.

Des Künstlers Gehirn empfängt gewaltige Eindrücke, heftige Erschütterungen, wo die Andern nichts gewahrten, und dann sagen sie, er sei verrückt.

Zwischen Verzweiflung und Wahnsinn werden die größten Sachen hervorgebracht.

Die beiden größten Dichter, Homer und Shakespeare, haben sich selbst dermaßen in Schatten gestellt, daß man an ihrem Dasein zweifelt.

Du hörst mit Erstaunen zu, wenn dein Werk gepriesen wird: denn du fühlst dich bereits weder als Schöpfer, noch verantwortlich.

Die schönsten Sachen sind unbewußt geschaffen worden, wie die großen Männer.

Man kniet vor dem Künstler nieder, weil man in ihm ein göttliches Attribut erkennt: die Schöpferkraft.

Schreib nicht, wenn du's lassen kannst.

Ein Künstler entdeckt eine Goldader; sofort stürzt sich die Masse darauf, erschöpft die Ader und fährt fort, sie ausbeuten zu wollen.

Frauen sind eher im Stande, Künstler zu verstehen, als Männer; durch's Muttersein wissen sie, wie grausam das Gebären ist.

Heute ist ein Jeder Virtuose; aber es giebt darum nicht viel mehr Künstler.

Halte dich nicht für erniedrigt, weil du die Versuchung gekannt hast. Denke an Sokrates, der sich selbst bezwungen.

Die Geduld ist nicht passiv. Im Gegentheil, sie ist eine That, sie ist concentrirte Kraft.

Es gehört unendliche Zartheit dazu, auf eine Beichte zu antworten, ohne Gift in die Wunde zu streuen.

Reinheit ist wie der Opal. Die sein Feuer nicht sehen, halten ihn für unscheinbar.

Wenn dieser Erde Freuden nicht rein sind, so ist es, weil wir nicht rein sind.

Die Pflicht faltet nur die Brauen so finster, wenn du vor ihr fliehst; folge ihr und siehe, sie lächelt.

Wie geduldig würde man mit Jedem sein, wenn man seine Fehler für Gehirnkrankheit hielte.

Dummheit stellt sich in die erste Reihe, um gesehen zu werden; der Verstand stellt sich zurück, um zu sehen.

Wie geistreich müssen die Großen der Erde sein, um sehen zu können, obgleich sie in der ersten Reihe sind.

Reinheit kann ohne Naivetät bestehen, aber nicht Naivetät ohne Reinheit.

Wir bekämpfen unsre Fehler, unter denen wir selber leiden, und ziehen die groß, die die andern leiden machen.

Es sind besonders schlechte Gewohnheiten, die widerwärtig erscheinen, während Fehler manchmal liebenswürdig sind.

Es giebt nur ein einzig kleines Wort, das dem Leben Werth verleiht: das Wörtchen Für. Der Mann sagt: Für was? Das Weib: Für wen? – und das Kind antwortet: Für mich! –

Eine Frau, die auf sich hält, wird immer vor der Welt für eine glückliche Frau zu gelten wissen.

Die Pflicht ist Manchem eine Zwangsjacke.

Die Liebe erschafft die Welt, die Pflicht regiert sie.

Sich von der Pflicht befreien, heißt entweder verrückt sein oder verbrecherisch.

Erziehung ist die Kunst, seine Pflicht zu kennen und seine Freiheit zu beschränken.

Heutzutage giebt es nur noch Abiturientenexamen; Erziehung ist altmodisch.

Da man nicht mehr graziös zu sein versteht, so ersetzt man die fehlende Grazie durch äußerstes Gehenlassen, das man für elegant erklärt.

Unterricht erweitert die Interessen, Erziehung vermehrt die Pflichten.

Die Kleinen haben nur Rechte, die Großen nur Pflichten.

Du hörst auf, ein Kind zu sein, an dem Tage, da du das Wort: Pflicht verstanden hast.

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