Horaz über Ruhm

  • Ich werde nicht ganz sterben.

    Non omnis moriar.

    -

Horaz

römischer Dichter

* 18.12.65 vCh Venusia, Apulien
† 27.11.8 vChr Rom (Italien)

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

In der Schule lernten wir Horaz als einen der bedeutendsten römischen Dichter in der Zeit von Kaiser Augustus kennen. Er selbst bezeichnet sich als "ein Schweinchen aus der Herde des Epikur", was den philosophischen Einfluss auf seine Gedankenwelt betraf, obschon er selbst aus der epikureischen Lehre nur einige Grundprinzipien übernommen hat. So galt Lust als höchstes Gut und Schmerz als das große Übel. Neben seinen bedeutenden Schriften hat er uns auch das Zitat über "sein" Sterben hinterlassen, das zum Nachdenken anregt und Assoziationen freisetzt.

Unsterblich geworden ist er beispielsweise mit seinen Werken, die bis heute noch gelehrt und gelesen werden. Insofern hat sich im Nachhinein seines physischen Todes sein Spruch auch bewahrheitet. Ob er allein die Bedeutung seiner Werke in Bezug auf das "nicht ganz sterben" meinte, wissen wir nicht. Tatsache aber bleibt, dass viel von seinem Geistigen sich über fast 2000 Jahre erhalten hat.

Vielen bedeutenden Künstlern, Genies oder kreativen Köpfen aus dem Bereich von Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur geht es ebenso. Auch wenn sie uns schon lange verlassen haben, bleibt jener besondere Teil als lebendige Erinnerung zurück, der der Menschheit ein besonderes Geschenk vermachte. So lebt ein Teil des Verstorbenen weiter, weil die Physis eben nicht die einzige Präsenz ist, die das Wesen Mensch letztlich ausmacht.

Ob es sich bei diesen Geschenken, Erfindungen, Gedanken oder Errungenschaften um neue technische Dinge handelt, eine unsterbliche Musik, neue ökonomische Modelle oder die Werke aus Malerei, Skulptur oder sozialer Kunst, ist zweitrangig. Priorität bleibt der Wert für einen ausreichend großen Teil der Menschheit, die diese auch Jahrhunderte oder Jahrtausende nach dem Tod des menschlichen Schöpfers zu schätzen und würdigen weiß. So leben bedeutende Menschen in und durch ihre Werke fort.

Horaz bedeutende philosophische Ansichten fanden sich auch im Humanismus und Klassizismus wieder und er trieb die klassische Literatur seiner eigenen Zeit gern bis auf die Spitze. Seine eigene Lebenshaltung charakterisierte er mit: Nullius addictus iurare in verba magistri, was so viel bedeuted wie: Verpflichtet, auf die Worte keines Meisters zu schwören.

Hinterfragt man diese seine Lebenshaltung, so verbirgt sich dahinter die Dynamik und das Wollen, unter Umständen auch den eigenen Meister, der einen prägte, zu übertreffen und über sein Wissen weiter hinauszuwachsen. Auch diese Haltung birgt im Kern etwas Unsterbliches, das mit seinem Zitat durchaus in Einklang steht.

Horaz gehörte damit auch zu den Freidenkern seiner Zeit, für die Raum und Zeit vermutlich nur relative Größen waren und er dem Geistigen einen Nichtort in der Ewigkeit beschied… und dort, so glauben wir, gibt es kein Sterben.

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