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Was immer du tust, handele klug und bedenke das Ende.
Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.
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Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat
Unsere Welt ist dank vieler technischer Neuerungen und Möglichkeiten zu einer Welt von Aktivisten, Akteuren und Machern geworden. Das, was wir tun, geht uns oft in rasanter Geschwindigkeit von der Hand. Auch tun wir vieles gleichzeitig. So arbeiten wir am Computer, hören dabei Musik und vielleicht läuft im Hintergrund auch noch der Fernseher, der einen weiteren Teil unserer mentalen Aufmerksamkeit braucht, während unsere Füße gerade ein Fußbad nehmen. Zahllos sind die Möglichkeiten der gleichzeitigen Mehrfachaufgabe, die wir heute erfüllen können. Und was wir tun, muss vor allem auch deshalb möglichst schnell gehen, weil viele andere Arbeiten auch auf Erledigung warten, der Terminkalender übervoll ist, die Vorhaben und Pläne im Kopf kein Ende nehmen wollen.
Die Sache mit der gesunden Entschleunigung haben wir natürlich ebenfalls im Hinterkopf, wissen um die Wichtigkeit für unser seelisches und körperliches Wohlergehen… und lassen sie dort erst einmal ruhen. Erst muss die Prioritätenliste abgearbeitet werden, dann darf entschleunigt werden, wenn es zeitlich dann noch dazu reicht. Persönliches kommt in unseren Tätigkeiten dabei oft zu kurz, wenn es denn überhaupt vorkommt. Und auch vieles vom Zwischenmenschlichen steht vorübergehend auf dem Abstellgleis.
Ist das alles klug? Nein, gewiss nicht. Und wir fühlen und wir wissen es. Aber wir schaffen es kaum, aus dem Hamsterrad des täglichen Aktionismus herauszusteigen. Was die Klugheit dabei angeht, so sind wir wenig motiviert, sie ernstlich auf den Prüfstand zu stellen. Es sei denn, unter Beachtung der sachlichen Prioritäten, die das Persönliche dann wiederum schnell aus Zeitgründen ausschließen. Da mag dann der berstende Terminkalender seine Begründung in der notwendigen Existenzsicherung finden oder in ähnlichen schwerwiegenden Argumenten, die leider auch nicht einfach vom Tisch zu wischen sind.
Vom Wert der Voraussicht und der Änderungsbereitschaft
Dennoch kommen immer wieder Momente in vielen Menschen hoch, die uns innehalten lassen und uns den Wahn unseres alltäglichen Mega-Tuns hinterfragen lassen. Bedenken wir dabei das Ende, so kann uns schummrig dabei werden. So mancher, der dann beispielsweise vor sich selbst zugeben muss, dass seine diversen körperlichen Probleme, die chronisch zu werden drohen, doch letztlich seinem Lebenswandel und seiner Einstellung zur Arbeit geschuldet sind.
Warum nur tun wir es trotzdem und handeln gegen unsere eigene Vernunft? Vor allem wohl deshalb, weil wir noch immer nicht willig und bereit sind, das Begonnene eben klug zu handhaben und in seinen Konsequenzen bis zum Ende durchzudenken, so wie es uns das Sprichwort empfiehlt.
Nun mag man einwenden, dass dies nicht immer möglich ist, weil sich vieles prozessual entwickelt und man nicht jede Entwicklung im Voraus in ihrem Ergebnis auch schon wissen kann. Dieses Argument ist stark, aber nicht vollständig. Denn wir besitzen ja schließlich auch unseren gesunden Menschenverstand, der uns durchaus frühzeitig mit innerer Stimme flüstert, wann unsere gesunden Aktivitäten in krankmachenden Aktivismus auszuarten drohen. Oder wann eine Marschrichtung bei einer Zielsetzung die falsche Methode gewählt und wichtige Dinge dabei übersehen will, weil sie das eigene Konzept zu sehr stören.
Spätestens hier korrumpieren wir uns oft selbst und stellen uns blind gegen die Vernunft, die in uns wohnt und ernstgenommen werden möchte. Wir machen lieber das Falsche, das uns aber zur Gewohnheit geworden ist, als das Richtige und Vernünftige, das allerdings eine Verhaltensänderung bedingt. Das Ende klammern wir dabei gerne aus.
Es ist eigentlich nicht besonders schwer, sich in seinen Aktivitäten auch klug zu verhalten, wenn man sich weder unter Zeitdruck setzt, noch sich vor notwendigen Veränderungen, die das Leben immer wieder erfordert, drückt, weil sie unbequem sind. All jene, die vorausschauend handeln und auch ein mögliches Ende mit im Hinterkopf haben, haben die besseren Karten als die hyperaktiven Akteure.
Der Lohn, den wir erreichen können, ist ein Mehr an Lebensqualität für uns selbst und damit auch für unsere Umwelt und die Welt an sich.