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Adolf Knigge

Knigge - ein Name, ein Mann und ein Missverständnis. Und die Missverständnisse fangen schon beim Namen an, denn Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig von Knigge heißt knapp und korrekt eigentlich Adolf Freiherr Knigge, ohne das "von" und dennoch von Adel.

Der Mann selbst, war weder ein versnobter knorriger Adelsmann, noch war sein "Knigge" der geistige Erguss eines Oberlehrers, der aller Welt erklären, wie man sich zu benehmen hatte. Schon gar nicht war "der Knigge" ein das Einzelwerk eines gelangweilten alten Herren, denn Adolf Freiherr Knigge halt viel, sehr viel geschrieben. Die Faksimile-Ausgabe seiner "Sämtlichen Werke" aus 1922 umfasst immerhin 24 Bände.

Doch das größte aller Missverständnisse zum "Knigge" ist der "Knigge" selbst. Das Wort steht heute als eine Art Gattungsbezeichnung für Benimm-, Etikette- und Ratgeber-Literatur, mithin also etwas, was Adolf Freiherr Knigge mit seinem Werk " Über den Umgang mit Menschen" gerade nicht liefern wollte. Er schrieb seinerzeit selbst in der Einleitung, dass er kein "Complimentir-Buch" schreiben wolle. Knigge beabsichtigte vielmehr eine Aufklärungsschrift für Taktgefühl und Höflichkeit im Umgang mit den Generationen, Berufen und Charakteren.

Auch aus heutiger Sicht ist "Der Knigge" eher ein soziologisch ausgerichtetes Werk im Sinne der Aufklärung. Die Struktur des Werkes gibt eine völlig andere Sichtweise: Knigge gliedert seine Ausführungen nach Bekanntschaftsgraden und Berufsgruppen. Der erste Teil befasst sich ganz allgemein mit "Allgemeine Bemerkungen und Vorschriften über den Umgang mit Menschen", "Über den Umgang mit sich selbst" und "Über den Umgang mit Leuten von verschiedenen Gemütsarten, Temperamenten und Stimmungen des Geistes und Herzens". Und es entbehrt nicht eines gewissen Humors, dass Knigge das letzte Kapitel "Über das Verhältnis zwischen Schriftsteller und Leser" nennt.

Geboren wurde Adolph Freiherr Knigge am 16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover in den Kreis einer niedersächsischen verarmten Adelsfamilie. Seine Eltern verstarben schon recht früh. Die Mutter verlor er mit 11 Jahren, den Vater mit 14. Sein Erbe bestand aus 130.000 Reichstaler Schulden. Das Anwesen der Familie kam unter Zwangsverwaltung und Knigge vom Vormund zur privaten Erziehung nach Hannover geschickt.

Ab 1769 studierte Knigge Jura und Kameralistik in Göttingen, wurde aber schon 1771 hessischer Kammerassessor. Die zerrütteten Finanzen, sowie amtliche und gesellschaftliche Zwistigkeiten ließen ihn jedoch bald auf seinen Posten verzichten.

1773 heiratete Knigge das Hoffräulein von Baumbach. Sie zogen zunächst nach Nentershausen und 1777 nach Hanau. Knigge sieg vom Hofjunker zum weimarischen Kammerherrn auf. Da er ein gewandter Gesellschafter war, genoss er die Gunst des hessischen Erbprinzen.

Die unsteten Familienverhältnisse in Knigges Jugend ließen trotz all der Erziehung und Gewandtheit, die er besaß, einiges an Charakter und vor allem Durchhaltevermögen vermissen. Knigge nahm vieles in Angriff, doch fehlte zuletzt der letzte Schliff oder es kam zu gesellschaftlichen Zwistigkeiten, die Knigge zu einem Wechsel, meist Ortswechsel, zwangen. So erklärt sich auch die Masse der Werke Knigges. Er schrieb viel, musste auch viel schreiben wegen seiner maroden Finanzen. Aber auch seinen Werken fehlte es immer wieder am letzten Quentchen Qualität, die ein literarischen Durchbruch ermöglich hätten. Sogar als Komponist versuchte er sich.

1788 erschien die erste Ausgabe seines bis heute bekanntesten Werkes "Über den Umgang mit Menschen". Knigge veröffentlichte noch weitere Schriften. Aufmerksamkeit fanden davon vor allem "Reise nach Fritzlar im Sommer 1794" (1795) und "Über Eigennutz und Undank: Ein Gegenstück zu dem Buche: Ueber den Umgang mit [den] Menschen" (1795).

Am 6. Mai 1796 starb Adolf Freiherr Knigge in Bremen. Sein Werk "Über den Umgang mit Menschen" machte ihn jedoch unsterblich, auch wenn die meisten damit etwas völlig anderes verbinden, als er seinerzeit geschrieben hat - denn wirklich gelesen haben den echten "Knigge" heutzutage wohl nur noch wenige.

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