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August Strindberg

Obwohl er schon 100 Jahre tot ist, teilt er nicht das Schicksal vieler schriftstellerischer Kollegen, die schon längst vergessen sind: Johan August Strindberg ist auch heute immer noch ein gefragter Autor. Allerdings: der schwedische Dichter hat den größten Teil seines Lebens mit der Heimat gehadert. Denn in seinen Werken hat er nicht nur die literarischen Gepflogenheiten ignoriert, er hat sich auch mit den gesellschaftlichen Problemen auseinandergesetzt. Und seine Einstellung zu Frauen ist bis heute Gegenstand von Diskussionen. Er selbst hat sich nie als Frauenhasser bezeichnet, er lehne nur die Frauenbewegung ab, hat er mal versucht, sein Image zu korrigieren.

Johan August Strindberg ist am 22. Januar 1849 in Stockholm geboren worden, hier ist er auch gestorben (am 14. Mai 1912). Als er eben 20 Jahre alt geworden war, begann seine Karriere, die das literarische Schweden bis über den Tod hinaus dominierte. Ihn als Schriftsteller zu bezeichnen, würde diesem vielseitigem Zeitgenossen nicht gerecht. Er war darüber hinaus auch als Maler und Fotograf erfolgreich. Ein von ihm gemaltes Bild erzielte später 1,2 Millionen britische Pfund.

Bevor er aber in der Kunst seine Bestimmung fand, führte er ein recht gutes Leben als Sohn eines Dampfschifffahrtskommissionärs, auch wenn er immer behauptete, er habe eine arme Kindheit gehabt. Nach dem Abitur 1876 führte er ein unstetes Leben, wahrscheinlich, um seinen Platz zu finden. Er war Lehrer und Tutor, studierte Medizin und verdingte sich als Schauspieler. Später kamen noch Naturwissenschaften, Alchemie und Okkultismus dazu. Der Erfolg hielt sich in Grenzen. An der Universität von Uppsala studierte er auch immer mal wieder. Da blieb er den Professoren als Dauernörgler und unangenehmer Zeitgenosse in Erinnerung. Im Laufe seines Lebens interessierte er sich auch für Soziologie, Psychiatrie und Chemie.

Erfolgreicher war sein Job als Journalist für Schwedens größte Tageszeitung Dagens Nyheter. Auch persönlich ging es aufwärts. Mit der Finnlandschwedin Siri von Essen, die er in dieser Zeit kennenlernte, verband ihn eine stürmische Liebe. 1877 heirateten die beiden. Zwischen Liebe und Hass entwickelte sich Strindberg schriftstellerische Ader. 1879 erschien der satirische Roman "Das rote Zimmer". Von da an setzte er sich immer wieder mit der schwedischen Obrigkeit kritisch auseinander. Als dann 1882 das Buch "Das neue Reich" erschien, tobte ganz Schweden. Strindberg blieb nichts anderes übrig, als mit seiner Familie das Land zu verlassen. Es begannen Jahre der Wanderschaft durch viele Länder Europas, überwiegend Frankreich, Schweiz, Deutschland, Dänemark und England. Hier tobte er sich in der Boheme jener Zeit aus.

Ein Leben voller Kampf und Kritik

August Strindbergs Verhältnis zu Frauen war zwiespältig, aber er lehnte sie nicht ab, wie man anfangs behauptete. Er war immerhin dreimal verheiratet. Sein Verhältnis zu Frauen war zwar kompliziert, aber die Vielzahl der Briefe, die er mit Frauen während langer Schriftwechsel austauschte, sprechen gegen den ihm anfangs zugeschriebenen Frauenhass.

Erst 1896 kehrte er nach Schweden zurück. Nachdem er im Exil die Zahl seiner Feinde kräftig gemehrt hatte, änderte sich allmählich das Verhältnis seiner Landsleute zu ihm. Und als er dann 1912 vermutlich an Krebs starb, begleiteten ihn mehr als 60.000 Menschen auf seinem letzten Weg.

Alle Werke Strindbergs aufzulisten, ist praktisch unmöglich. Nur ein Bruchteil ist überhaupt noch in deutscher Sprache verfügbar gewesen, heute sind es noch weniger. Immerhin hat er mehr als sechzig Dramen, zehn Romane, dazu noch Novellensammlungen und mindestens 8.000 Briefen verfasst. Rein mengenmäßig war er damit der produktivste Schriftsteller seiner Zeit, viel bedeutsamer war seine Sprache. Er drückte sich weniger literarisch als umgangssprachlich aus. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb er bis heute immer noch ein gefragter Autor ist. Damit hat er im Theater den Weg für die moderne Dramatik freigemacht.

Anfangs betrieb er in seinen Werken schonungslose Kritik an Staat, Kirche, Schule, der Wirtschaft und der Presse. Wie aktuell er bis heute geblieben ist, zeigt dieses Zitat aus dem ersten Roman "Das rote Zimmer". Man feiere es als die größte Entdeckung des Jahrhunderts, "dass es nämlich billiger und angenehmer ist, vom Geld der anderen zu leben als von der eigenen Arbeit". Nach den ersten Jahren, die als naturalistische Phase bezeichnet wird, schloss sich nach psychischen Krisen eine expressionistische Phase an.

Es gab im Laufe des Schaffens keine Gruppe, mit der er sich nicht angelegt hat. 1884 wurde er wegen des Werkes "Heiraten" wegen Gotteslästerung angeklagt. Die Kirche als Institution war ebenfalls in seinem Mittelpunkt der Kritik, weil sie nur dem Gewohnheitschristentum Vorschub leiste.

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