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Gottfried Keller

Gottfried Keller kam am 19. Juli 1819 in Zürich als Sohn eines weitgereisten Drechslermeister zur Welt. Seine künstlerische Laufbahn begann Keller als Landschaftsmaler bevor er sich im Vormärz der politischen Lyrik zu wandte.

Gottfried Keller gilt als Meister der Novellendichtung und als einer der bedeutendsten Erzähler des bürgerlichen Realismus. Er gehörte jedoch zu den Menschen, für die Schreiben nicht reines Mittel zum Broterwerb war. Vielmehr schreibt er gegen sein persönliches Scheitern an, gegen psychische Spannungen denen Keller in seiner Kindheit und Jugend ausgesetzt war, die ihn zu einer Leben in - wie Keller selbst bekannte - einer "stillen Grundtrauer" verdammte.

Gottfried Keller hat abgründige Lebenskrisen durchgemacht und ist in seinem leben so viele Umwege gegangen, dass es fast schon verwunderlich ist, das der anfangs so oft gescheiterte Mann sein Leben als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts beendete.

Als Kind eines Drechslermeisters mit geringen Einkünften wächst er zusammen mit der drei Jahre jüngeren Schwester Regula auf. Der Vater stirbt als der Junge fünf Jahre alt ist. Die Mutter kann als Pensionswirtin die kleine Familie mehr schlecht als recht über Wasser halten und heiratet nach zwei Witwenjahren einen Handwerker der Pension. Der beansprucht bald die Rolle des neuen Vaters - und nach dem echten Vater geht dem Jungen ein Teil der Mutter durch Entfremdung verloren. Doch auch die Ehe der Mutter stand unter keinem guten Stern. Nach wenigen Monaten zerstritten sich die Eheleute und gingen auseinander. Danach lebte die Mutter mit ihren beiden Kindern allein vom Ertrag des Hauses und ihrer Arbeit darin.

Vom sechsten bis zum zwölften Lebensjahr besuchte Gottfried Keller eine nach Methode des Zürcher Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi betriebene Schule für Arme, wo Kinder unentgeltlich unterrichtet wurden. Anschließend zwei Jahre eine weiterführende Anstalt, an der auch Französisch und Italienisch unterrichtet wurde. Ostern 1833 wurde Keller in die neugegründete kantonale Industrieschule aufgenommen, der er aber ein Jahr später verwiesen wurde. So stand der damals fünfzehnjährige Keller ohne Schulabschluss vor der Frage der Berufswahl - und er entschied sich für die Malerei, seine zweite Begabung. Keller will Landschaftsmaler werden und geht zunächst nach Zürich, 1840 Dank einer kleinen Erbschaft dann an die Münchner Kunstakademie. Dort ist ihm jedoch kein Erfolg beschieden Deprimiert und enttäuscht kehrt er nach zwei Jahren zurück, um es jetzt mit Literatur zu versuchen. Erste lyrische Arbeiten hat er inzwischen für Zeitschriften abgeliefert; sie erscheinen 1846 als erste Sammlung seiner "Gedichte".

In den Tagen des Vormärz bekannte auch Keller politische Farbe und nahm 1844 und 1845 an den beiden Zürcher Freischarenzügen nach Luzern teil. Dennoch ging es nicht wirklich vorwärts und die Lage des inzwischen Dreißigjährigen war kaum besser als nach seiner Rückkehr aus München. Die ersten Honorare waren aufgebraucht und der Anfangsruhm verblasst - und mit literatur- und kunstkritischen Beiträgen für die Neue Zürcher Zeitung und die Blätter für literarische Unterhaltung war kein Lebensunterhalt zu verdienen.

Mit einem Stipendium der Zürcher Regierung gelangte Keller 1848 nach Heidelberg und zog 1890 weiter nach Berlin, um Theaterautor zu werden. Jedoch kommen seine dramatischen Pläne und Entwürfe nicht voran obwohl er mit der literarischen Prominenz der Zeit zusammentrifft. Keller mangelte es schlichtweg an einem Mentor, der seine richtungslose Jugend lenken kann.

Doch als Gottfried Keller 1855 aus Berlin zurückkehrte, brachte er trotz aller Fehlversuche die erste Fassung des "Grünen Heinrich" nach Hause. Ein Jahr später druckte der Braunschweiger Verleger Vieweg den ersten Band der "Leute von Seldwyla". Keller hatte in der Fremde seine Bestimmung gefunden. Aber eine üppige Bezahlung blieb weiterhin aus. Vieweg zahlte Keller nur ein mageres Honorar von dem dieser kaum seine Schulden bezahlen konnte.

Während Kellers Deutschlandaufenthalt hatte sich der Schweizer Bundesstaat etabliert. Bei seiner Rückkehr fand der Dichter die Heimat wirtschaftlich und kulturell in vollem Aufschwung. Kellers Novellen, die er seinen Verlegern versprochen hatte, blieben jedoch ungeschrieben. Statt dessen dreht sich in diesem Lebensabschnitt Kellers alles um Feste: Eröffnungsgesänge, Marsch- und Becherlieder.

Keller besaß nun zwar einen Namen als Dichter und Erzähler. Doch blieb seine wirtschaftliche Lage weiter prekär. Dies änderte sich erst 1861 Keller sich erfolgreich um die Stelle des Ersten Staatsschreibers des Kantons Zürich bewarb und tatsächlich das bestbesoldete Amt, das seine Heimatrepublik zu vergeben hatte, bekam.

Außerhalb seiner Amtsgeschäfte wirkte Keller 1863–65 als Sekretär des Schweizerischen Zentralkomitees für Polen, einer politisch-humanitären Hilfsorganisation. Von 1861–66 vertrat er seinen Heimatbezirk Bülach im Großen Rat.

Während all der Jahre, wuchs Kellers literarisches Schaffen weiter an und verschaffte ihm zusätzliche Einnahmen. Im Juli 1876 legte er deshalb sein Amt nieder um sich uneingeschränkt der Schriftstellerei zu widmen.

Als Schriftsteller war Gottfried Keller nun erfolgreich, privat blieben seine Herzenswünsche jedoch unerfüllt. Zeit seines Lebens litt Keller unter seiner körperlichen Konstitution: er maß lediglich einen Meter vierzig. Lediglich einmal, 1865, war das Glück im kurze Zeit hold als er die Pianistin Luise Scheidegger kennenlernte und ein Jahr später die Verlobung bekannt gab. Wenige Wochen später nahm sich Luise das leben. Keller litt unter seiner fortwährenden Ehelosigkeit; sie war Teil seiner "stillen Grundtrauer" unter der er sein Leben lang litt.

Dennoch hinterließ Keller als er am 15. Juli 1890 in Zürich starb ein bedeutendes literarisches Gesamtwerk das ihm den Ruf als Meister der Novellendichtung und als einer der bedeutendsten Erzähler des bürgerlichen Realismus einbrachte.

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