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Gustav Stresemann

Gustav Stresemann wurde am 10. Mai 1878 in Berlin als eines von acht Kindern des Berliner Bierhändlers. Er besuchte das Andreas-Realgymnasium in Berlin-Friedrichshain, wo er sich besonders für das Fach Geschichte und die Biografien von Persönlichkeiten wie Napoléon oder Goethe interessierte. Nach bestandenem Abitur im Jahr 1897 studierte Stresemann von 1898 bis 1901 zunächst Literatur und Geschichte in Berlin und Leipzig und wechselte dann in das Fach Nationalökonomie. Während seiner Studienzeit war Stresemann zunächst Mitarbeiter und später verantwortlicher Redakteur der "Allgemeinen Deutschen Universitäts-Zeitung".

1901 beendete Stresemann sein Studium mit einer Promotion über das Thema "Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschäfts".

Nach dem Ende seines Studiums arbeitete Stresemann von 1901 bis 1904 Assistent und Lobbyist beim Verband deutscher Schokoladenfabrikanten. Dabei wurde er erstmals mit sozialpolitischen Forderungen der Arbeiter konfrontiert, bei denen er erfolgreich vermitteln konnte. Stresemann betrieb damals als einer der ersten Verbandsvertreter eine systematische Pressearbeit, die für ihn aufgrund seiner Mitarbeit an der Studentenzeitung eine vertraute Welt war.

Ab 1903 war Gustav Stresemann Mitglied der Nationalliberalen Partei und von 1907-12 sowie 1914-18 Mitglied des Reichstags. In den Jahren 1917-18 war er zudem Fraktionsvorsitzender. 1918 war er Mitbegründer und Vorsitzender der DVP und 1919 Abgeordneter der Nationalversammlung.

Wegen seiner zeitlebens labilen Gesundheit war er während des Ersten Weltkriegs vom Militärdienst befreit und konnte sich voll seinen politischen Ambitionen widmen.

Neun Jahre lang, von 1920 bis 1929, war Stresemann Mitglied des Reichstags für die DVP. Die meiste Zeit, 1923-29 war er Reichsaußenminister und von 13.8. bis 23.11.1923 Reichskanzler. In seiner kurzen Zeit als Reichskanzler erlebte er das Ende der Ruhrbesetzung und Umsturzversuche der extremen Rechten und Linken sowie die Stabilisierung der deutschen Währung.

Zu seinen größten Verdiensten als Außenminister gehört sein Beitrag zur Normalisierung der Beziehungen zu Frankreich, obwohl er die in Versailles beschlossene Friedensordnung strikt ablehnte. Dennoch war es sein Ziel gewesen, die außenpolitische Isolierung Deutschlands zu beenden und eine Revision des Versailler Vertrages auf friedlichem Weg zu erreichen.

Zu seinen Verdiensten gehören auch das Zustandekommen des Dawes-Plans 1924 und die Verträge, die während der Locarno-Konferenz 1925 abgeschlossen wurden. Es war die Vorbereitung zur Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund 1926.

Für sein Wirken als Außenminister erhielt er 1926 zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand den Friedensnobelpreis.

Am 3. Oktober 1929 starb Gustav Stresemann an den Folgen eines Schlaganfalls. Das ihm zu Ehren abgehaltene Staatsbegräbnis fand auch bei der Bevölkerung große Anteilnahme. Mit einem Trauerzug gaben tausende Menschen ihm das letzte Geleit.

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