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Helmuth Graf von Moltke

Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke wurde am 26. Oktober 1800 zu Parchim in Mecklenburg-Schwerin als dritter Sohn eines preußischen Offiziers geboren.

Sein Vater, Friedrich von Moltke, war jedoch für seinen unstetigen Lebenswandel bekannt. Nachdem er das kleine Vermögen aus dem Verkauf des Familiengutes Samow aufgebraucht hatte, verheiratete er sich mit Henriette Paschen, der Tochter eines Lübecker Kaufmanns. Der Brautvater hatte der Verlobung jedoch nur unter der Bedingung zugestimmt, dass der lebenslustige Leutnant aus dem Dienste schied und sich der Landwirtschaft widmete. Der Schwiegervater ermöglichte ihm den Erwerb des Gutes Liebenthal bei Wittstock in der Priegnitz, welches er mit einigem Gewinn bald wieder verkaufte. Er zog nun nach der kleinen Landstadt Parchim, wo einer seiner Brüder ein mecklenburgisches Bataillon befehligte. Hier wurde ihm ein dritter Sohn geboren und "Helmuth" genannt. Aber des Vaters unruhiger Geist ließ diesen nicht lange an einer Stelle. Er kaufte bald ein anderes Gut, veräußerte es nach kurzer Zeit mit Verlust und nahm dann seinen Wohnsitz in Lübeck. Der Besitz ging jedoch bei der Eroberung durch die Franzosen am 6. November 1806 verloren. Der Vater hatte allerdings bereits das ostholsteinische Gut Augustenhof erworben, hatte aber, um Augustenhof erwerben zu können, dänischer Untertan hatte werden müssen, und musste nun in die Armee seiner neuen Heimat eintreten. 1845 starb Helmuth von Moltkes Vater.

Für Helmuth von Moltke war der Lebenswandel seines Vaters in mehrerer Hinsicht vorbestimmend. Zum einen hatte die wachsende Entfremdung der Eltern dazu geführt, dass der Einfluss der Mutter auf die Entwicklung der Kinder überwog. Henriette war aber eine Frau von hoher Bildung, tiefen Gemütes und gläubigen Herzens, ernst und schweigsam, aber voll Lust an Poesie und Kunst. Sie pflegte sorgsam die Keime der Geistes- und Charaktereigenschaften, die ihren Sohn Helmuth groß gemacht haben. Er verdankt seiner Mutter viele seiner grundlegenden Eigenschaften.

Zum anderen hatte der Vater als er 1806 in den dänischen Militärdienst trat, dafür gesorgt, dass seine drei ältesten Söhne 1811 als Kadetten an der Kadettenakademie in Kopenhagen Aufnahme fanden. Insbesondere Helmuth von Moltke fand sich an der Landeskadettenakademie in Kopenhagen gut zurecht. Der strenge und raue Alltag im Kadettenhause brachte in Moltke die Selbständigkeit des Charakters, die Freude an der Arbeit, die Anspruchslosigkeit und die Entsagungsfähigkeit hervor.

1818 bestand er die Offiziersprüfung mit hervorragenden Leistungen und "besten Charakter". Wie es üblich war, kam Moltke zunächst für ein Jahr als Page an den königlichen Hof, bevor er im Jahr 1819 zum Secondlieutenant in dem in Rendsburg stehenden Oldenburgischen Infanterieregiment ernannt wurde, an dessen Spitze der Herzog von Holstein-Beck, Vater des nachmaligen König Christian IX. von Dänemark, stand.

Auch im Truppendienst erwies sich Moltke als äußerst tüchtig, fühlte sich aber unterfordert und hatte mur geringe Aussicht im engen Rahmen des dänischen Heeres vorwärts zu kommen. Er beantragte deshalb seine Entlassung um in das preußische Heer wechseln zu können. Dies wurde ihm 1822 gewährt und am 12. März 1822 wurde Helmuth von Moltke als jüngster Secondlieutenant im 8. (Leib-) Infanterieregiment von König Friedrich Wilhelm III. angestellt und dem in Frankfurt a. O. stehenden Füsilierbataillon zugewiesen.

1835 erhielt Moltke Urlaub für eine Bildungsreise in den Südosten Europas und wurde auf Wunsch des Sultans des Osmanischen Reiches von 1836 bis 1839 als Instrukteur der türkischen Truppen abkommandiert. In dieser Zeit bereiste er Konstantinopel, die Schwarzmeerküste, das Taurusgebirge und die Wüste von Mesopotamien und nahm 1838 an einem Feldzug gegen die Kurden teil. Im April und Mai 1837 begleitete er Sultan Mahmud II. auf dessen Reise in die Donaufürstentümer. Moltke plante dort die u.a. eine Verteidigungslinie gegen die Russen. 1838 fühlte sich das Osmanische Reich stark genug, den Kampf gegen die ägyptischen Truppen Mehmet Alis unter dessen Sohn Ibrahim Pascha in Syrien wieder aufzunehmen. Moltke beteiligte sich auch an diesem Feldzug und nahm dabei auch an der entscheidenden Schlacht von Nizip am 24. Juni 1839 teil. Die Eindrücke seiner Jahre im Osmanischen Reich hat Moltke in seinem Werk "Unter dem Halbmond" mit dem Untertitel "Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839" aufgezeichnet.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde Moltke zum Major befördert und 1846 Adjutant des Prinzen Karl Heinrich von Preußen in Rom. Nach dessen Tod wurde er zum Generalkommando am Rhein versetzt. Von 1849 bis 1855 war Moltke Chef des Generalstabs des IV. Armeekorps und ab 1856 Adjutant des späteren Kaisers Friedrich III.

Am 29. Oktober 1857 wurde Moltke im Range eines Generalmajors "mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs des Generalstabs der Armee" beauftragt und am 18. September 1858 in der Dienststellung des Generalstabschefs bestätigt. In dieser Eigenschaft erhielt er 1862 den Auftrag, einen Plan für den Fall eines Krieges gegen Dänemark auszuarbeiten.

Moltke galt als genialer Stratege und war in leitender Verantwortung maßgeblich an der Ausarbeitung der Pläne für den Deutsch-Dänischen Krieg 1864, den Deutschen Krieg gegen Österreich, Sachsen, Hannover und Kurhessen (Preußisch-Österreichischer Krieg) 1866 und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 beteiligt. Dabei erkannte er früh die Bedeutung moderner Transportmittel wie der Eisenbahn für den Aufmarsch großer Heere. Die entscheidende Schlacht bei Königgrätz gegen Österreich führte Moltke persönlich.

Moltke begriff die Strategie als ein System von Aushilfen. Wegen der Vielzahl der zu berücksichtigenden Faktoren hielt er nur den Beginn eines Feldzuges für planbar. Daher sah er seine Aufgabe vor allem in der umfassenden Vorbereitung der militärischen Auseinandersetzung unter Ausnutzung aller technischen Möglichkeiten. Den Unterführern gewährte er weitgehende Handlungsfreiheit in der Durchführung des Kampfauftrages. Mit diesen Prinzipien wurde Moltke in seiner Zeit zum Vorbild in der Führung moderner Massenheere.

Nach den siegreichen Kämpfen gegen Frankreich erhielt er am 28. Oktober 1870 den erblichen Titel eines Grafen und am 16. Juni 1871 die Ernennung zum Generalfeldmarschall. Er blieb bis zu der aus Altersgründen erfolgten Verabschiedung am 9. August 1888 in der Dienststellung des Chefs des Großen Generalstabs.

Für seine Verdienste in den Kriegen 1866 und 1870-71 erhielt Helmuth von Moltke hohe Dotationen. Er war seit 1867 als Angehöriger der Konservativen Partei Mitglied des Norddeutschen bzw. Deutschen Reichstags und ab 1881 dessen Alterspräsident. Ab 1872 war er auch Mitglied des Preußischen Herrenhauses.

Am 24. April 1891 starb Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke in Berlin.

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