Anton Bruckner über Aufmerksamkeit

  • Wer hohe Türme bauen will, muß lange beim Fundament verweilen.

Anton Bruckner

österreichischer Komponist

* 04.09.1824 Ansfelden bei Linz (Österreich)
† 11.10.1896 Wien (Österreich)

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Imposante Gebäude erregen häufig unsere Bewunderung. Hier ist etwas geleistet worden, das Respekt abverlangt. Übertragen gilt das aber auch für starke, schöne Gefühle oder für klare, reine Gedanken, so wir solche Qualitäten in gegebenen Situationen zu unterscheiden und erkennen vermögen.

Dennoch sieht das Ergebnis in allen Fällen oft so leicht, so selbstverständlich aus. So, als könne es gar nicht anders sein wie es ist. Es wirkt in sich stimmig und "getragen". Aber getragen von wem oder was?

Die Vorarbeit des Erbauers ist es, die das Rüstzeug für unsere spätere Bewunderung des Leichten und Perfekten darstellt. Die Vorarbeit ist die Fundament-Arbeit an der Sache. Mag sie nun materieller Natur sein oder geistiger Natur. Auch seelische Prozesse sind mit einzubeziehen. Der erfolgreiche, bewunderte Erbauer war sich früh im Klaren darüber, dass er sein geistiges oder materielles Feld nicht gründlich genug bestellen konnte. Die lange Zeit der Vorbereitung kommt später nicht mehr unbedingt in den Sinn des Betrachters oder Bewunderers. Und dennoch war sie der Dreh- und Angelpunkt für das gelungene Erschaffen.

Die vielen Überlegungen, die bei einer guten Sache zugrunde gelegt werden müssen, kosten oftmals nicht nur Zeit und Nerven, sondern auch immer wieder den Kraftakt, oftmals auch wieder von Neuem beginnen zu müssen, obschon man bereits in der Sache selbst doch viel weiter wähnte. Gründlichkeit und Ehrlichkeit zu sich selbst sind dabei Charaktervoraussetzungen, die es neben Talent und Zuversicht in großem Maße braucht. Jeder Selbstbetrug, jede Verdrängung unangenehmer Fakten lässt das Fundament brüchig werden.

Hat man ein festes Ziel vor Augen und ist gleichzeitig mit der notwendigen inneren Flexibilität für jederzeitige Veränderung gewappnet, sind die Niederlagen bei Zwischenergebnissen besser zu ertragen.

Ein gründliches Verweilen beim Fundament dessen, was in unsere Wirklichkeit gestellt werden will, ist also unverzichtbar. Je feiner das Herz dabei ist, wird das Hirn mit guten Impulsen und Kräften versorgt. Je mehr das Hirn sich gute Alternativen ausdenkt, umso mehr hüpft das Herz vor Freude über die eigene Kreativität, die sich jedoch nicht in der Phantasie verlieren darf, sondern neben der Vision auch immer das Machbare im Blick haben muss.

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