Friedrich Schiller über Macht

  • Don Philipp stirbt. Karl erbt das größte Reich
    der Christenheit. - Ein ungeheurer Spalt
    reißt vom Geschlecht der Sterblichen ihn los,
    und Gott ist heut, wer gestern Mensch noch war.
    Jetzt hat er keine Schwächen mehr. Die Pflichten
    der Ewigkeit verstummen ihm. Die Menschheit
    - noch heut ein großes Wort in seinem Ohr -
    verkauft sich selbst und kriecht um ihren Götzen.
    Sein Mitgefühl löscht mit dem Leiden aus,
    in Wollüsten ermattet seine Tugend,
    für seine Torheit schickt ihm Peru Gold,
    für seine Laster zieht sein Hof ihm Teufel.
    Er schläft berauscht in diesem Himmel ein,
    den seine Sklaven listig um ihn schufen.

Friedrich Schiller

deutscher Schriftsteller

* 10.11.1759 Marbach am Neckar
† 09.05.1805 Weimar

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