Gerhard Schröder über Solidarität

  • Wer arbeiten kann, aber nicht will, der kann nicht mit Solidarität rechnen. Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft!

Gerhard Schröder

deutscher Politiker (SPD)

* 07.04.1944 Mossenberg, Nordrhein-Westfalen

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Menschen, die tagein tagaus ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, ärgern sich oftmals darüber, dass so manch ein Schnorrer in der Gesellschaft von ihrem Fleiß mit profitiert. Dabei hat dieser Typus selbst keinen Finger gerührt… obschon er könnte. Selbstverständlich ist hier nicht die Rede von jener großen Gruppe Mitmenschen, die aufgrund von Behinderungen oder Krankheit an der Ausübung einer Tätigkeit gehindert sind. Die Tatsache solcher Nutznießer und ihrem unschönen Treiben in jeder Gesellschaft aber zu leugnen, von denen Gerhard Schröder in seinem Zitat anspricht, wäre eine Verkennung der Realität.

Es ist ja nicht nur Fleiß, der bei der eigenen Arbeitsleistung einfließt, sondern dazu kommen auch der hohe Zeitaufwand, der dann für andere schöne Dinge eben nicht zur Verfügung steht – jedoch für die Müßiggänger dafür umso mehr. Oft braucht es auch Nerven, Kraft, Stress, Gesundheit, Ärger, Risiken, die eingebracht werden müssen, um zu nachhaltig, lebenslangen guten Arbeitsergebnissen zu kommen. Dass diese Arbeit dennoch auch Spaß machen oder befriedigen kann, steht auf der anderen Seite der Betrachtung. Die eigene Existenz zu sichern macht zudem auch freier, weil man eben nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Wohlstandsstaat lebt, sondern sein Leben selbst gestaltet.

Wie hoch die tatsächliche Zahl jener Gruppe ist, die Schröder meint, weiß auch deshalb niemand. Man kann es von außen eben nicht immer unterscheiden, wer sich billig herausredet und wer tatsächlich gewichtige Gründe hat. Denn persönliche Befindlichkeiten sind nur zum Teil mit Apparaten messbar… und Ausreden sind bei genügend Fantasie leicht und schnell erbracht.

Wer arbeitet, zahlt also nicht nur für die nichtarbeitswillige, aber durchaus arbeitsfähige Bevölkerung in Form von Steuern und Abgaben mit, sondern zahlt zudem auch mit einem großen Teil seiner eigenen Lebensbelastungen durch Lebensenergie, die in Euro-Summen gar nicht auszurechnen ist.

Verwendet jemand die Begriffe "Schmarotzer" oder "Faulheit" im Zusammenhang mit Erwerbslosigkeit, gerät man bei der Wortwahl jedoch auch schnell in ein Dilemma. Denn die Political Correctness ist stets bei Fuß. Vorschnelle, ungerechte, gemeine Stigmatisierungen sind schnell getan, tun weh und sind auch nicht in Ordnung. Dennoch ist es ganz gewiss so, dass es diese Gruppe gibt, weil sie ein Teil einer jeder Kultur und Gesellschaft ist. Bleibt sie erträglich klein, ist sie hinzunehmen wie ein Gewitter oder eine Dürre. Wächst sie zu hoch an, weil das Gesamtniveau für persönliche Verantwortung sinkt, wird sie zu einer Gefahr für die ganze Gemeinschaft. Die Lasten für den Einzelnen werden immer größer und sind irgendwann nicht mehr zu tragen. Und dann? Dann wird man sich neu besinnen und erkennen, dass Fleiß und Verantwortung auch mit zur Würde des Menschen gehören. Einer Würde, die man sich selbst zu geben hat.

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