Heinrich Heine über Sinn

  • Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
    steht ein Jüngling-Mann,
    die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
    und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
    "O löst mir das Rätsel des Lebens,
    das qualvoll uralte Rätsel,
    worüber schon manche Häupter gegrübelt,
    Häupter in Hieroglyphenmützen,
    Häupter in Turban und schwarzem Barett,
    Perückenhäupter und tausend andre,
    arme, schwitzende Menschenhäupter.
    Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
    Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
    Wer wohnt dort oben auf den goldenen Sternen?"
    Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel,
    es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
    es blinken die Sterne gleichgültig und kalt.
    Und ein Narr wartet auf Antwort.

Heinrich Heine

deutscher Dichter

* 13.12.1797 Düsseldorf
† 17.02.1856 Paris (Frankreich)

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