Heinrich von Kleist über Sterben

  • Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!
    Du strahlst mir durch die Binde meiner Augen
    mit Glanz der tausendfachen Sonne zu!
    Es wachsen Flügel mir an beiden Schultern,
    durch stille Aetherräume schwingt mein Geist;
    und wie ein Schiff, vom Hauch des Winds entführt,
    die muntre Hafenstadt versinken sieht,
    so geht mir dämmernd alles Leben unter:
    Jetzt unterscheid' ich Farben noch und Formen,
    und jetzt liegt Nebel alles unter mir.
    Ach, wie die Nachtviole lieblich duftet!

Heinrich von Kleist

deutscher Schriftsteller

* 18.10.1777 Frankfurt an der Oder
† 21.11.1811 Wannsee bei Potsdam

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