Jean Paul über Zweck

  • Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen.

Jean Paul

deutscher Schriftsteller

* 21.03.1763 Wunsiedel
† 14.11.1825 Bayreuth

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Heute spricht man gern vom Freudschen Versprecher, wenn uns eine sprachliche Fehlleistung passiert, bei der der ursprüngliche Gedanke, das Motiv oder eine Intention unwillkürlich zutage tritt. Diese Situation kann komisch, peinlich oder gefährlich sein, je nachdem um was es ging. Dem voraus ging aber die Absicht, etwas nicht aussprechen, sondern verbergen zu wollen, was dann aber in einem spontanen Augenblick misslang. Das Geheimnis brach sich Bahn über einen Versprecher. Man erklärte sich sozusagen wider Willen. Manchmal geschieht es aber auch durch Gesten oder Taten, statt nur durch Worte. Die Sache mit den geheimen Absichten hat Jean Paul in seinem Spruch: "Die Menschen verraten ihre Absichten nie leichter und stärker, als wenn sie sie verfehlen" auf den Punkt gebracht.

Wären die Absichten nichts als nur lauter, müssten sie nicht versteckt werden. Aber da Menschen über viele Raffinessen und Tricks verfügen, um bestimmte Ziele zu erreichen, die ihnen gewisse Vorteile verschaffen, braucht es eben manchmal auch die Ummantelung oder Verschleierung, um diese Absicht nicht vor ihrer Zeit kundzutun. Hier wird auch mit einer gewissen Zeitqualität kalkuliert oder aber einem dauerhaften Geheimbleiben. Von all dem spricht Jean Paul zwar nicht direkt in seinem Zitat, aber impliziert es letztlich durch die Verfehlung, die dann zum Problem wird.

Denn sobald man eine Absicht verfehlt, tritt irgendetwas anderes offen zu Tage. Was das ist, hängt vom Einzelfall des Ereignisses ab. Und wenn es sich zeigt und nicht lauter war, steht der Mensch plötzlich in einer schwierigen oder unangenehmen Situation, die nun für die anderen Zeugen eine Erklärung braucht… oder sich durch sich selbst bereits erklärt. Das Gute daran ist, dass es die Wahrheit in unbarmherziger Klarheit aufzeigt. Allerdings kann genau das für den Betroffenen zunächst dann auch schlecht sein. Begreift man aber die Chance, die oft in der Offenbarung des auch Unangenehmen liegen kann, könnten die Beteiligte diese auch nutzen. Das setzt aber auch voraus, dass sie diese erkennen, verstehen und richtig umsetzen können.

In der Verfehlung der wirklichen Absicht kann also auch neben all dem Ärger der Schlüssel zu neuem Lernen oder zu neuem Verständnis liegen, sofern die offen zu Tage getretene Verfehlung nicht wieder durch falsche Argumente oder weitere Unlauterkeit verwässert wird. Insofern ist das Verfehlen eines Zieles eine neue Weggabelung, ein nun vielleicht viel besseres Ziel als das bisherige anzustreben. Doch das braucht auch den Mut, zunächst zu den alten Absichten, die sich offenbart haben, nun auch ehrlich zu stehen. Dann kann ein Neuanfang gelingen.

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