Jean Paul

276 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Allein, bevor und nachdem man Mutter ist, ist man Mensch; die mütterliche Bestimmung aber oder gar die eheliche kann nicht die menschliche überwiegen oder ersetzen, sondern sie muss das Mittel, nicht der Zweck derselben sein.

Allerdings könnten jetzt die bekehrten Wilden uns selber wieder Heidenbekehrer zuschicken.

Alles Lob, das man den alten Sprachen als Bildungsmitteln erteilt, fällt doppelt der Muttersprache anheim, welche noch richtiger die Sprachmutter hieße.

Alles Wichtige wird einsam getan, alles Nichtige gesellig.

Am anderen liebt man Vollkommenheiten, an sich sich.

Am Throne gibt es fast für niemanden Geheimnisse als für den, der darauf sitzt.

Am wahren Spötter lächelt das ganze Gesicht, der Mund ausgenommen.

Am wenigsten stützt Religion und Sittlichkeit auf Gründe. Eben die Menge der Pfeiler verfinstert und verengt die Kirchen.

Armut ist die einzige Last, die schwerer wird, je mehr Geliebte daran tragen.

Auch für Völker bleibt die Gärtnerregel bewährt, daß man Bäume, wenn sie nicht blühen wollen, durch starke Verletzungen zum Blühen nötigen kann.

Auf Kinder wirkt nichts so schwach, als eine Drohung, die nicht noch vor Abend in Erfüllung geht.

Bei einem Argwöhnischen muß man eine Wahrheit so klug, mit soviel Vorsicht und Feinheit vortragen, als wäre es eine Lüge.

Bloße Bewegung zeigt mir nur Leben, nicht dessen Inneres.

Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne.

Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.

Bücher, Zeitungen und Zeitschriften machen nicht gut oder schlecht, aber besser oder schlechter machen sie doch.

Charakter ist ein Fels, an welchem gestrandete Schiffer landen und anstürmende scheitern.

Da der Mensch für seine Liebe dieselbe Einheit sucht, die er für seine Vernunft begehrt; so ist er so lange für oder wider Völker parteiisch, als er ihre Unterschiede nicht unter einer höhern Einheit auszugleichen weiß.

Da zur Besonnenheit ein Gegenstand derselben gehört wie zur Unbesonnenheit dessen Entbehrung: So sind die gemeinen Herzen der Zeit viel zu verarmt, um der Besinnung ein reiches Feld zu geben.

Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsere Freuden, sondern weil unsere Hoffnungen aufhören.

Das Echo wie der Nachruhm behalten nur die letzten Silben eines Menschen.

Das ganze Reich des Unbewußten kann einmal als Reich des Bewußten erobert werden; denn man weiß nicht, wie weit die Besonnenheit steigen kann in höheren Verhältnissen, da sie ja in unsern niederen, bekannten sich in den großen Unterschieden und Sprüngen von Wilden zu Weltweisen offenbart.

Das Gebet macht rein; es ist eine Selbstpredigt.

Das Gespräch der meisten Gelehrten untereinander ist weiter nichts als ein gegenseitiges heimliches, höfliches Examen.

Das größte unzerstörbare Wunder ist der Menschenglaube an Wunder.

Das Höchste und Edelste im Menschen verbirgt sich und ist ohne Nutzen für die tätige Welt (wie die höchsten Berge keine Gewächse tragen), und aus der Kette schöner Gedanken können sich nur einige Glieder als Taten ablösen.

Das Ideal in der Kunst, Größe in Ruhe darzustellen, sei das Ideal auf dem Throne!

Das Kind hält das, was es begehrt, und das, was ihm gehört, für eins.

Das Leben gleicht einem Buche: Toren durchblättern es flüchtig; der Weise liest es mit Bedacht, weil er weiß, daß er es nur einmal lesen kann.

Das Leben ist wie ein Buch, und wer nicht reist, liest nur ein wenig davon!

Das Peinlichste am körperlichen Schmerz ist das Unkörperliche, nämlich unsere Ungeduld und unsere Täuschung, daß er immer wäre.

Das Schönste an jedem Feiertag ist die Aussicht auf einen zweiten. Daher ist der letzte stets ein Aschermittwoch.

Das stille, häusliche Glück ist darum das edelste, weil wir es ununterbrochen genießen können. Geräuschvolles Vergnügen ist nur ein fremder Gast.

Das System, das ein großer Mann erfunden hat, können kleine verteidigen.

Das Talent stellt nur Teile dar, das Genie das Ganze des Lebens.

Das tugendhafte Herz wird, wie der Körper, mehr durch Arbeit als durch gute Nahrung gesund und stark.

Das Wasser steigt nie so hoch, als es gefallen; aber der Mensch oder das Volk fällt nie so sehr, als es gestiegen; und wollte uns nur ein höherer Genius den Umweg des Steigens und die Schneckentreppe sagen, damit wir frischer aufstiegen!

Das Weib wird nie so individuell wie der Mann.

Deine ganze Reue sei eine schönere Tat!

Der Aberglaube ist das ungeheure, fast hilflose Gefühl, womit der stille Geist gleichsam in der wilden Riesenmühle des Weltalls betäubt steht und einsam.

Der Adel kann uns in allem übertreffen, nur nicht in der Mehrheit.

Der Begriff wirkt republikanisch im Geiste, das Gefühl monarchisch.

Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht.

Der bessere Sonntagsanzug gibt bei dem Volke der Kirche Heiligkeit und predigt früher als der Mantel des Pfarrers.

Der despotische Thron ist die hervorragende Turmspitze eines von Bergen verschütteten Dorfes.

Der erste Atemzug schließet, gleich dem letzten, eine alte Welt mit einer neuen zu.

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Der Furchtsame erschrickt vor der Gefahr, der Feige in ihr, der Mutige nach ihr.

Der größte Haß ist, wie die größte Tugend und der schlimmste Hund, still.

Der hat das beste Äußerliche, bei dem man es vergißt.

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