Sprichwort über Menschen

  • Der König ist tot, es lebe der König.

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Wie nah Leben und Tod beieinander liegen, zeigt uns dieses Sprichwort über den toten und den neuen König. Wer lebt, stirbt irgendwann - diese Binsenweisheit ist uns zwar allen klar, dennoch ist nicht jeder auch jederzeit darauf vorbereitet. Denn der Tod kommt für eine Reihe von Menschen nicht immer nur im hohen Alter, sondern oft auch früher. Beispielsweise auf dem Schlachtfeld oder durch einen Unfall oder durch eine tödlich verlaufende Krankheit mitten im Leben. Dieses Risiko tragen auch Päpste, Kaiser und Könige ebenso wie der kleine Bürger im Volk.

War nun zu früheren Zeiten ein großer Regent gestorben, so war das Reich Gefahr. Für eine gewisse Übergangszeit drohte ein Machtvakuum, das gefährlich genug war, um Feinden Tür und Tor zu öffnen. Nicht selten wurde der Tod eines Regenten dazu genutzt, die Verhältnisse politischen Machtverhältnisse nun blitzschnell zu ändern. Hatte der alte König seine Nachfolgerschaft vorher schon klug geregelt und alles in Sachen neuer Regentschaft in trockenen Tüchern, ging der Übergang zum neuen Herrscher leichter vonstatten als in jenen Situationen, die unklar waren. Und unklar war es oft, wenn sich die königliche Nachkommenschaft zerstritt und Frühlingsluft für neue Konstellationen witterte.

Für das einfache Volk waren solche Übergänge der Macht und Regentschaft nicht ohne Risiko. Ein Reich ohne starke Hand, die es führt, kann schnell zwischen den widerstreitenden Parteien im Hintergrund zerrieben werden. Leidtragende sind vor allem die kleinen Leute, die mit dem wenigen, was sie haben, einstehen müssen, Seit es für Revolten oder Revolutionen mit Hab und Gut oder gar mit dem eigenen Leben.

Man konnte sich also nach dem Tod eines Regenten nicht lange mit Trauerphasen aufhalten, sondern war bestrebt, schnell wieder zu einer neuen Ordnung zurückzukehren und sehnte sich nach einer neuen starken Führung, die das Reich zusammenhielt und den Frieden für möglichst lange Zeit bewahrte.

Der alte, frisch verstorbene König trat aus all diesen faktisch notwendigen Gründen dann auch wieder schnell in den Hintergrund, weil der neue Herrscher die Aufmerksamkeit der Untertanen in seinen Bann zog. Diesem neuen Regenten wurde gehuldigt und man feierte ihn in der Hoffnung, dass er nun das Land beschützen möge und die Zeit der Unsicherheit vorbei war. Alles durfte wieder seinen normalen Gang gehen, was Freude genug war, dieses neue Ereignis über den Tod des alten Königs hinaus nun zu feiern.

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