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Sokrates

Sokrates ist vielleicht die rätselhafteste Person in der gesamten Geschichte der Philosophie. Er hat keine Zeile geschrieben. Trotzdem gehört er zu denen, die den allergrößten Einfluss auf das europäische Denken ausgeübt haben. Dass man ihn auch kennt, wenn man mit Philosophie wenig am Hut hat, hängt wahrscheinlich mit deinem dramatischen Tod zusammen. Er wurde in Athen geboren und verbrachte sein Leben vor allem auf Marktplätzen und in den Straßen, wo er mit allen möglichen Leuten redete. Er konnte viele Stunden lang in tiefes Nachdenken versunken dastehen. Noch zu seinen Lebzeiten galt er als rätselhafte Person und nach seinem Tod wurde er bald als Gründer der verschiedensten philosophischen Richtungen betrachtet. Er war hässlich, da er klein und dick war, hatte Glubschaugen und eine Himmelfahrtsnase, aber sein Inneres war vollkommen herrlich. Er wurde wegen seiner philosophischen Aktivitäten zum Tode verurteilt.

Das Leben des Sokrates kennen wir durch Platon, der sein Schüler war und selber einer der größten Philosophen der Geschichte. Es ist nicht leicht, die Lehre des Sokrates von der des Platon zu unterscheiden, da Platon viele Dialoge verfasste, in denen er Sokrates auftreten lässt. Sokrates wollte die Menschen nicht belehren, sondern er vermittelte den Eindruck, selber von seinem Gesprächspartner lernen zu wollen, demnach führte er Gespräche anstatt einfach zu unterrichten.

Sokrates’ Mutter war Hebamme und Sokrates verglich seine eigene Tätigkeit mit der Hebammenkunst, denn er sah es als seine Aufgabe an, den Menschen bei der Geburt der richtigen Einsicht zu helfen, denn wirkliche Erkenntnis muss von innen kommen. Nur die Erkenntnis, die von innen kommt, ist wirkliche Einsicht! Wenn ein Mensch Vernunft annimmt, dann holt er etwas aus sich selber heraus! Sokrates konnte Unwissenheit heucheln oder sich dümmer stellen, als er war, das nennen wir sokratische Ironie! Eine Begegnung mit Sokrates konnte bedeuten, dass man sich blamierte und vor großem Publikum lächerlich gemacht wurde. Sokrates sagte immer, er höre in seinem Inneren eine göttliche Stimme und protestierte dagegen, Menschen zum Tode zu verurteilen und weigerte sich dagegen, politische Gegner zu denunzieren.

Im Jahre 399 v. Chr. wurde er angeklagt die Jugend zu verderben und die Götter nicht anzuerkennen. Mit knapper Mehrheit wurde er von einer Jury mit 50 Mitgliedern für schuldig befunden. Er hätte sein Leben retten können, wenn er bereit gewesen wäre Athen zu verlassen, aber wenn er das getan hätte, dann wäre er nicht Sokrates gewesen. Er hielt nämlich sein eigenes Gewissen und die Wahrheit für wichtiger als sein Leben und musste einen Becher mit Gift trinken, den sogenannten Schierlingsbecher.

Sokrates beschäftigte sich mit dem Menschen und dem Menschenleben. Der römische Philosoph Cicero sagte einige Jahrhunderte später: Sokrates habe die Philosophie vom Himmel auf die Erde geholt, sie in den Städten und Häusern Wohnung nehmen lassen und die Menschen gezwungen, über Leben und Sitten, über Gut und Böse nachzudenken.

Sokrates bezeichnete sich selber nicht als gelehrte oder weise Person, er ließ sich auch für seine Lehrtätigkeit nicht bezahlen, er war also kein Sophist, denn diese lassen sich für spitzfindige Ausführungen bezahlen. Der Unterschied zwischen einem Lehrer und einem Philosophen ist, dass der Lehrer glaubt, eine Menge zu wissen, was er seinen Schülern ständig einzutrichtern versucht, ein Philosoph versucht aber gemeinsam mit seinen Schülern den Dingen auf den Grund zu gehen und weiß genau, dass er im Grunde sehr wenig weiß. Deshalb versuchte Sokrates immer wieder zu wirklicher Erkenntnis zu gelangen, denn es quälte ihn geradezu, dass er so wenig wusste. Sokrates sagte auch: "Ich weiß, dass ich nichts weiß!" Sokrates wurde deshalb Philosoph, denn er gab nicht nach und versuchte unermüdlich Wissen zu erlangen.

Sokrates hielt es für unmöglich, glücklich zu werden, wenn man gegen seine Überzeugung handelt, und wer weiß, wie er zum glücklichen Menschen werden kann, wird auch versuchen, einer zu werden. Deshalb wird jemand, der weiß, was richtig ist, auch das Richtige tun, denn kein Mensch möchte unglücklich sein!

Tom Borg

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