Benjamin Franklin über Wissen

  • Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.

Benjamin Franklin

amerikanischer Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann

Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten

* 17.01.1706 Boston (USA)
† 17.04.1790 Philadelphia (USA)

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Benjamin Franklin lebte vor über 300 Jahren. Als Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder, Diplomat und Staatsmann, als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika und Mitgestalter am Entwurf der Unabhängigkeitserklärung war er mit vielen verschiedenen Themen und Wissensgebieten in seinem Leben beschäftigt und wusste aus vielfältiger Erfahrung von der Notwendigkeit einer Investition in Wissen.

Er sprach in einer Art davon, als sei er unser Zeitgenosse und spreche über unsere Gegenwart. Den Rat, den er uns vor langer Zeit hinterließ, hat an Aktualität bis heute nichts eingebüßt. Doch dieser Rat kam nicht aus einer Theorie, sondern aus der gesammelten Erfahrung seines eigenen Wissensschatzes, den er in vielen Bereichen des Lebens klug einzusetzen wusste. Sich selbst lebenslang weiterzubilden, zu lernen war für ihn persönlich eine Selbstverständlichkeit, wie wir seiner Biografie entnehmen können.

Sein Leben war von großer Willenskraft geprägt. Schon immer setzte er sich auch stark für das Gemeinwesen ein und dachte und lebte über seinen eigenen persönlichen Kreis hinaus. Er verband sich mit dem Wohl vieler Menschen, das ihm am Herzen lag. Sein beeindruckender Werdegang ist so lang, wie sein Spektrum, das hier nur kurz angerissen ist, breit ist.

Warum Wissen so wichtig ist, erfahren wir schon lange, wenn wir einen Blick in die Historie und die Entwicklung der Menschheit werfen. Wer Wissen besitzt, besitzt auch die Macht der Gestaltung. Diese Macht jedoch kann zum Guten wie zum Bösen verwendet werden. Und weil sich auch die „Bösen“, die Widersacher des Guten, mit und am Wissen reichlich bedienen und es für ihre Zwecke einsetzen, ist es wichtig, in den Bemühungen um Wissen nicht nachzulassen.

Entscheidend dabei ist allerdings nicht allein das quantitative Maß an Wissen, sondern auch seinen qualitativen Einsatz. Und dieser ist vor allem dann von Wert, wenn er mit Weisheit und Klugheit einhergeht. Dazu sollte das Wissen aus seinen oftmals kalten oder erstarrten Formen herausgelöst werden und sich dabei zu einem lebendigen Tun umformen, das so vielen Menschen wie möglich dienen, sie fördern und bereichern kann.

Wissensmengen, die uns überfordern

Spätestens seit dem Zeitalter der Computerisierung, wo zahllosen Menschen Zugang zu einem nahezu unbegrenzten Wissen quantitativ zur Verfügung steht, erleben wir, dass das Entscheidende bei der Wissensverwertung die Frage ist, wie wir es vor allem nutzen. Masse allein nützt wenig, wenn wir den Einsatz des Wissens nicht auch strategisch planen, gut organisieren und vor allem mit vielen Werten in Verbindung setzen, auf die es letztlich bei der Umsetzung entscheidend ankommt.

Zu glauben, dass die ungeheure Menge an zu Verfügung stehendem Wissen es uns nun leichter mache, ist ein Irrtum. Die Gefahr, sich davon erschlagen zu fühlen, kennen viele Menschen. Man recherchiere nur bestimmte Begriffe oder Themen bei einer der größten Suchmaschine und schon erleben wir, dass wir die Menge des Angebotes nicht mehr erfassen können. Millionen Begriffe zu diesem oder jenem werden uns angeboten, um unseren Wissensdurst zu stillen. Und hilflos müssen wir oftmals erleben, dass eben die Menge kein entscheidendes Kriterium ist, sondern uns hoffnungslos überfordert.

Unser Gehirn, das wir in der derzeitigen Menschheitsentwicklungsphase nur zu sehr kleinen Bruchstücken erst nutzen, kann mit dieser ungeheuren Lawine nun kostenlos und schnell zur Verfügung stehender Informationen also nur bedingt etwas anfangen.

Was wir heute brauchen, ist eine neue innere Organisation unserer Wissensaufnahme, die sich seit Benjamin Franklin durchaus verändert hat, auch wenn sein Zitat im Kern seine Gültigkeit behält. Heute müssen wir dazulernen, uns zu fokussieren und neu zu begrenzen. Die Zeiten des Wissens-Allrounders, den es noch im vergangenen Jahrhundert gab, sind nun endgültig vorbei. Wir leben in Zeiten hoher Spezialisierung, die viel von uns abverlangt. Nüchternheit, Klarsicht, Struktur, Realisationsmöglichkeit und vieles andere sind von uns verlangt, wenn wir uns entscheiden, welches Wissen wir wie tiefer und tiefer angehen und konkret mit Taten auch erfolgreich umzusetzen gedenken.

Wissen ohne Weisheit ist eine gefährliche Option

Weiter sind auch die daraus resultierenden Folgen frühzeitig mit zu beachten. Man denke beispielsweise an die Atomforschung, die sich durch immer mehr Wissen rasant entwickelte und zu einer ungeahnten Nutzung führte. Dabei wurde jedoch die entscheidende Frage nach der hochproblematischen und schwierigen Entsorgung vernachlässigt und macht uns heute dafür umso mehr Probleme. Es ist nun einmal so, dass Wissen ohne Weisheit eine sehr gefährliche Option sein kann. Doch die ungelöste Atomfrage ist nur ein Beispiel von vielen, dass wir in Biologie, Physik oder Chemie kennen, wo sich einerseits Wissen in ganz bestimmte Richtungen vorteilhaft nutzen ließ, aber die Sache mit den Konsequenzen aus der Anwendung oder die Gefahren für Mensch und Umwelt eben leider nicht zu Ende gedacht wurden.

Wissen ist Macht. Und Macht kann gefährlich sein oder werden, wenn sie missbraucht wird. Wissen zu fördern ist wichtig, unumgänglich und gehört zum stärksten Trieb des menschlichen Seins. Vergessen jedoch werden darf niemals, dass zu jeder Art von Wissen, sei es technischer, politischer oder ökonomischer Natur, auch die entsprechende Entwicklung der Ethik gehört, die dieses Wissen auch mit seinen Folgen unter Kontrolle hält. Wissen also nicht zugleich auch mit einer Forschung und Förderung an Ethik zu verbinden, könnte der gesamten Menschheit zum Verhängnis werden. Zwar gibt es schon vielerorts Ethikkommissionen für dieses oder jenes, aber in zentralen Bereichen haben sie letztlich nicht das Sagen und auch nicht die Macht der Verhinderung.

Wissen braucht also neben der Vertiefung auch zugleich eine Art von Transformationsprozess. Eine Symbiose, die den Schulterschluss mit der Weisheit zu wagen hat – vor allem dann, wenn durch die Nutzung neuer technischer Möglichkeiten Gefahren heraufbeschworen werden können, die das Aus für unsere Spezies Mensch, gar alle Lebewesen bedeuten könnten. Wo diese ethische Reife bei der Anwendung von Wissen fehlt, kann Wissen zum Fluch werden. Wo diese eingehalten wird, kann Wissen segensreich für unseren Planeten und seine Bewohner sein.

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