Johann Wolfgang von Goethe über Wissen

  • Eigentlich weiß man nur, wenn man wenig weiß. Mit dem Wissen wächst der Zweifel.

Johann Wolfgang von Goethe

deutscher Dichter

* 28.08.1749 Frankfurt am Main
† 22.03.1832 Weimar

Gedanken von Christa Schyboll zum Zitat

Johann Wolfgang von Goethe formulierte zu seiner Zeit, was uns auch schon Sokrates als Erkenntnis über zwei Tausend Jahre zuvor hinterließ. Der alte griechische Philosoph konstatierte: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Der große Dichter und Denker Goethe milderte es für sich ab und sprach vom "wenigen" Wissen und dass damit der Zweifel wächst.

Die Logik sagt uns eigentlich, dass mit mehr Wissen doch eigentlich auch mehr Sicherheit Einzug halten dürfe. Oft ist es auch der Fall. Aber diese Sicherheit in Sachen Wissen ist eben sehr trügerisch. Das hat Goethe gut durchschaut. Als Denker und Forscher erlebte er selbst immer wieder, wie häufig das neu erworbene Wissen später wieder einer dringenden Korrektur bedurfte. Aber dabei blieb es ja nicht, denn mit der Erkenntnis aus dem Wissen waren oft ja auch viele Folgen verbunden. Sie mussten dann ebenfalls korrigiert werden. Das konnte eine sehr umfangreiche Angelegenheit sein, die viele Probleme oder Kosten verursachte.

Nehme man beispielsweise das Schulwissen. Es muss bis heute immer wieder hier und da korrigiert werden. Dazu braucht es aber Kommissionen, die das feststellen, neue Lehrbücher darüber schreiben, welche erst auch wieder produziert, gekauft, gelesen und verstanden werden müssen. Damit nicht genug, ist es eigentlich auch Pflicht, dass man die Menschen, denen man das alte, falsche Wissen als "Wahrheit" verkauft hat, nun eigentlich auch noch darüber aufklären müsste. Das gelingt natürlich nicht, weil sich die ehemaligen Schüler des alten Wissens längst ins Leben und die Welt verstreut haben. Also muss die Presse mit eingeschaltet werden, damit sich das neue Wissen, das ehemals als richtig galt, nun langsam auch Einzug in die Bevölkerung hält in Form von Mitteilungen, Fachartikeln oder ähnliches. Und je nachdem, um welchen Fehler es sich handelt, muss auch die Wirtschaft oder die Technik beispielsweise darauf mit neuen Umstellungen reagieren.

Das ist nur ein kleines Beispiel dessen, dass Wissen und Zweifel immer wieder der Korrektur bedürfen. Deshalb ist ein Stück weit auch Bescheidenheit angesagt wenn es darum geht, Wissen als Wahrheit festzurren zu wollen oder als einzig gültige Wirklichkeit zu behaupten. Mit Offenheit und Flexibilität in den Angelegenheiten unseres Wissensstandes hat man brauchbare Werkzeuge, um auf neue Erkenntnisse entsprechend reagieren zu können.

Weiß jemand, wie wenig man wirklich weiß, wird diese notwendige Reaktionsfähigkeit ihm wesentlich leichter fallen als jenen, die an ihrem einmal erworbenen Wissen lebenslang festhalten möchten und stur bei ihren Behauptungen bleiben, nur weil sie es einmal so in der Schule gelernt haben.

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