Sprichwort über Frau
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Die Garderobe einer Frau ist die Visitenkarte des Mannes.
Gedanken zum Zitat
Das französische Sprichwort »Die Garderobe einer Frau ist die Visitenkarte des Mannes« entstammt einer Zeit, in der gesellschaftliche Rollenbilder klar geregelt und stark patriarchalisch geprägt waren. Es bringt die Vorstellung zum Ausdruck, dass eine Frau und insbesondere ihre äußere Erscheinung den sozialen Status, das Ansehen und den Geschmack des Mannes widerspiegelt, mit dem sie verbunden ist. Heute wirkt ein solcher Spruch für viele überholt, vielleicht sogar anstößig. Doch genau deshalb lohnt sich eine nähere Auseinandersetzung mit seinem kulturellen Hintergrund und seiner Aussagekraft.
Zunächst zeigt das Sprichwort, wie eng Weiblichkeit und Repräsentation einst mit der Rolle des Mannes verknüpft waren. Die Kleidung der Frau galt nicht nur als Ausdruck ihres eigenen Geschmacks oder Stils, sondern als Spiegel des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Standes ihres Ehemannes oder Partners. Ein gut gekleideter Mann bewies Geschmack; eine elegant gekleidete Frau galt bewusst oder unbewusst als Erweiterung dieses Anspruchs. Die Frau wurde in diesem Zusammenhang zu einem Symbol, das der Mann zur Schau stellte, ähnlich einer »Visitenkarte«, die er vorzeigt, um Eindruck zu machen.
Dieses Verständnis spiegelt eine historische Geschlechterordnung, in der Frauen oft über keine eigene wirtschaftliche oder gesellschaftliche Autonomie verfügten. Ihre Kleidung wurde nicht als persönlicher Ausdruck ihrer Identität betrachtet, sondern als Mittel, das Image des Mannes zu fördern. Dahinter steckt die Vorstellung: Ein angesehener Mann »leistet sich« eine stilvoll gekleidete Frau - wie ein Statussymbol.
Inzwischen empfinden viele dieses Bild als überholt, denn die Garderobe einer Frau ist längst Ausdruck ihrer eigenen Persönlichkeit, Kreativität und Unabhängigkeit. Frauen entscheiden selbst, wie sie sich präsentieren. Dennoch lebt die Grundidee des Sprichworts in manchen gesellschaftlichen Kreisen unterschwellig weiter: Auch heute noch wird häufig nicht nur die Person selbst, sondern auch ihr Umfeld bestehend aus Partner, Familie und Auftreten als Spiegelbild des sozialen Status gelesen.
Heute sollte Kleidung Ausdruck von Selbstbestimmung sein, unabhängig von Geschlecht oder Beziehung. Wer das erkennt, versteht nicht nur den Wandel der Mode, sondern auch den der Gesellschaft.