Sprichwort über Freigebigkeit

  • Ein Schelm, der mehr gibt, als er hat.

Gedanken zum Zitat

Das Sprichwort »Ein Schelm, der mehr gibt, als er hat« ist eine ironische und zugleich warnende Beobachtung menschlichen Verhaltens. Es richtet sich gegen Übertreibung, Maßlosigkeit und falsche Großzügigkeit. Wer mehr gibt, als er besitzt, wird hier nicht als edel, sondern als töricht, ja, sogar als Schelm, bezeichnet, also als jemand, der leichtfertig, unvernünftig oder sogar leichtsinnig handelt.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, das Sprichwort kritisiere Großzügigkeit. Doch in Wahrheit wendet es sich nicht gegen das Geben an sich, sondern gegen unrealistisches und unreflektiertes Verhalten. Wer gibt, obwohl er selbst nicht über die nötigen Mittel verfügt, handelt entweder aus Eitelkeit, aus Wunsch nach Anerkennung oder aus falschem Pflichtgefühl. Er schadet damit nicht nur sich selbst, sondern setzt auch andere in die falsche Erwartung, dass solche Großzügigkeit dauerhaft tragbar sei.

Der Schelm in diesem Sprichwort steht sinnbildlich für jemanden, der mehr scheinen als sein möchte. Er will womöglich Eindruck machen, sich größer darstellen, als er tatsächlich ist. So entsteht eine Fassade der Wohltätigkeit, hinter der Unsicherheit, Selbstüberschätzung oder gar Prahlsucht stehen können. Besonders in sozialen Zusammenhängen, etwa bei Geschenken, Einladungen oder Hilfeleistungen, führt dieses Verhalten leicht zu Problemen: zur Überschuldung, zum Vertrauensverlust, zur Enttäuschung.

Ein weiterer Aspekt liegt in der Frage nach Verantwortung. Wer mehr gibt, als er hat, gefährdet möglicherweise nicht nur sich selbst, sondern auch jene, die auf ihn angewiesen sind, etwa die eigene Familie. So wird aus einer scheinbaren Tugend schnell ein Zeichen von Unvernunft oder Verantwortungslosigkeit. Die Moral des Sprichworts lautet daher: Wahre Großzügigkeit misst sich nicht an der Größe der Gabe, sondern an der Angemessenheit des Handelns.

Gleichzeitig enthält das Sprichwort auch eine feine gesellschaftskritische Note. Es mahnt zur Ehrlichkeit und Bodenständigkeit. In Zeiten, in denen viele versuchen, durch äußeren Glanz zu beeindrucken, sei es im materiellen, digitalen oder sozialen Bereich, bleibt die Botschaft aktuell: Tue nur, was du wirklich leisten kannst. Alles andere ist Täuschung gegenüber anderen und dir selbst. Denn übertriebene Großzügigkeit ist kein Zeichen von Stärke, sondern oft ein Ausdruck von Selbsttäuschung. Echte Größe zeigt sich nicht im Übermaß, sondern in der klugen Abwägung.

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