Sprichwort über Schlaf
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Der Schlaf nährt.
Gedanken zum Zitat
Das Sprichwort »Der Schlaf nährt« wirkt auf den ersten Blick paradox. Wie kann etwas, das mit Ruhe, Passivität und scheinbarer Untätigkeit verbunden ist, nährend oder sogar lebensfördernd sein? Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine tiefe Wahrheit über den menschlichen Körper und Geist – eine Wahrheit, die die moderne Wissenschaft längst bestätigt hat, aber die Volksweisheit schon viel früher intuitiv kannte.
Schlaf ist nicht bloß eine Pause vom Alltag. Er ist eine notwendige Phase der Regeneration, in der sich Körper und Seele erholen, wachsen und heilen. »Nähren« bedeutet hier nicht nur die Versorgung mit Nahrung im engeren Sinn, sondern auch das Wiederherstellen von Kräften, das Ordnen von Gedanken und Emotionen sowie das Stärken des Immunsystems. Während wir schlafen, laufen im Körper wichtige Prozesse ab: Zellen erneuern sich, das Gehirn verarbeitet Erlebtes, und das Nervensystem kommt zur Ruhe.
Das Sprichwort erinnert uns damit an etwas, das in unserer leistungsorientierten Gesellschaft oft in Vergessenheit gerät: Ohne ausreichende Erholung können wir nicht dauerhaft funktionieren. Wer sich den Schlaf »abspart«, um mehr zu leisten, zahlt oft einen hohen Preis – sei es in Form von Erschöpfung, Reizbarkeit, Krankheit oder kreativer Blockade. Schlaf ist kein Luxus, sondern Grundbedingung für geistige Klarheit und körperliche Gesundheit.
»Der Schlaf nährt« lässt sich aber auch symbolisch verstehen: In Momenten des Rückzugs, des Innehaltens und Loslassens wächst oft Neues. Wer schläft, vertraut – und genau in diesem Vertrauen kann Heilung und Kraft entstehen. Es ist eine stille Form der Selbstfürsorge, die zeigt: Auch in der Ruhe liegt Fruchtbarkeit.
Das Sprichwort mahnt also zur Balance. Es fordert uns auf, Pausen zuzulassen, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und nicht gegen unseren natürlichen Rhythmus zu leben. Denn wer gut schläft, lebt besser – gestärkt, genährt und im Einklang mit sich selbst.