Geflügelte Wörter

Zitate Leben & Werk
Sprichwort

Neben den Wörtern die jede Sprache als Grundelemente der zwischenmenschlichen Verständigung anbietet haben sich im Laufe der Zeit Wortzusammenstellungen und Gedanken entwickelt, die je nach ihrer Natur als Redensarten, sprichwörtliche Redensarten, Sprüchwörter und ähnlich bezeichnet werden.

Für die meisten dieser Redensarten lässt sich weder die Zeit noch die Umstände der Entstehung angeben. Lediglich bei den Redenarten die auf bestimmte literarische Werke oder historische Begebenheiten zurückzuführen sind, lässt sich eine solche Aussage machen. Doch auch hier ist es manchmal schwierig, den erstmaligen Verfasser zu benennen, da so mancher Einfall anderer dazu herhalten muss, bei passender Gelegenheit als eigener Geistesblitz präsentiert zu werden.

Auch ist es gelegentlich schwierig, das geflügelte Wort vom Sprichwort abzugrenzen oder zu sagen, wann ein Wort allgemein genug ist um als geflügeltes Wort zu gelten.

Ein untrügliches Kennzeichen eines allgemein gewordenen Zitats ist die Veränderung seiner ursprünglichen Form. Es ist ganz natürlich, dass die veränderte Form, da man ja ausschließlich sie im täglichen Sprachgebrauch zu hören bekommt, gewöhnlich hartnäckig als die einzig richtige betrachtet wird. So auch bei dem recht bekannten Satz:

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.

Korrekt heißt es aber in "Die Verschwörung des Fiesco":

Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.

was durchaus etwas anderes meint.

Auch eindeutig belegte Zitate werden gerne umformuliert, wie zum Beispiel das 1804 in der "Zeitung für die elegante Welt" erschiene Gedicht "Die Gesänge" von Johann Gottfried Seume in dem es heißt:

Wo man singet, laß dich ruhig nieder,
(Ohne Furcht, was man im Lande glaubt,
Wo man singet, wird kein Mensch beraubt,)
Bösewichter haben keine Lieder.

Diesen Vierzeiler zitiert der Volksmund üblicherweise als

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder,
Böse Menschen haben keine Lieder.

Selbst große Klassiker bleiben von solchen Umformulierungen nicht verschont. So heißt es beispielsweise in Schillers "Piccolomini" nicht

Dem Glücklichen schlägt keine Stunde

sondern

Die Uhr schlägt keinem Glücklichen.

Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Aber, was auf den ersten Blick als verwirrendes Ärgernis erscheint, entpuppt sich nicht selten als erfreuliche Bereicherung, wenn man sich die Mühe macht, die Quelle eines geflügelten Wortes nachzulesen und den Kontext, dem das Wort entnommen wurde, neu oder wieder kennenzulernen.

Tom Borg

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