Werbeslogan - ein Geflügeltes Wort?

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Geflügelte Wörter, Sprichwörter und Redensarten entstehen im Laufe der Zeit durch den Gebrauch im Volk. Ein Vorgang, der manchmal wenige Jahre und manchmal Jahrhunderte beansprucht. Zeiträume, mit denen der heutige schnelllebige Mensch nicht mehr umzugehen bereit ist. Gar mancher wünscht sich die umgehende Verankerung seiner geistigen Ergüsse in des Volkes Gedächtnis - weil der Wedererkennungswert weniger Ruhm begründet als vielmehr finanziellen Gewinn. Werbeagenturen verlangen immense Summen für das Erfinden von Werbeslogans - und nicht immer sind sie so erfolgreich wie "Und mein Papi hat nicht einen Pfennig dazu bezahlt." Dieser Satz, kombiniert mit einem süß aussehenden kleinen Mädchen, verhalf einer Optiker-Kette zu bundesweiter Bekanntheit. Jeder zweite kannte ihn, schließlich flimmerte er täglich über die Fernsehbildschirme. Aber ist er deshalb auch schon ein Geflügeltes Wort?

Wie groß die Macht der Sprache ist, erkennt man, wenn man einen Blick über die Grenzen unserer Dichter- und Denker-Heimat hinaus in die sogenannte Dritte Welt wirft. dort entwickeln sich teilweise kuriose Wortgebilde und Einbürgerungen, wenn modere Technik auf eine alte Sprache trifft, die kein Wort für die neue Technik kennt. So heißt auf den Philippinen das Foto beispielsweise "Kodak" und zur Kopie sagt man schlicht "Xerox" und Windeln heißen "Pampers". Wir Europäer staunen und schütteln den Kopf. Gibt es da kein einheimisches Wort dafür? Doch gibt es - inzwischen. Mittlerweile hat sich jedoch der Firmenname als Bezeichnung für die Produktkategorie so tief verankert, dass kaum einer die einheimische Sprachschöpfung für diese neuen Technologien verwendet.

Für die Anbieter solcher Produkte ist es ein Glücksfall, bekommen sie doch so täglich Werbung für ihre Produkte, die dann natürlich auch gekauft werden. Als vermeintlich mündiger Bürger belächeln wir diese "Entwicklungsländer" bis, ja, bis wir just in unserer nächsten Umgebung plötzlich auf eine Wortschöpfung treffen, manchen weiblichen Zeitgenossen über die Lippen geht wie dem Kinde das Schokoladeneis: "eintuppern". Dieses Wort, das zum Ausdruck bringt, dass man Lebensmittel (oder was auch immer) in einen Plastikbehälter von eben jener Firma verfrachtet, hat sich tatsächlich in einigen Kreisen so in den Sprachgebrauch eingeschlichen, dass es als normal empfunden wird, wenn jemand ein Lebensmittel "eintuppert". Wie kurios diese Sprachschöpfung ist, merkt der Außenstehende sofort wenn er sich fragt wann er das letzte Mal in den Urlaub ge"opelt" ist oder ein Loch in die Wand ge"boscht" hat. Garantiert noch nie...

Doch wie bewertet man nun eine solche Sprachschöpfung? Ist es ein Geflügeltes Wort, findet es demnächst Eingang in den Duden als sprachliches Allgemeingut? Sprichwörter beinhalten immer auch einen tieferen Sinn, ein Körnchen Wahrheit oder Weisheit. Werbeslogans, so populär sie auch manchmal sein mögen, wollen nur etwas verkaufen und dann wieder vergessen werden, denn der nächste Slogan kommt bestimmt - auch für das gleiche Produkt. ist es nun eine Redensart, weil es in bestimmten Kreisen viel gebraucht wird? Dann müsste das aus dem englischen stammende 4-buchstabige Wörtchen mit dem "f" am Anfang auch entsprechend eingeordnet werden, denn das ist ganz sicher ein vielgebrauchtes Wort, so wie seine deutsche Verwandtschaft "Sch...". Werden nachfolgende Generationen, die in 300 oder 400 Jahren unsere Schriften lesen, auf Anhieb wissen was wir damit meinten? Bei manchem Geflügelten Wort wissen wir auch nichts über seine Herkunft, kennen aber dessen Bedeutung oder können sie uns aus dem Wort oder der Wortgruppe selbst erschließen. Zweifelsohne ergibt auch der Papi-Slogan in 100 Jahren noch einen Sinn - und vermutlich sogar den richtigen. Aber die gemeinte Bedeutung trifft es trotzdem nicht - und, was bei diesem Satz besonders auffällt: er kann nicht so einfach verwendet werden, da er aus der ICH-Perspektive von "mein Papi" spricht. Da müsste der Sprachgebrauch erstmal einiges umbauen - und daran ist niemand interessiert, weil der Satz nun einmal so rezitiert wird, wie er ist, was ja auch im Sinne der Erfinder war und somit im direkten Widerspruch zur Eigenschaft der Geflügelten Wörter, die sich im Laufe der Zeit immer wieder den jeweiligen Sprachgepflogenheiten angepasst haben bzw. wurden. Das wird unseren heutigen Werbeslogans vermutlich nur in den seltensten Fällen passieren - und man ist versucht zu sagen: Gott sei Dank...

Tom Borg

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