Christian Garve

11 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Aber das ist auch jetzt noch meine Meinung, vielleicht eine irrige: Daß das Ganze Ihres Systems, wenn es wirklich brauchbar werden soll, populärer ausgedrückt werden müsse und, wenn es Wahrheit enthält, auch ausgedrückt werden könne.

Der Soldat lebt, der Natur seines Berufs nach, immer in einem Getümmel.

Die Bildung des Menschen zerfällt in drei deutlich voneinander verschiedene Teile, in die Bildung des Verstandes, in die des Charakters und in die der äußern Sitten.

Ein äußerer Schaden, der vor ungefähr dreizehn Jahren, sehr unschuldig scheinend, am rechten Nasenflügel, nicht weit vom Augenwinkel, entstand - der eigentlich nicht Krebs nach allen Symptomen, aber darin völlig krebsartig ist, daß er sich nicht nur nach der Oberfläche, sondern im kubischen Verhältnisse sich erweitert und ebenso tief aushöhlt, als er weit sich ausbreitet, und der endlich allen Heilmitteln widerstand, zu welchen freilich der Nachbarschaft des Auges wegen keine ätzenden Mittel, vielleicht die wirksamsten in solchen Fällen, gebraucht werden konnten - dieser Schaden hat nunmehr das ganze rechte Auge und einen Teil der rechten Wange verzehrt, hat eine ebenso große Höhle in den Kopf gebohrt und Zerstörungen einer seltenen Art angerichtet. Es scheint unmöglich, daß ein Mensch dabei leben könne; es scheint noch unmöglicher, daß er dabei denken und selbst mit einem gewissen Scharfsinn und einer Exaltation des Gemütes denken könne: Und doch ist beides wahr. Dieser unwahrscheinliche aber glückliche Umstand hat mir, der ich von Schwäche und Schmerz wechselweise geplagt und von der menschlichen Gesellschaft entfernt bin, die vorzüglichste Erleichterung und den Trost meines Lebens verschafft. Nie habe ich die Schönheit eines Verses, die Bündigkeit eines Räsonnements und die Annehmlichkeit einer Erzählung deutlicher wahrgenommen und mit mehr Vergnügen empfunden.

Ich kenne viele Menschen, die in der Gesellschaft gut zu reden wissen: Aber ich kenne wenige, die gut zu hören verstehen.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das Denken eine Heilkraft habe. Aber dieses Mittel läßt sich nicht bei allen auf die gleiche Weise anwenden. Einige, zu welchen auch Sie gehören, helfen ihrem Übel dadurch ab, daß sie ihre Aufmerksamkeit davon abwenden. Ich habe den meinigen, zum Beispiel Zahnschmerzen, dadurch am besten abhelfen können, indem ich meine Aufmerksamkeit darauf konzentriert und an nichts als an meinen Schmerz gedacht habe.

In der Tat versetzt uns die Lesung jedes guten Buchs in die Gegenwart eines verständigen Mannes.

Jede Leidenschaft, welche in der Einsamkeit schläft, wacht in der Gesellschaft auf.

Mit jedem Menschen, der geboren wird, erscheint die menschliche Natur immer wieder in einer etwas veränderten Gestalt.

Nichts beleidigt mehr als Verachtung; und es ist immer eine Art derselben, wenn wir das, was andre der Mühe wert geachtet haben, uns vorzutragen, nicht eines aufmerksamen Anhörens wert halten.

Nur die Selbstbeobachtung enträthselt uns die Geheimnisse, die wir sonst in den Reden und Handlungen andrer finden würden.

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