Wer nie verließ der Vorsicht enge Kreise / und selbst aus seiner Jugend Tagen / nichts zu bereu'n hat, zu beklagen, / der war nie töricht. Aber auch nie weise.
Wer über andre Schlechtes hört, / soll es nicht weiter noch verkünden. / Gar leicht wird Menschenglück zerstört, / doch schwer ist Menschenglück zu gründen.
Wie kommt bei vielen das schiefe Denken, / die reich doch mit Verstand beschenkt? / Man kann sich das Gehirn verrenken, / wie man die Beine sich verrenkt.
Wie nutzlos, durch dieses Leben zu wandern, / wär's nicht die Brücke zu einem andern.
Wohl besser ist's, ohn' Anerkennung leben / und durch Verdienst des Höchsten wert zu sein, / als unverdient zum Höchsten sich erheben, / groß vor der Welt und vor sich selber klein.
Wohl gibt es Fürsten, / die nach Wahrheit dürsten. / Doch wenigen war ein so gesunder Magen, / sie zu vertragen.
Wohl oft fand ich, was Aug' und Herz ergötzte, / doch nie, was meine Heimat mir ersetzte.
Zur Wahrheit führen raue, dunkle Bahnen, / Erst spät erfüllt sich, was wir früh schon ahnen.
Zwei Dinge sind schädlich für jeden, / der die Stufen des Glücks will ersteigen: / Schweigen, wenn Zeit ist zu reden, / und reden, wenn Zeit ist zu schweigen.