Prosaformen Zitate

29 Zitate, Sprüche & Aphorismen über Prosaformen

Ein gut beschriebenes Leben ist beinahe so selten wie ein gut gelebtes.

Das Gesicht Europas ist nach rückwärts gewendet statt nach vorwärts. Der Büchermarkt wird durch Memoiren überschwemmt. In der öffentlichen Diskussion nimmt die Entstehung des letzten Krieges einen breiteren Raum ein als die Vermeidung des künftigen. Dieser ewige Blick ins Gestrige ist die Hauptursache der europäischen Reaktion und Zersplitterung.

Das ist ja eben das Lehrreiche solcher sittlicher Mitteilungen, daß der Mensch erfahre, wie es andern ergangen und was auch er vom Leben zu erwarten habe und daß er, es mag sich ereignen, was will, bedenke, dieses widerfahre ihm als Menschen und nicht als einem besonders glücklichen oder unglücklichen.

Das Porträt wie die Biographie haben ein ganz eigenes Interesse. Der bedeutende Mensch, den man sich ohne Umgebung nicht denken kann, tritt einzeln abgesondert heraus und stellt sich vor uns wie vor einen Spiegel.

Das, was der Mensch an sich bemerkt und fühlt, scheint mir der geringste Teil seines Daseins. Es fällt ihm mehr auf, was ihm fehlt, als das, was er besitzt. Er bemerkt mehr, was ihn ängstigt, als das, was ihn ergötzt und seine Seele erweitert; denn in allen angenehmen und guten Zuständen verliert die Seele das Bewußtsein ihrer selbst wie der Körper auch und wird nur durch unangenehme Empfindungen wieder an sich erinnert. Und so wird meistenteils, wer über sich selbst und seinen vergangenen Zustand schreibt, das Enge und Schmerzliche aufzeichnen, dadurch denn eine Person, wenn ich so sagen darf, zusammenschrumpft.

Ein Faktum unseres Lebens gilt nicht, insofern es wahr ist, sondern insofern es etwas zu bedeuten hatte.

Ein junges Herz nimmt leicht den Eindruck vom Roman, / allein ein Herz, das liebt, nimmt ihn noch leichter an.

Er las eine Folge echter Märchen, die den Menschen aus sich selbst hinausführen, seinen Wünschen schmeicheln und ihn jede Bedingung vergessen machen, zwischen welche wir, selbst in den glücklichsten Momenten, doch immer noch eingeklemmt sind.

Geben sie uns zu Anfang eine Geschichte von wenig Personen und Begebenheiten, die gut erfunden und gedacht ist, wahr, natürlich und nicht gemein, so viel Handlung als unentbehrlich und so viel Gesinnung als nötig; die nicht still steht, sich nicht auf einem Flecke zu langsam bewegt, sich aber auch nicht übereilt; in der die Menschen erscheinen, wie man sie gern mag, nicht vollkommen, aber gut, nicht außerordentlich, aber interessant und liebenswürdig. Ihre Geschichte sei unterhaltend, so lange wir sie hören, befriedigend, wenn sie zu Ende ist, und hinterlasse uns einen stillen Reiz, weiter nachzudenken.

Hier sind die großen Lexika, die großen Krambuden der Literatur, wo jeder einzelne sein Bedürfnis pfennigweise nach dem Alphabet abholen kann!

Ich leugne nicht, daß ich die Geschichten nicht liebe, die unsere Einbildungskraft immer in fremde Länder nötigen. Muß denn alles in Italien und Sizilien, im Orient geschehen? Sind denn Neapel, Palermo und Smyrna die einzigen Orte, wo etwas Interessantes vorgehen kann? Mag man doch den Schauplatz der Feenmärchen nach Samarkand und Ormus versetzen, um unsere Einbildungskraft zu verwirren. Wenn sie aber unseren Geist, unser Herz bilden wollen, so geben Sie uns einheimische, geben Sie uns Familiengemälde.

Jene Erzählungen machen mir keine Freude, bei welchen, nach Weise der Tausendundeinen Nacht, eine Begebenheit in die andere eingeschachtelt, ein Interesse durch das andere verdrängt wird, wo sich der Erzähler genötigt sieht, die Neugierde, die er auf eine leichtsinnige Weise erregt hat, durch Unterbrechung zu reizen, und die Aufmerksamkeit, anstatt sie durch eine vernünftige Folge zu befriedigen, nur durch seltsame und keineswegs lobenswürdige Kunstgriffe aufzuspannen. Ich tadle das Bestreben, aus Geschichten, die sich der Einheit des Gedichts nähern sollen, rhapsodische Rätsel zu machen.

Märchen: Das uns unmögliche Begebenheiten unter möglichen oder unmöglichen Bedingungen als möglich darstellt. Roman: Der uns mögliche Begebenheiten unter unmöglichen oder beinahe unmöglichen Bedingungen als wirklich darstellt.

Nur diejenige Erzählung verdient moralisch genannt zu werden, die uns zeigt, daß der Mensch in sich eine Kraft habe, aus Überzeugung eines Bessern, selbst gegen seine Neigung zu handeln.

Was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit! Dies ist der eigentliche Begriff, und so vieles, was in Deutschland unter dem Titel Novelle geht, ist gar keine Novelle.

Selbstbiographien sind nur dann wahrhaft lehrreich, wenn sie eine große Anzahl von Tatsachen enthalten.

Die Literatur der Völker beginnt mit Sagen und endet mit Romanen.

Mit den Romanen ist es wie mit den Mahlzeiten: Wenn man sieht, wie sie zubereitet werden, kann einem der Appetit vergehen.

Jeder führt ein Doppelleben. In Taten und Gedanken. Beide Leben sind wahr. Nur den Tagebüchern darf man nicht glauben.

Bei einem Roman sollte hauptsächlich darauf gesehen werden, die Irrtümer sowohl als die Betrügereien aller Stände und aller menschlichen Alter zu zeigen.

Ist der Roman obszön und blutig, / nennt der Verlag das Opus mutig.

Man schreibt im Angesichte der Poesie gute Prosa; denn diese ist ein ununterbrochener artiger Krieg mit der Poesie.

Ein Roman ist eine veredelte Biographie.

Von Biographien kann man dreist sagen: Die am schlechtesten geschriebenen sind die besten, d. h. wahrsten.

In den Wörterbüchern gibt es abgebrauchte Wörter, die auf den großen Schriftsteller warten, der ihnen ihre Energie zurückerstattet.

Philosoph'scher Roman, du Gliedermann, der so geduldig / stillhält, wenn die Natur gegen den Schneider sich wehrt.

Schauspiele und Romane eröffnen uns die glänzenden Züge des menschlichen Herzens; unsere Phantasie wird entzündet; unser Herz bleibt kalt; wenigstens ist die Glut, worin es auf diese Weise versetzt wird, nur augenblicklich und erfriert fürs praktische Leben. .. Wer weiß, ob nicht eben diese gekünstelte Existenz in einer idealistischen Welt unsere Existenz in der wirklichen untergräbt?

Memoiren werden in der Regel von Leuten geschrieben, die entweder ihr Erinnerungsvermögen verloren oder nichts getan haben, das der Erinnerung wert wäre.

Die empfindsamen Romane gehören ins medizinische Fach zu den Krankheitsgeschichten.

 Top