Joseph Joubert

170 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Abwesenheit muss man durch Erinnerung ergänzen.

Adel ist eine Würde, die auf der Vermutung beruht, daß wir edel handeln, weil es unsere Vorfahren taten.

Alle Formen des Stils sind gut, wenn man sie nur geschmackvoll anwendet. Es gibt eine Menge Ausdrücke, die Fehler bei dem einen, Schönheiten bei dem anderen sind.

Alle Sprachen setzen Gold in Umlauf.

Aller Luxus verdirbt entweder die Sitten oder den Geschmack.

Alles altert, selbst die Achtung, wenn man sich nicht in Acht nimmt.

Alter liebt das Wenig, Jugend das Zuviel.

Am leichtesten erträgt man noch die Gewalt, die man eines Tages selbst auszuüben hofft.

Anmut ahmt die Schamhaftigkeit nach wie Höflichkeit die Güte.

Anmut ist das natürliche Gewand der Schönheit, Kraft ohne Anmut ist wie ein wunder Körper.

Anmut umgibt die Eleganz und kleidet sie.

Begeisterung ist immer ruhig, immer langsam und bleibt innig. Der plötzliche Ausbruch ist nicht Begeisterung und auch nicht aus ihr hervorgegangen, er kommt aus einem heftigen Zustand. Man soll auch die Begeisterung nicht mit dem Schwung verwechseln, der aufregt, während jene bewegt.

Bei dem einen entsteht der Stil aus den Gedanken, bei dem andern entstehen Gedanken aus dem Stil.

Beschäftigung mit anderen erheitert; Beschäftigung mit sich selbst verstimmt. Daher die Schwermut verschlossener Menschen.

Biene und Wespe saugen an den gleichen Blüten, finden aber nicht den gleichen Honig.

Bist du arm, so zeichne dich durch Tugenden aus, bist du reich, so tu es durch Wohltaten.

Das Alter raubt dem geistreichen Menschen nur die für die Weisheit zwecklosen Eigenschaften.

Das Ende eines Werkes soll immer an den Anfang erinnern.

Das Erstaunliche macht uns einmal staunen, aber das Bewunderungswürdige wird immer mehr bewundert.

Das Gedächtnis ist der Spiegel, in dem wir die Abwesenden erblicken.

Das Geistreiche ist der Wahrheit sehr nahe.

Das Genie beginnt die schönen Werke, aber nur die Arbeit vollendet sie.

Das Mahl am Abend ist die Freude des Tages.

Das poetische Talent entsteht in lebhaften Seelen aus der Unfähigkeit, etwas verstandesmäßig zu bewältigen.

Das reife Alter ist aller Freuden des blühenden Jugendalters fähig und das hohe Alter aller Freuden der Kindheit.

Das Volk ist der Tugend fähig, aber nicht der Weisheit.

Das Wort ist nichts als der verkörperte Gedanke.

Das Übel ist der Dünger des Guten.

Den Völkern schmeicheln bei politischen Stürmen, heißt den Wogen sagen, daß sie das Schiff lenken sollen.

Der Abend des Lebens bringt seine Lampe mit.

Der Aberglaube ist die einzige Religion, deren niedere Seelen fähig sind.

Der eine spricht gern über das, was er weiß, der andere lieber über das, was er denkt.

Der Geist ist die Atmosphäre der Seele.

Der Geist ist ein Feuer, dessen Flamme der Gedanke ist.

Der Himmel bescheert selten denselben Menschen die Gabe gut zu denken, gut zu reden und in allen Dingen gut zu handeln.

Der Himmel ist für die, welche an ihn denken.

Der Himmel straft oft die Fehler ehrenwerter Männer in ihrem Andenken, das er der Verleumdung preisgibt.

Der Mensch liebt es, von der Stelle zu rücken, was beweglich ist. So prägt jedes Jahrhundert den Sprachen eine Veränderung auf, und derselbe, immer fortbestehende Erfindungsgeist, der sie erschaffen hat, verdirbt sie auch.

Der Raum ist dem Ort, was die Ewigkeit der Zeit ist

Der Ruf der Bücher hängt vom Geschmack des Zeitalters ab. Selbst das Alte ist dem Wechsel der Moden unterworfen.

Der Verstand kann uns sagen, was wir unterlassen sollen. Aber das Herz kann uns sagen, was wir tun müssen.

Der wahre Charakter des Briefstils ist Heiterkeit und Urbanität.

Der wahre Spießbürger ist ein friedlicher und träger Besitzer dessen, was er hat. Er ist immer mit sich und leicht mit Andern zufrieden.

Die Bequemlichkeit hat Religion, Moral und Höflichkeit zerstört.

Die Bibel ist für die Religion, was die Ilias für die Poesie ist.

Die echten Witze überraschen den Sprecher wie den Hörer. Sie entstehen gleichsam wider Willen.

Die Freundschaft ist eine Pflanze, welche der Trockenheit widerstehen muss.

Die Frömmigkeit ist dem Herzen, was die Poesie für die Einbildungskraft, was eine schöne Metaphysik für den Geist ist. Sie nimmt unser ganzes Gefühlleben in Anspruch.

Die Gerechtigkeit Gottes ist nicht von dieser Welt.

Die Gerechtigkeit ist die Wahrheit in Tätigkeit.

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