Fernando Pessoa

65 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Um glücklich zu sein, muss man wissen, dass man glücklich ist.

Um verstehen zu können, habe ich mich zerstört. Verstehen heißt das Lieben vergessen. Ich kenne nichts, was zugleich falscher und bedeutsamer wäre als der Ausspruch Leonardo da Vincis, demnach wir etwas nur lieben oder hassen können, wenn wir es verstanden haben.

Unsere größte Angst als einen Zwischenfall ohne Bedeutung ansehen, nicht nur im Leben des Weltalls, sondern in dem unserer eigenen Seele, das ist der Anfang der Weisheit. Sie mitten in der Angst so ansehen ist die vollkommene Weisheit. In dem Augenblick, in dem wir leiden, scheint der menschliche Schmerz unendlich zu sein. Doch weder ist der menschliche Schmerz unendlich, noch ist unser Schmerz mehr wert als eben ein Schmerz, den wir ertragen müssen.

Vielleicht wird man entdecken, dass, was wir Gott nennen und was sich so offenkundig auf einer anderen Ebene jenseits aller Logik und räumlichen und zeitlichen Wirklichkeit befindet, eine uns eigene Existenzweise ist, eine Empfindung unserer selbst in einer anderen Dimension des Seins.

Von der Geburt bis zum Tod lebt der Mensch als Sklave der gleichen Äußerlichkeit, die auch die Tiere bestimmt. Sein Leben lang lebt er nicht, sondern vegetiert, wenngleich auf einer höheren Stufe und auf vielschichtigere Art, als dies Tiere tun. Er befolgt bestimmte Normen, ohne auch nur zu wissen, daß es sie gibt und er sie befolgt, und seine Gedanken, seine Gefühle und sein Tun sind unbewußt - nicht weil ihnen das Bewußtsein fehlte, sondern weil sie nicht zweierlei Bewußtsein besitzen.

Was uns zugestoßen ist, ist entweder allen zugestoßen oder uns allein; im einen Falle ist es keine Neuigkeit, im anderen unverständlich.

Wenn das Herz denken könnte, würde es stillstehen. Was bleibt jemandem, der wie ich lebendig ist und doch kein Leben zu haben versteht - ebenso wie den wenigen Menschen meiner Art - anders übrig als der Verzicht als Lebensweise und die Kontemplation als Schicksal?

Wenn ich schreibe, statte ich mir einen feierlichen Besuch ab.

Wer leidet, leidet allein.

Wir besitzen nichts, weil wir nicht einmal uns besitzen.

Wir lieben niemals irgendjemanden. Wir lieben ganz allein die Vorstellung, die wir uns von jemandem machen. Unsere eigene Meinung - letztlich also uns selbst - lieben wir.

Wir sind zwei Abgründe - ein Brunnen, der den Himmel anstarrt.

Wissen heißt töten, im Glück wie in allem übrigen. Nicht wissen jedoch heißt nicht existieren.

Wolken ohne Schatten, / Auf der Südseite aber, / Ist ein Stückchen Himmel / Traurig blau.

Zwei Menschen sagen «ich liebe dich» oder denken und fühlen es gegenseitig, und doch verbindet jeder damit eine andere Vorstellung, ein anderes Leben, vielleicht sogar eine andere Farbe, ein anderes Aroma oder einen anderen Duft innerhalb der abstrakten Summe von Eindrücken, die das Seelenleben ausmacht.

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