Dichtung Zitate

84 Zitate, Sprüche & Aphorismen über Dichtung

Von den dichterischen Kunstwerken, die uns Führer waren zu den Erkenntnissen der Individualpsychologie, ragen als Gipfel hervor: Märchen, die Bibel, Shakespeare und Goethe.

Was man gut begreift, lässt deutlich sich ausdrücken, / Gar schnell die rechten Worte in den Sinn dir rücken.

Die Literatur ist der Ausdruck der Gesellschaft, wie das Wort der Ausdruck des Menschen ist.

Was reif in diesen Zeilen steht, / was lächelnd winkt und sinnend fleht, / das soll kein Kind betrüben; / die Einfalt hat es ausgesät, / die Schwermut hat hindurchgeweht, / die Sehnsucht hat's getrieben.

Poesie ist gewiß mehr als gesunder Menschenverstand, aber sie muß auf jeden Fall auch gesunder Menschenverstand sein, so wie ein Palast auch mehr als ein Haus sein muß, aber schließlich auch ein Haus.

Ein Dichter, der einen Menschen kennt, kann hundert schildern.

Mir sind daher immer die Gelehrten höchst seltsam vorgekommen, welche die Meinung zu haben scheinen, das Dichten geschehe nicht vom Leben zum Gedicht, sondern vom Buch zum Gedicht. Sie sagen immer: Das hat er dorther und das dort! Finden sie zum Beispiel beim Shakespeare Stellen, die bei den Alten auch vorkommen, so soll er es auch von den Alten haben!

Schläft ein Lied in allen Dingen, / die da träumen fort und fort, / und die Welt hebt an zu singen, / triffst du nur das Zauberwort.

Der hat's wahrhaftig als Poet / nicht hoch hinausgetrieben, / in dessen Liedern nicht mehr steht, / als er hineingeschrieben.

Mein Sohn hat gesagt: Was einen drückt, das muß man verarbeiten, und wenn er ein Leid gehabt hat, da hat er ein Gedicht daraus gemacht.

"Warum willst du dich von uns allen / und unsrer Meinung entfernen?" / Ich schreibe nicht, euch zu gefallen; / ihr sollt was lernen!

"Wozu nützt denn die ganze Erdichtung?" Ich will es dir sagen, / Leser, sagst du mir, wozu die Wirklichkeit nützt.

Aber uns ist wonnereich, / in den Euphrat greifen / und im flüßgen Element / hin und wieder schweifen. / Löscht ich so der Seele Brand, / Lied es wird erschallen; / schöpft des Dichters reine Hand, / Wasser wird sich ballen.

Das Benutzen der Erlebnisse ist mir immer alles gewesen; das Erfinden aus der Luft war nie meine Sache. Ich habe die Welt stets für genialer gehalten als mein Genie.

Der Dichter nehme nur soviel von einem Individuum, als notwendig ist, dem Gegenstand Leben und Wahrheit zu geben; das übrige hole er aus sich selbst.

Der Dichter pflegt, um nicht zu langeweilen, / sein Innerstes von Grund aus umzuwühlen, / doch seine Wunden weiß er auszukühlen, / mit Zauberwort die tiefsten auszuheilen.

Der Mensch gebraucht den Dichter, um das auszusprechen, was er selbst nicht auszudrücken vermag. Von einer Erscheinung, von einer Empfindung wird er ergriffen, er sucht nach Worten, seinen eigenen Vorrat findet er unzulänglich, und so muß ihm der Dichter zu Hülfe kommen.

Dichten ist Übermut.

Dichten selbst ist schon Verrat.

Die Poeten schreiben alle, als wären sie krank und die ganze Welt ein Lazarett. Alle sprechen sie von dem Leiden und dem Jammer der Erde und von den Freuden des Jenseits, und unzufrieden, wie schon alle sind, hetzt einer den anderen in noch größere Unzufriedenheit hinein. Das ist ein wahrer Mißbrauch der Poesie, die uns doch eigentlich dazu gegeben ist, um die kleinen Zwiste des Lebens auszugleichen.

Die Trilogie ist bei den Modernen überall selten. Es kommt darauf an, daß man einen Stoff finde, der sich naturgemäß in drei Partien behandeln lasse, so daß in der ersten eine Art Exposition, in der zweiten eine Art Katastrophe und in der dritten eine versöhnende Ausgleichung stattfinde.

Durch Vernünfteln wird Poesie vertrieben, / aber sie mag das Vernünftige lieben.

Einer Gesellschaft von Freunden harmonische Stimmung zu geben und manches aufzuregen. was bei den Zusammenkünften der besten Menschen oft nur stockt, sollte von Rechts wegen die beste Wirkung der Poesie sein.

Es ist ein großer Unterschied, ob der Dichter zum Allgemeinen das Besondere sucht oder im Besonderen das Allgemeine schaut. Aus jener Art entsteht Allegorie, wo das Besondere nur als Beispiel, als Exempel des Allgemeinen gilt. Die letztere aber ist eigentlich die Natur der Poesie. Sie spricht ein Besonderes aus, ohne ans Allgemeine zu denken oder darauf hinzuweisen. Wer nun dieses Besondere lebendig faßt, erhält zugleich das Allgemeine mit.

Es liegen in den verschiedenen poetischen Formen geheimnisvolle große Wirkungen. Wenn man den Inhalt meiner Römischen Elegien in den Ton und die Versart von Byrons Don Juan übertragen wollte, so müßte sich das Gesagte ganz verrucht ausnehmen.

Es war überall eine gute Zeit, als ich mit Merck jung war. Die deutsche Literatur war noch eine reine Tafel, auf die man mit Lust viel Gutes zu malen hoffte. Jetzt ist sie so beschrieben und besudelt, daß man keine Freude hat, sie anzublicken.

Ganz eigen ist's mit mythologischer Frau: / Der Dichter bringt sie, wie er's braucht, zur Schau. / Nie wird sie mündig, wird nicht alt, / stets appetitlicher Gestalt, / wird jung entführt, im Alter noch umfreit; / gnug, den Poeten bindet keine Zeit.

Ich habe eine solche Abneigung von allen literarischen Händeln, daß Raphael mir einen malen und Shakespeare ihn dramatisieren könnte, und ich würde mich kaum dran ergötzen.

Ich schrieb meinen Götz von Berlichingen als junger Mensch von zweiundzwanzig und erstaunte zehn Jahre später über die Wahrheit meiner Darstellung. Erlebt und gesehen hatte ich bekanntlich dergleichen nicht, und ich mußte also die Kenntnis mannigfaltiger menschlicher Zustände durch Antizipation besitzen.

Man will Wahrheit, man will Wirklichkeit und verdirbt dadurch die Poesie.

Meine Poesien sind gleichsam Häutungen vorübergehender und vorübergegangener Zustände. Aus solchen Bälgen machen sich die Leute nun Schuhe, Kleider und so weiter und tragen sie ab.

Saget, was nützt mein Gedicht, o Musen! Wenn es den Edlen / weckt in dem Augenblick, wenn er sich selber vergißt.

Uns liebt er nicht - verzeih, daß ich es sage! / Aus allen Sphären trägt er, was er liebt, / auf einen Namen nieder, den wir führen, / und sein Gefühl teilt er uns mit.

Unsere deutschen Ästhetiker reden zwar viel von poetischen und unpoetischen Gegenständen und sie mögen auch in gewisser Hinsicht nicht ganz unrecht haben, allein im Grunde bleibt kein realer Gegenstand unpoetisch, sobald der Dichter ihn gehörig zu gebrauchen weiß.

Was hat mehr das Recht, Jahrhunderte / zu bleiben und im stillen fortzuwirken, / als das Geheimnis einer edlen Liebe, / dem holden Lied bescheiden anvertraut?

Wer der Dichtkunst Stimme nicht vernimmt, / ist ein Barbar, er sei auch, wer er sei.

Wisset nur, daß Dichterworte / um des Paradieses Pforte / immer leise klopfend schweben, / sich erbittend ew'ges Leben.

Verlangt ihr im Bereich der Dichtkunst immer nur »Wahrheit« und »Natur,« so werdet ihr zuletzt die Phantasie vertrieben haben.

Es rauschen und brausen die Wasser einher / wie bei der Schöpfung, ein endlos Meer, / und nehmen durch Deutschland ihren Lauf, / doch schwebt nicht Gottes Geist darauf!

Viele Leute betrachten die poetische Literatur als eine Art Irrenhaus, worin sie alles sagen dürfen, was ihnen anderwärts die Zwangsjacke zuziehen würde.

Ein bißchen Narrheit, das versteht sich, gehört immer zur Poesie.

Poesie ist die Muttersprache des Menschengeschlechts.

Jede Zeit und jeder Ort / wird dir zum Gedichte taugen, / sagst du stets mit eignem Wort, / was du sahst mit eignen Augen.

Dichtung ist eine besondere Ekstase.

Großdichtung ist immer Gottesdienst. Kommt nun noch die willensstarke Selbsterkenntnis der Mystik hinzu, so – strahlt zeitenbegabend die Kunst.

Poetische Blätter sind Tattersalls für die Sonntagsreiter ihres Pegasus, des lammfrommen Mietsgauls der Lyrik verfertigenden Konfektionsbranche.

Leben heißt, dunkler Gewalten / Spuk bekämpfen in sich, / Dichten, Gerichtstag halten / über sein eignes Ich.

Die Dichtkunst ist die Erinnerung und die Ahnung der Dinge: Was sie feiert ist noch nicht tot. Was sie singt, lebt schon.

Keine Literatur ist abgeschlossen, solange die Sprache noch lebt, in der sie abgefaßt ist.

Dichten ist die höhste Wonne, Zeugen und Empfangen zugleich.

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