Wilhelm von Humboldt

75 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

In allen Menschen liegt die Ahnung, jenseits des Grabes die wiederzufinden, die vorangegangen sind, und die um sich zu versammeln, die nach uns übrig blieben.

In der Vergangenheit ist reichlicher Stoff zur Freude und Wehmut, zur Zufriedenheit mit sich und zur Reue, da hat man mit sich, mit andern, mit dem Geschicke gekämpft, gesiegt und unterlegen; was da gefunden wird, das ist wahrhaft gewesen, das ist, wenn es schmerzlich war, untilgbar wie eine Narbe, und wenn es freudig war, unentreißbar wie ein der Seele eingewachsener Gedanke; es ist ferner rein von der Ängstlichkeit, der Besorgnis der Zukunft

In gutgearteten Seelen ist ein wahrer Schmerz, was auch seine Ursache sein möge, immer ewig. Und wenn man behauptet, daß die Zeit oder andere Umstände ihn minderten, so sind das Worte, die nur für die schwächliche Empfindung Geltung haben.

Jeder Mensch trägt eigentlich, wie gut er sei, einen noch bessern Menschen in sich, der sein viel eigentlicheres Selbst ausmacht.

Jedes Bedürfnis ist, wenn es befriedigt wird, eigentlich nur Stillegung eines Schmerzes.

Kein Mensch ist unersetzbar in Geschäften.

Leben wir allein für dieses Leben, so sind wir die edelsten aller erschaffenen Wesen.

Man kann großen und tiefen Schmerz haben und sich doch darum nicht unglücklich fühlen, da man diesen Schmerz so mit dem eigensten Wesen verbunden empfindet, daß man ihn nicht trennen möchte von sich.

Man kann nicht Heiterkeit moralisch gebieten, aber nichtsdestoweniger ist sie die Krone schöner Sittlichkeit.

Man kann sehr vielen und großen Kummer haben und sich doch dabei nicht unglücklich fühlen, vielmehr in diesem Kummer eine so erhebende Nahrung des Geistes und des Gemüts finden, daß man diese Empfindung mit keiner andern vertauschen möchte.

Meiner Idee nach ist Energie die erste und einzige Tugend des Menschen.

Nie ist das menschliche Gemüt heiterer gestimmt, als wenn es seine richtige Arbeit gefunden hat.

Niemand kann den Schleier wegziehen, den die Vorsehung gewiß mit tiefer Weisheit über das Jenseits gezogen.

Nur der Wechsel ist wohltätig. Unaufhörliches Tageslicht ermüdet.

Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft

Ohne Sicherheit vermag der Mensch weder seine Kräfte auszubilden noch die Frucht derselben zu genießen; denn ohne Sicherheit ist keine Freiheit.

Selbstbiographien sind nur dann wahrhaft lehrreich, wenn sie eine große Anzahl von Tatsachen enthalten.

Viele, die bei Kindern sind, tun ihre Pflicht, aber das Herz ist nicht dabei. Das merkt das Kind.

Was nicht im Menschen ist, kommt auch nicht von außen in ihn hinein.

Wenn man einem durchaus reinen und wahrhaft großen Charakter lange zur Seite steht, geht es wie ein Hauch von Ruhe auf uns über.

Wer in dem Augenblick suchen muß, wo er braucht, findet schwer.

Wer Lob empfängt, tut immer wohl, es mehr als eine freiwillige Gabe anzusehen denn als einen verdienten Lohn.

Wer sich heiter zu erhalten sucht, der sorgt nicht bloß für sein Glück, sondern er übt wirklich eine Tugend.

Wie wenig ist am Ende der Lebensbahn daran gelegen, was wir erlebten, und wie unendlich viel, was wir daraus machten.

Zwang hindert vielleicht manche Vergehung, raubt aber selbst den gesetzmäßigen Handlungen von ihrer Schönheit. Freiheit veranlaßt vielleicht manche Vergehung, gibt aber selbst dem Laster eine minder unedle Gestalt.

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