Arme Kritiker! Daß sie immer nur sehen, hören und lesen müssen, was ihnen gar nicht gefällt!
Der Kritiker ist ein Wegelagerer auf dem Weg zum Ruhm.
Wer im bürgerlichen Leben durch redliches Wirken seinen Platz ausfüllt, den darf niemand ungestraft auf offener Straße mit Beleidigungen überhäufen. Wer aber mühsam den steilen Pfad zum Parnaß erklimmen will, der muß darauf gefaßt sein, auch von den unberufensten und bedenklichsten Schwätzern jede Schmähung, jede Verunglimpfung zu ertragen.
Am unbarmherzigsten im Urteil über fremde Kunstleistungen sind die Frauen mittelmäßiger Künstler.
Es glaube doch nicht jeder, der imstande war, seine Meinung von einem Kunstwerk aufzuschreiben, er habe es kritisiert!
Ein guter Kritiker ist jemand, der von den Abenteuern seiner Seele unter den Meisterwerken erzählt.
Da hatt ich einen Kerl zu Gast, / er war mir eben nicht zur Last. / Ich hatt just mein gewöhnlich Essen, / hat sich der Kerl pumpsatt gefressen, / zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt. / Und kaum ist mir der Kerl so satt, / tut ihn der Teufel zum Nachbar führen, / über mein Essen zu räsonieren: / "Die Supp hätt können gewürzter sein, / der Braten brauner, firner der Wein." / Der Tausendsackerment! / Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.
Der Mensch erkennt nur das an und preist nur das, was er selber zu machen fähig ist; und da nun gewisse Leute in dem Mittleren ihre eigentliche Existenz haben, so gebrauchen sie den Pfiff, daß sie das wirklich Tadelnswürdige in der Literatur, was jedoch immer einiges Gute haben mag, durchaus schelten und ganz tief herabsetzen, damit das Mittlere, was sie anpreisen, auf einer desto größeren Höhe erscheine.
Die gewöhnlichen Theaterkritiken sind unbarmherzige Sündenregister, die ein böser Geist vorwurfsweise den armen Schächern vorhält ohne hülfreiche Hand zu einem bessern Wege.
Die Kritik erscheint wie Ate: Sie verfolgt die Autoren, aber hinkend.
Gegen die Kritik kann man sich weder schützen noch wehren; man muß ihr zum Trutz handeln, und das läßt sie sich nach und nach gefallen.
Ich kann leiden, wenn meine Freunde eine Arbeit von mir zu Feuer verdammen, umgegossen oder verbrannt zu werden; aber sie sollen mir keine Worte rücken, keine Buchstaben ersetzen.
In der Poesie ist die vernichtende Kritik nicht so schädlich. Wolf hat den Homer zerstört, doch dem Gedicht hat er nichts anhaben können; denn dieses Gedicht hat die Wunderkraft wie die Helden Walhallas, die sich des Morgens in Stücke hauen und mittags sich wieder mit heilen Gliedern zu Tisch setzen.
Sich zu schmücken begierig verfolgte den rinnenden Bach einst / früh die Muse hinab, sie suchte die ruhigste Stelle. / Eilend und rauschend indes verzog die schwankende Fläche / stets das bewegliche Bild. Die Göttin wandte sich zürnend. / Doch der Bach rief hinter ihr drein und höhnte sie: "Freilich / magst du die Wahrheit nicht sehn, wie rein dir mein Spiegel sie zeiget!" / Aber indessen stand sie schon fern am Winkel des Sees, / ihrer Gestalt sich erfreuend, und rückte den Kranz sich zurechte.
Wer uns am strengsten kritisiert? / Ein Dilettant, der sich resigniert.
Wie magst du ruhig fort erfahren, / daß sie dich schelten? / Ich rede zu! In fünfzig Jahren / wird es schon gelten.
Willst du jenem den Preis verschaffen, zähle die Fehler, / willst du dieses erhöhn, zähle die Tugenden ab!
Ein Kritiker ist eine Henne, die gackert, wenn andere legen.
Glaubt ihr, es ist mir verhaßt, wenn alle Winde ihn zausen? / Nein, mir gebührt nur das Blatt, was sie ihm lassen, mit Recht.
Jeder möchte doch schaffen, und da du nun einmal Gedichte / nicht zu schaffen vermagst, schaffst du uns Dichter dafür.
Die Werke des Geistes sind ewig feststehend, aber die Kritik ist etwas Wandelbares. Sie geht hervor aus den Ansichten der Zeit.
Kritiker sind wie Lakaien vor der Saaltür bei einem Hofball: Sie können schlechtgekleidete und unberechtigte Leute abweisen und gute einlassen, aber sie selbst, die Türsteher, dürfen nicht hinein.
"Ihr Manuskript ist gut und originell. Nur sind die guten Teile nicht originell und die originellen nicht gut."
Das Geschmacksurteil postuliert nicht jedermanns Einstimmung (denn das kann nur ein logisch allgemeines, weil es Gründe anführen kann); es sinnt nur jedermann diese Einstimmung an.
Die Kritiker verfahren gar oft einseitig mit ihrem Urteil. Sie verwerfen oft unbedingt solche Werke, die zu einem schlichten, wenn auch wahr gegebenen Inhalte nicht zugleich einen gewissen Aufwand an Technik bringen, und erkennen häufig solche Werke unbedingt an, die mit einer großen technischen Lebendigkeit ein inneres Leben nur spiegeln scheinen. Es ist dies eine Art Einseitigkeit der Kritiker, die zuweilen das Künstlerische mit dem Künstlerischen verwechseln.
Ein offner Wald am Straßensaume / ist dein Gedicht. Du mußt's ertragen, / reibt sich an seinem schönsten Baume / ein Schwein mit grunzendem Behagen.
Der wahre Virtuose spottet bei sich über jede uneingeschränkte Bewunderung, und nur das Lob desjenigen kitzelt ihn, von dem er weiß, daß er auch das Herz hat, ihn zu tadeln.
Man schätzt jeden nach seinen Kräften. Einen elenden Dichter tadelt man gar nicht; mit einem mittelmäßigen verfährt man gelinde; gegen einen großen ist man unerbittlich.
Nicht jeder Kunstrichter ist ein Genie, aber jedes Genie ist ein geborener Kunstrichter.
Tadeln heißt überhaupt, sein Mißfallen zu erkennen geben. Man kann sich bei diesem Mißfallen entweder auf die bloße Empfindung berufen oder seine Empfindung mit Gründen unterstützen. Jenes tut der Mann von Geschmack, dieses der Kunstrichter.
Wer wird nicht einen Klopstock loben? / Doch wird ihn jeder lesen? - Nein. / Wir wollen weniger erhoben / und fleißiger gelesen sein.
Die Kritik ist eine Steuer, die der Neid dem Talent auferlegt.
Er kann die Tinte nicht halten, und wenn es ihm ankommt, jemand zu besudeln, so besudelt er sich gemeiniglich am meisten.
Ich sehe die Rezensionen als eine Art von Kinderkrankheit an, die die neugeborenen Bücher mehr oder weniger befällt. Man hat Exempel, daß die gesundesten daran sterben und die schwächlichsten oft durchkommen.
Man sagt: Das Adlerauge der Kritik. In vielen Fällen wäre es besser zu sagen: Die Hundsnase der Kritik.
Mich dünkt immer, die ganz schlechten Schriftsteller sollte man immer in den gelehrten Zeitungen ungeahndet lassen. Die gelehrten Zeitungsschreiber verfallen in den Fehler der Indianer, die den Orang-Utang für ihresgleichen und seine natürliche Stummheit für Eigensinn halten, von welchem sie ihn durch häufige Prügel vergeblich abzubringen suchen.
Unter die größten Entdeckungen, auf die der menschliche Verstand in den neuesten Zeiten gefallen ist, gehört meiner Meinung nach wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie gelesen zu haben.
Es können nur einigermaßen gleiche Naturen in ihrem ganzen Umfang einander erklären und abschätzen.
Ihr braucht zehn Jahre, um euer Oktavabuch zu schreiben. Dann kommt ein Journalist, welcher euch auf seinen Schuttkarren wirft, und die Sache ist abgemacht.
Der Künstler kann der Anerkennung nicht entbehren. Es braucht nicht immer die allgemeine Anerkennung zu sein. Es genügt, wenn es die eines kleinen Kreises, sogar nur einiger Anhänger ist. Sonst erlahmt sein Schaffen in der Bitterkeit des Zweifels an seinem Können.
Viele Rezensenten und Journalisten sind wie die Kakadus: Sie ziehen die Klaue ein, wenn sie gefüttert werden, und drücken ein Auge zu, wenn sie zu trinken bekommen.
Ein Kritiker ist ein Leser, der widerkäut.
Eine besonders lächerliche Impertinenz solcher anonymer Kritiker ist, daß sie wie die Könige per Wir sprechen, während sie nicht nur im Singular, sondern im Diminutiv, ja im Humilitiv reden sollten: Meine erbärmliche Wenigkeit, meine feige Verschmitztheit, meine verkappte Inkompetenz, meine geringe Lumpazität.
Keine Lüge ist so frech, daß ein anonymer Rezensent sie sich nicht erlauben sollte: Er ist ja nicht verantwortlich.
Zum Maßstab eines Genies soll man nicht die Fehler in seinen Produktionen oder die schwächeren seiner vielen Werke nehmen, um es dann danach tief zu stellen, sondern bloß sein Vortrefflichstes.
Eher soll man nicht urteilen, ehe man ein Stück nicht in seiner vollkommenen Aufführung sich denken kann oder es so gehört hat.
Kritiker und Rezensent ist zweierlei: Jener steht dem Künstler, dieser dem Handwerker näher.
Eine Rezension wird geschrieben, damit ein Buch Leser findet, die gescheiter sind als der Rezensent.
Kritiker sind Leute, die ihre Artikel nicht für das Publikum schreiben, sondern für andere Kritiker.
Die Welt ist mit kalten Geistern bevölkert, die, selbst unproduktiv, sich damit trösten, zu verwerfen, was andere gedacht haben, und sich durch eine zur Schau getragene Verachtung fremder Werke interessant zu machen glauben.