Unter all meinen Freunden und Weggenossen / fand ich noch jeden froh entschlossen, / des andern Weisheit zu verlachen / und seine Torheit nachzumachen.
Die Menge ist schwer zu überzeugen, / kann Beispiel oder Macht nur beugen, / drum soll, wer lehrt, die Worte sparen / und sich durch Handeln offenbaren.
Durch bloße Lehren / sind nie die Menschen zu bekehren: / Das gute Beispiel prägt allein / der Lehre Sinn dem Herzen ein.
Auch in einem Königshaus lernt man, wie die Affen lernen: Indem man die Eltern beobachtet.
Nachahmung ist die aufrichtigste Form der Schmeichelei.
Die Allgemeinheit war ja wohl immer schon der schlechteste Lehrer für das Leben und Fühlen. Und niemals stand es so gut um die menschlichen Dinge, dass nicht der großen Menge gerade das Schlechteste gefiel.
Vorbildern nachstreben ist gut; aber nur das selbst gefundene Ideal verleiht unseren Handlungen einen lebendigen Nerv.
Wie der Gott, so die Seele; wie der Himmel, so das Meer.
Bisher glaubte die Welt an den Heldensinn einer Lucretia, eines Mucius Scävola und ließ sich dadurch erwärmen und begeistern. Jetzt aber kommt die historische Kritik und sagt, daß jene Personen nie gelebt haben, sondern als Fiktionen und Fabeln anzusehen sind, die der große Sinn der Römer erdichtete. Was sollen wir aber mit einer so ärmlichen Wahrheit? Und wenn die Römer groß genug waren, so etwas zu erdichten, so sollten wir wenigstens groß genug sein, daran zu glauben.
Das Nachzuahmende wird nicht leicht erkannt.
Die Kinder, als strebende Naturen, wählen sich gewöhnlich im Hause das Beispiel dessen, der am meisten zu leben und zu genießen scheint.
Ein anderes ist Nachahmen, ein anderes nach Meistern, die gewisse Formen des Vortrags durchstudiert haben, sich bilden.
Ein edles Beispiel macht die schweren Taten leicht.
Ein jeglicher muß seinen Helden wählen, / dem er die Wege zum Olymp hinauf sich nacharbeitet.
Eine kleinliche Natur wird durch einen selbst täglichen Verkehr mit der Großheit antiker Gesinnung um keinen Zoll größer werden. Allein ein edler Mensch, in dessen Seele Gott die Fähigkeit künftiger Charaktergröße und Geisteshoheit gelegt, wird durch die Bekanntschaft und den vertraulichen Umgang mit den erhabenen Naturen griechischer und römischer Vorzeit sich auf das herrlichste entwickeln.
Es kommt nur immer darauf an, daß derjenige, von dem wir lernen wollen, unserer Natur gemäß sei.
Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, daß die Dämonen, um die Menschheit zu necken und zum besten zu haben, mitunter einzelne Figuren hinstellen, die so anlockend sind, daß jeder nach ihnen strebt, und so groß, daß niemand sie erreicht. So stellten sie den Raffael hin.
Mit einem Herren steht es gut, / der, was er befohlen, selber tut.
Shakespeare ist gar zu reich und gewaltig. Eine produktive Natur darf alle Jahr nur ein Stück von ihm lesen, wenn sie nicht an ihm zugrundegehen will. Ich tat wohl, daß ich durch meinen Götz von Berlichingen und Egmont ihn mir vom Hals schaffte, und Byron tat sehr wohl, daß er vor ihm nicht zu großen Respekt hatte und seine eigenen Wege ging.
Ich habe mich so lange ums Allgemeine bemüht, bis ich einsehen lernte, was vorzügliche Menschen im Besondern leisten.
Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland.
Bilde dich selbst, und dann wirke auf andere durch das, was du bist!
Ohne Vorbild, ohne ideales Vorbild kann Keiner recht thun.
Vor-Bild sein heißt in erster Linie vorleiden können.
Es ist leichter, anderen mit Weisheit zu dienen, als sich selbst.
Nichts ist so ansteckend wie das Beispiel, und wir stiften nie viel Gutes oder Böses, was nicht ähnliches Gutes oder Böses hervorbrächte.
Schlechte Beispiele Verderben gute Sitten, gute Beispiele das gute Gewissen.
Wir leben in einer Welt, worin ein Narr viele Narren, aber ein weiser Mann nur wenige Weise macht.
Wir bewundern die Ideen der Alten gleich ihren cyclopischen Mauern, aber wir bauen sie nicht mehr aus.
Wenn des Weisen gute Lehre eine Hand ist, dich zu führen: / In des Guten weisem Beispiel wirst du einen Flügel spüren.
Lehrsätze reden, Beispiele sprechen.
Der Priester suchte zunächst wieder Selbstliebe und Selbstachtung in ihm zu entfachen; er malte ihm aus, eine wie glückliche Zukunft er sich durch eine geschickte Anwendung seiner Talente bereiten könne, und verstand es, durch Erzählung guter Handlungen, welche andere ausgeübt hatten, sein Herz wieder für alles Edle zu erwärmen.
Der Lehrer strebe nur, sich selber zu entfalten, / der Schüler lerne nur, sein Eignes zu gestalten.
Des Lebens edle Güter erben nicht / Sich wie gemeine Güter fort.
Der Mensch ist ein nachahmendes Geschöpf, / und wer der Vorderste ist, führt die Herde.
Ein großes Muster weckt Nacheiferung und gibt dem Urteil höhere Gesetze.
Die gesamte, sehr starke Wirkung des Beispiels beruht darauf, daß der Mensch in der Regel zu wenig Urteilskraft, oft auch zu wenig Kenntnis hat, um seinen Weg selbst zu explorieren: Daher er gern in die Fußstapfen anderer tritt.
Überhaupt wirkt das Beispiel als ein Beförderungsmittel der guten und schlechten Charaktereigenschaften: Aber es schafft sie nicht.
Die Menschen glauben den Augen mehr, als den Ohren. Lehren sind ein langweiliger Weg, Vorbilder ein kurzer, der schnell zum Ziel führt.
Daß ein Narr zehn andere macht, ist freilich schlimm genug; aber weit schlimmer ist es noch, daß auch ein Schurke zehn andere macht. Nur die Vernunft macht wenig Proselyten.
Der ist ein guter Prediger, der seine eigenen Ermahnungen befolgt: Ich kann leichter Zwanzig lehren, was gut zu tun ist, als einer von den Zwanzigen sein.
Sei rührig wie die Zeit, Feuer gegen Feuer, / bedroht den Droher, übertrotzt des Schreckens / prahlhafte Stirn! So werden niedre Augen, / die ihr Betragen von den Großen leihn, / durch euer Vorbild groß, und sie erfüllt / der kühne Geist der Unerschrockenheit.
Die Vorschrift mag uns den Weg weisen, aber das stille, fortwährende Beispiel bringt uns vorwärts.
Jeder Junge, der den Fußball liebt, hat ein Idol.
Wenn der Abt zum Glase greift, so greifen die Mönche zum Krug.
Wenn der Fürst seinen Untertanen einen Apfel nimmt, nehmen die Diener den ganzen Baum.
Gutes Beispiel ist dem Schlechten zu nichts nutz.
Die Taten der Väter sind den Söhnen ein Wegweiser.
Es ist schön, wenn man sich vorstellt, dass da ein kleines Mädchen zu ihrem Eltern sagt: 'Schau mal, das hat eine Frau erreicht'. Vielleicht gibt es ein Gespräch mit Kindern, in dem man erklärt, dass man alles im Leben erreichen kann. Mir gefällt die Vorstellung gut, dass es solche Gespräche geben wird, weil ich etwas erreicht habe.
Wie die Alten gesungen, / So zwitschern die Jungen.