Johann Gottfried Seume

92 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

"Wer keinen Freund hat, verdient keinen - ein halbwahrer Satz. "Wer keinen Feind hat, verdient keinen Freund" möchte eher zu beweisen sein.

Alle sauren Moralisten hielten ihr Zeitalter für das schändlichste, und sie haben alle recht; denn die gegenwärtige Schande ist immer die größte.

Auf Billigung der Menschen muß man nicht rechnen. Sie errichten heute Ehrensäulen und brauchten morgen den Ostrazismus für den nämlichen Mann und für die nämliche Tat.

Aufklärung ist richtige, volle, bestimmte Einsicht in unsere Natur, unsere Fähigkeiten und Verhältnisse, heller Begriff über unsere Rechte und Pflichten und ihren gegenseitigen Zusammenhang. Wer diese Aufklärung hemmen will, ist ganz sicher ein Gauner oder ein Dummkopf, oft auch beides; nur zuweilen eins mehr als das andere.

Aus der freien Narrheit der Individuen kann für den Staat große Weisheit gedeihen.

Aus der Geschichte geht hervor, dass Bündnisse und Garantien meistens der erste Schritt zur Unterwerfung eines Teils, natürlich des schwächern sind, wenn er nicht auf der Hut ist.

Aus Gefälligkeit werden weit mehr Schurken als aus schlechten Grundsätzen.

Betrügen und betrogen werden, / nichts ist gewöhnlicher auf Erden.

Das Los der Menschen scheint zu sein nicht Wahrheit, sondern Ringen nach Wahrheit, nicht Freiheit und Gerechtigkeit und Glückseligkeit, sondern Ringen danach.

Das Schild der Humanität ist die beste, sicherste Decke der niederträchtigsten öffentlichen Gaunerei.

Daß ein Narr zehn andere macht, ist freilich schlimm genug; aber weit schlimmer ist es noch, daß auch ein Schurke zehn andere macht. Nur die Vernunft macht wenig Proselyten.

Dem Eroberer sind die Menschen Schachfiguren, und eine verwüstete Provinz ist ihm ein Kohlenmeiler. Mit wenigen Ausnahmen sind die großen Helden die großen Schandflecken des Menschengeschlechts.

Demut und die mit ihr verwandte Geduld sind Eselstugenden, die die Spitzköpfe den Plattköpfen gar zu gern einprägen.

Den Ruhm soll der Weise verachten, aber nicht die Ehre.

Der Blödsinn und der Eigennutz haben die Privilegien erschaffen.

Der Erde köstlichster Gewinn / ist frohes Herz und reiner Sinn.

Der General, welcher seinen Leuten die Plünderung verspricht, stempelt sich dadurch faktisch zum Räuberhauptmann.

Der Himmel hat uns die Erde verdorben.

Der Staat sollte die Wohlhabenheit aller zu befördern suchen, befördert aber nur den Reichtum der einzelnen.

Der Staat sollte vorzüglich nur für die Ärmeren sorgen. Die Reichen sorgen leider nur zu sehr für sich selbst.

Der Witz ist die Krätze des Geistes.

Die Arbeit der philosophischen, theologischen, politisch-pathologischen Volksführer ist fast durchaus, Rauch zu machen und darin Gespenster und Schreckgestalten zu zeigen, damit man sich an ihre Heilande halten soll.

Die beste Verwahrung gegen Leidenschaft aller Art ist nahe, gründliche Bekanntschaft mit dem Gegenstand.

Die Despotie stempelt gewöhnlich die Begriffe wie die Münze.

Die Edeln und der Adel stehen gewöhnlich im Gegensatz.

Die Furcht und die Faulheit bringen den Menschen um alles Vernünftige.

Die ganze Synopse unserer Politik liegt in den zwei Versen von Bürger: "Du hast uns lange genug geknufft; man wird dich wieder knuffen, Schuft."

Die Hälfte der Armee und überhaupt die Hälfte der Menschen ist immer leidlich, ehrlich und gut; aber die Bosheit ist meistens energischer im Ganzen als im Einzelnen.

Die meisten Bücherschreiber verschwenden eine ungeheure Gelehrsamkeit, um nichts zu sagen.

Die meisten Leidenschaften scheuen den Tag und sind schon gefährlich genug; aber furchtbar verheerend sind die, die in der Finsternis geboren werden und sich am Sonnenlicht nähren: Ruhmsucht und Herrschsucht.

Die meisten Menschen haben überhaupt gar keine Meinung, viel weniger eine eigene, viel weniger eine geprüfte, viel weniger vernünftige Grundsätze.

Die Nation, die nur durch einen einzigen Mann gerettet werden kann und soll, verdient Peitschenschläge.

Die Sittenlosigkeit der Völker ist so groß und ihre Euphemismen darüber sind so zahlreich, daß ein ehrlicher, in der Verderbtheit uneingeweihter Mann fast kein Wort sagen kann, ohne eine Zweideutigkeit zu sprechen.

Die Vernunft ist immer republikanisch, aber die Menschen scheinen, wenn man die Synopse ihrer Geschichte nimmt, doch durchaus zum Despotismus geboren zu sein.

Die wahre Freiheit ist nichts anderes als Gerechtigkeit.

Die Wegschaffung des Schlimmen wird schon das Gute bringen.

Ehe der Körper eines großen Mannes Asche ist, kann man selten mit einiger Richtigkeit über seinen Charakter urteilen.

Ein Glück für die Despoten, daß die eine Hälfte der Menschen nicht denkt und die andere nicht fühlt.

Ein Tyrann ist durch seine Spione und Kreaturen überall.

Es ist gleich schwach und gefährlich, die öffentliche Stimme zuviel und zuwenig zu achten.

Es ist nur noch ein Ungeheuer, welches gräßlicher ist als Tyrannenunvernunft: Die Volkswut. Nur die Furcht vor der letzten macht die erste erträglich.

Es ist sehr gut, daß die Regierungen Rebellion und Empörung zu Verbrechen machen, aber es ist sehr schlecht, daß ihre meisten Maßregeln geeignet sind, diese Verbrechen zu Tugenden zu stempeln.

Es wird mir schwer, die Ehre der Christen zu finden, aber ihre Schande sehe ich.

Es wird selten eine Handlung begangen, die nicht irgend jemand für ein Bubenstück und zur nämlichen Zeit ein anderer für eine schlechte Tat hielte. Ein sicherer Beweis, daß sie schlecht war, ist, wenn der Täter den andern das Urteil darüber wehren will.

Faulheit ist Dummheit des Körpers und Dummheit Faulheit des Geistes.

Faulheit und Dummheit und die aus beiden gemischte Furcht sind die Quellen des meisten Unfugs, den Bosheit und Übermut anrichten.

Für den Moment etwas Schönes tun, heißt noch nicht gut sein.

Gegen den Strom der Zeit kann zwar der einzelne nicht schwimmen, aber wer Kraft hat, hält sich und läßt sich von demselben nicht mit fortreißen.

Gleichheit ist immer der Probestein der Gerechtigkeit, und beide machen das Wesen der Freiheit.

Herrschen ist Unsinn, Regieren ist Weisheit. Man Herrscht also, weil man nicht regieren kann.

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