Begegne jedem Bösen zart und sanft!
Betrachte jemand auch die Erde nur / Als Wirtshaus, was muß er vom Wirthe denken!
Bewalte alles aus gesamter Ansicht / Und aus dem Wertgefühl des ganzen Wesens, / Dann wirst du jedem immer mild begegnen!
Das allgemeinste Laster ist Bestechung, / Der Sinnen, und der Meinung, und des Willens;
Das Denken ist die allergößte Macht. / Der Geist des Menschen trägt die schwerste Last, / Ganz ungeheure Prachtgebäud' — aus Wolken;
Das Denken macht dich groß; das Fühlen reich
Das größte Glück / Der Sterblichen bleibt immer Hoffnung.
Das ist der größte Vorteil für die Menschheit / Daß Jeder für den Andern alles thue, / Und jeder von den Allen es empfange. / Wie wenig bringt der Einzelne dem Ganzen, / Wie viel empfängt der Einzelne von Allen!
Das Leben eines Alten ist der Himmel!
Das Menschenherz geht immer schwer.
Das Mittel gegen Unversönlichkeit / Ist: Fühle nie im Herzen dich beleidigt!
Das Schicksal und den Tod, geliebte Seele, / Bezwingen Thränen, Schwert und Harnisch nicht, / Nicht Heere, die um deine Hütte lagen!
Das Schicksal wird durch Milde nur bezwungen.
Dein Glück ist immer möglich, / Wenn du’s zu finden weißt.
Der Arme hüte ja sich wie ein Kranker, / Nichts über sein Vermögen erst zu wollen!
Der Bösen Werke alle sind wie Todte / Und kommen graus im Lebensmeer herauf!
Der Morgen scheint viel schöner als der Tag, / Und ist doch nur sein heiligstilles Bringen!
Der Regentropfen stirbt auch in dem Meer
Der Ruhm des Einzelnen gehört der Menschheit, / Schon weil ihm Alles zuging von den Menschen / Aus Vor- und Mitwelt: sich ihn zu erwerben.
Der, wer des Lebens beste Güter hat, / Begehre nicht die kleinen auch zugleich! / Im großen und im Ganzen segnet ihn / Der Gott; und macht die Sonn' ihm hellen Tag, / Was soll ihm aller kleinen Kerzen Schein?
Des Lebens edle Güter erben nicht / Sich wie gemeine Güter fort.
Des Menschen Hauptwerk ist das Dasein ganz, / Und alles Einzelne ist Nebenwerk
Die große Kraft wohnt nur in großen Wesen.
Die größte Weisheit ist das Leben selbst
Die Güte reißt am weitesten den Guten, / Die Freundschaft treibt den Freund sogar zur Feindschaft / Mit Andern.
Die Jugend scheint viel froher als das Leben, / Und ist doch nur ein innerliches Werden
Die Mäßigung trifft überall das Rechte.
Die Phantasie hat ihre eignen Leiden, / Vor welchen uns die Wirklichkeit nicht schützt.
Die Schönheit ist ein Kind der freien Seele / Und kräftiger Gesundheit. Freie Völker, / Die Edles dachten, Großes, einfach lebten, / Sie waren schön in Massen.
Doch hast du Geist und Wissen, Lieb und Thun, / Dann hast du in dir selbst und an der Welt, / Was je das Gold gewähren kann;
Du Guter, kannst du nicht unschuldig leiden, / Dann kannst du garnichts!
Du kannst nach jeder Schuld der reinste Mensch sein, / Wenn du sie alt, dich selber jung empfindest, / Als diesen Guten, der du heut nun bist.
Durch Anerkennung wird der Weise selbst / Geblendet
Ein angewöhnter Fehler gleicht der Fliege, / Du jagst sie hundertmal in Zwischerräumen / Hinweg, und dennoch kehrt sie immer wieder / Und plagt dich immer ärger.
Ein jeder ist ein Kind der Zeit.
Ein Jeder ist sich selbst der größte Feind, / Und lebt erst glücklich, wenn er den versöhnt.
Ein liebend Herz wird nimmermehr beleidigt
Ergebung ist nur durch Erhebung möglich — / Erhebung zu des Geistes großem Sein,
Erkenne eigne Kraft als freien Willen, / Und sprich den Willen an als freie Kraft, / Sonst ist das All ein Sklave
Erst Ruh' und Würde macht das Leben schön.
Erwarten ist selbständig Glück für sich. / In der Erwartung liegt das ganze Bild / Von dem, was du erwartest, hundertfach: / Das, was es sein soll; was es wirklich sein wird, / Und Alles sein kann für die Welt und dich.
Es giebt nur immer wenig große Herzen, / Die klar die Welt verstehn, und klar das Wahre / Und Gute in ihr scheidend, klar verwerfen / Und hassen, was da schlecht und falsch ist.
Falsch, elend, jämmerlich und kriechend ist es, / Von irgend Jemand in der Welt dein Glück / Erwarten, deine Seligkeit, dein Leben, / Die Wahrheit und die Freiheit und das Recht!
Gedenke deiner Fehler nicht mit Leid, / Mit Rache gegen dich; du strafst sonst Jemand / Der damals noch nicht war, den Besseren!
Geduld ist eine der seligsten Tugenden
Gut-sein ist weiter nichts als bloßes Sein, / Und alles andre Sein ist Werden nur, / Verirren von dem Sein und Untergang.
Gönn der Jugend nur ihre Freude! / Sie hat noch keine Blume weggefreut, / noch keine Lerche aus der Luft, kein Lied / noch jemals aus der Welt mit fortgesungen / und keine Flöte fortgetanzt! Sie läßt / das Schöne, Holde alles da. Sie selbst / nur schwirrt im Herbst nachts wie die Schwalbe fort, / und Stille herrscht am Morgen um das Haus.
Herz, lerne hoffen!
In unsrem Herzen liegt der Werth der Welt.
Laß dich kein Unglück je bemeistern! Denn / Nur stark es tragen, führt allein zum Tag / des Glückes. Was den Menschen treffen kann, / Dazu hat er auch die Kraft; wozu er Kraft hat, / Das ziemt ihm auch zu tragen, liebe Seele.