So schauert vor der Lieb ein Herz, / als wie von Untergang bedroht. / Denn wo die Lieb erwachet, stirbt / das Ich, der dunkele Despot.
Sprachkunde, lieber Sohn, ist Grundlag' allem Wissen; / derselben sei zuerst und sei zuletzt beflissen!
Trifft dich des Schicksals Schlag, so mach' es wie der Ball: / Je stärker man ihn schlägt, je höher fliegt er all.
Und wo ein Weiser streitet und ein Tor, schiebt jener leis auch einen Riegel vor. Doch wo zwei Toren miteinander zanken, / da tobt der Kampf, und niemand setzt ihm Schranken.
Unseliger ist nichts, als wenn dir's immer ist, / als seist du nicht zu Haus, wo du zu Hause bist.
Vom Übermaß der Lust wird Leid hervorgebracht. / Das Auge selber weint, sobald man heftig lacht.
Wahres und Gutes wird sich versöhnen, / wenn sich beide vermählen im Schönen.
Was Du erlangen kannst, das stillt nicht Dein Verlangen. / Was Dein Verlangen stillt, das kannst Du nicht erlangen.
Wein und schöne Mädchen / sind zwei Zauberfädchen, / die auch die erfahrnen / Vögel gern umgarnen.
Wenn die Gewährung du nicht siehst im Angesicht Des, den du bitten willst, so tu die Bitte nicht.
Wenn die Rose selbst sich schmückt, / schmückt sie auch den Garten.
Wenn du erkennen willst den Ruhm in seiner Blöße, / vergleich am Himmel ihn mit Sternen erster Größe! / Die letzter Größe, sind sie etwa minder groß? / Sie scheinen kleiner dir durch ihre Höhe bloß. / Drum lächle, rückt man dich zum letzten Range nieder, / und rückt man dich empor zum ersten, lächle wieder!
Wenn du nach Ehre strebst, die dir die Welt soll geben, / so mußt du, statt dir selbst, ihr zu Gefallen leben. / Nicht leben in der Tat, nur leben auf den Schein, / nicht was du selber willst, was sie will, mußt du sein.
Wenn es dir übel geht, nimm es für gut nur immer! / Wenn du es übel nimmst, so geht es dir noch schlimmer.
Wenn Gott dich schlagen will, so braucht er nicht die Hand: / Er nimmt dir, daß du selbst schlagest, den Verstand.
Wer etwas ist, bemüht sich nicht zu scheinen. / Wer scheinen will, wird niemals etwas sein.
Wer hat die Eitelkeit? Die Klugen wie die Gecken, / doch diese zeigen sie, weil jene sie verstecken.
Wer in der Jugend sich durch Mühsal mußte schlagen, / den rührt's im Alter nicht, wenn sich die Jungen plagen.
Wer ist mächtiger als der Tod? / Wer da kann lachen, wenn er droht.
Wer nicht gewacht hat, kann nicht schlafen. / Wer nicht gelebt hat, kann nicht sterben.
Wer seine Stellung kennt und dazu seine Kraft / und beiden wirkt gemäß, der wirkt untadelhaft.
Wer stolz auf Vorzüg' ist, fühlt irgendein Gebrechen, / und wer sich brüsten mag, ist sich bewußt der Schwächen.
Wer trinkt soll reines Herzens sein; mit Wein ist nicht zu scherzen.
Wie ein Meer sind Königsgnaden: / Perlen fischt man, wo es ruht, / aber hüte dich vor Schaden, / wenn ein Sturm erregt die Flut.
Wie groß für dich du seist, vorm Ganzen bist du nichtig, / doch als des Ganzen Glied, bis du als kleinstes wichtig.
Wie rühm' ich diese "beste Welt" von allen? / So rühm' ich sie, daß sie erschaffen sei / so schlecht wie möglich, ohne zu zerfallen. / Um ein Haar schlechter, und sie ging entzwei.
Willst du, daß wir mit hinein / in das Haus dich bauen, / laß es dir gefallen, Stein, / daß wir dich behauen!
Wirke! Nur in seinen Werken / kann der Mensch sich selbst bemerken.
Wo du nicht der Gefahr kannst aus dem Wege gehn, / da bleibt dir nichts, als mit Mut ihr entgegenzugehen.
Wo du streiten siehst zwei Drachen, tritt als Mittler nicht dazwischen; denn sie möchten Friede machen und dich selbst beim Kopf erwischen.
Wo ein Weiser den Toren nicht rügt, / ist zweierlei Schaden zugefügt: / Sich selbst wird er sein Ansehn schmälern, / und jenen bestärkt er in seinen Fehlern.
Zur Weggenossenschaft gehören beide Gaben, / nicht bloß ein gleiches Ziel, auch gleichen Schritt zu haben.
Zwar unvollkommen fühlst du dich, o Mensch, auf Erden, / doch auch den Trieb in dir vollkommener zu werden.
Zwischen Welt und Einsamkeit / ist das rechte Leben. / Nicht zu nah und nicht zu weit / will ich mich begeben.