Wir halten oft manchen Menschen wegen seiner Mängel und Fehler für unglücklich, ich aber sage, daß derjenige der unglücklichste Mensch ist, welchem kein Mensch gefällt.
Den Lasterhaften tadelt oft, wer ihn beneidet.
Wir tadeln an anderen nur die Fehler, von welchen wir keinen Nutzen ziehen.
Die jetzigen Menschen sind zum Tadeln geboren. Vom ganzen Achilles sehen sie nur die Ferse.
Was nennen die Menschen am liebsten "dumm"? Das Gescheite, das sie nicht verstehen.
Das faßt die Jugend heut beim ersten Wink: / Die Ruhmbekränzten muß man dreist vermöbeln! / Selbst kann man nichts, so bleibt nur eins: Sich flink / an Männern von Verdienst emporzupöbeln.
Der Fluch, von der Mitwelt nicht begriffen zu werden, trifft alle, die Miene machen, Eigenes zu geben.
Ein jeder hat einen geschickten Zensor nötig, der treu ist und es versteht, uns von unserem Unrecht oder von unseren Verkehrtheiten zu überzeugen.
"Sie wollten dir keinen Beifall gönnen, / du warst niemals nach ihrem Sinn!" / Hätten sie mich beurteilen können, / so wär ich nicht, was ich bin.
Ich bin zu alt, um etwas zu tadeln, / doch immer jung genug, etwas zu tun.
Ich kannte die Welt genug und wußte, daß man oft von eben den Personen über das getadelt wird, wozu man sich durch sie hat bereden lassen.
So wunderlich ist der Mensch gesinnt, daß er von dem Unwert irgendeines geliebten Gegenstandes zwar überzeugt sein, sich Von ihm abwenden, sogar ihn verwünschen kann, aber ihn doch nicht von andern auf gleiche Weise behandelt wissen will.
Von diesen Leuten hört man die bittersten Klagen über den verworrenen Lauf der Welthändel, über die Seichtigkeit der Wissenschaften, über den Leichtsinn der Künstler, über die Leerheit der Dichter und was alles noch mehr ist. Sie bedenken am wenigsten, daß eben sie selbst und die Menge, die ihnen gleich ist, gerade das Buch nicht lesen würden, das geschrieben wäre, wie sie es fordern.
Was heißt zärtlicher Tadel? Der deine Schwäche verschonet? / Nein, der deinen Begriff von dem Vollkommenen stärkt.
Was wir verstehn, das können wir nicht tadeln.
Wenn du laut den einzelnen schiltst, er wird sich verstocken, / wie sich die Menge verstockt, wenn du im ganzen sie lobst.
Wer der Menschen töricht Treiben / täglich sieht und täglich schilt / und, wenn andre Narren bleiben, / selbst für einen Narren gilt, / der trägt schwerer als zur Mühle / irgendein beladen Tier.
Wo man irgendeine Mißbilligung, einen Tadel, auch nur ein Bedenken aussprechen soll, nehme ich nicht gern die Initiative; ich suche mir eine Autorität, bei welcher ich mich beruhigen kann, indem ich finde, daß mir ein anderer zur Seite steht. Loben tu' ich ohne Bedenken.
Das Schelten ist für die Weiber, das Bessermachen für die Männer.
Ehe man den Kopf schüttelt, sollte man sich vergewissern, daß man einen hat.
Nur wenige Menschen sind klug genug, hilfreichen Tadel nichtssagendem Lobe vorzuziehen.
Die großen Geister schaffen nur, ohne zu tadeln.
Ehe man tadelt, sollte man immer erst versuchen, ob man nicht entschuldigen kann.
Durus hört manch spitzig Wort, / wird dadurch doch nicht bewogen, / hat den Ohren, wie man meint, / einen Harnisch angezogen.
Willst du schimpfen, so tritt vor den Spiegel.
Man braucht des mustergült'gen Lebens voll Gewicht, / wenn bessern wollend man zu andern Tadel spricht.
Wohlwollen zeigt den Weg, bevor es tadelt.
Den Tadel der Menschen nahm ich solange gerne an, bis ich einmal darauf achtete, wen sie lobten.
Wo ein Weiser den Toren nicht rügt, / ist zweierlei Schaden zugefügt: / Sich selbst wird er sein Ansehn schmälern, / und jenen bestärkt er in seinen Fehlern.
Der Rabe schilt auf die Schwärze!
Ein fauler Schade leidet kein Betasten.
Glücklich sind, die erfahren, was man an ihnen aussetzt, und sich danach bessern können.
Man späht nach allen meinen Fehlern, zeichnet / sie in ein Denkbuch, lernt sie aus dem Kopf, / wirft sie mir in die Zähne.
Bekommt ihr eines Versehens wegen einen Verweis, so brummt, wenn ihr zum Zimmer hinaus- und die Treppe hinuntergeht, so laut darüber, daß es eure Herrschaft deutlich hören kann! Dies wird sie von eurer Unschuld überzeugen.
Ermahnen ist besser als schelten. Jenes ist sanft und freundlich, dieses hart und rücksichtslos. Jenes sucht die Fehler zu bessern, dieses nur zu überführen.
Ich schelte das an manchem Mann, was ich selber nicht vermeiden kann.
Tadle nichts Menschliches! Alles ist gut, nur nicht überall, nur nicht immer, nur nicht für alle.
Nicht nur Lob, sondern auch Tadel zur Unzeit bringt Schaden.
Wie rasch wir sind, an andern das zu tadeln, / was selber wir, wenn minder gleich, verübt!
Du Heuchler, ziehe am ersten den Balken aus deinem Auge! Darnach besiehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!
Wer getadelt sein will, muß freien; wer gelobt sein will, sterben.
Es ist keine Kunst, ein Ding tadeln: nachtun tut's, wer's könnte!
Tadeln kann ein jeder Bauer, / Besser machen wird ihm sauer.
Es ist leichter tadeln als besser machen.
Bösen mißfallen ist so gut wie ein Lob.
Den Spiegel darfst du nicht schelten, wenn er dir eine schiefe Fratze zeigt!
Eine Kerze anzünden ist besser, als die Dunkelheit zu verwünschen.
Man muß nicht unbedingt das Licht des anderen ausblasen, damit das eigene recht hell leuchtet.
Nicht einmal Jupiter kann es allen rechtmachen.
Tadle an dir, was du an andern tadelst, und entschuldige an andern, was du an dir entschuldigst.