Armut ist so unergründlich, daß derjenige, so am meisten darunter leidet, am wenigsten entdeckt wird. Nicht der öffentliche Bettler ist arm, aber der, der sich schämt, es zu scheinen.
Aufmerksamkeit auf alles, was um uns her vorgehet, leitet zum Nachdenken, liefert uns Stoff zur Menschenkenntniß, erweitert unsere Gefühle, beschäftigt die Einbildungskraft, dient zur Unterhaltung, macht uns zu wahren Menschen.
Beständig in der Freundschaft ist nur der, – der sie ohne Absicht geknüpft hat; – Beständig in Liebe nur der, – der andere mehr als sich selbst liebt.
Das Zölibat ist weiter nichts, als ein privilegirter Menschenmord. – Wer gab den Menschen das Recht die Natur und die herrlichsten Geschenke des Schöpfers zu unterdrüken?
Das, was die Menschen gewöhnlich Liebe heißen, ist nicht Liebe, sondern das Werk ihrer Sinnen, oder der Wiederhall ihrer Eigenliebe.
Der Mensch ist zum gesellschaftlichen Leben geschaffen, in der grossen Welt genießt er es bloß im gedankenlosen Taumel; an der Seite eines wahren Freundes hingegen, in namenloser Wonne!
Der Neid eines alten Weibes ist ein großes Triebrad, um das sich alle ihre Schwachheiten drehen.
Die dümmsten lasterhaften Menschen sind gewöhnlich auch die unduldsamsten.
Die Leidenschaften eines Wiegenkindes gleichen im Anfange einer machtlosen wilden Pflanze, jeder Augenblik vermehrt ihren Wachsthum, die Saumseligkeit der Erzieher hindert ihre Reife nicht.
Duldung gegen andere fühlt nur derjenige, der frei genug von Eigenliebe ist, um einzusehen, wie sehr er bei andern Gelegenheiten auch schon Duldung bedurfte.
Eigennutz ist der frühe Tod der Liebe, – und Freundschaft.
Ein junges Mädchen, welche die Nachläßigkeit in ihrer Kleidung zu weit treibt – wird am Ende so unreinlich, daß sie selbst ihre Seele nicht mehr sauber hält.
Ein leeres Herz, das nie für Freundschaft offen stand, eilt schnell jenem Zustande entgegen, der an Langweile, Missvergnügen und Schlafsucht gränzt. Ist wohl ein solches Leben dem Tode vorzuziehen?
Ein Mädchen ohne Ehrengefühl ist eben so verächtlich, als ein Mann ohne Mut.
Eitelkeit ist nur zu oft der Beweis weniger Vernunft. Und nicht selten die Wirkung der Langweile, oder des Mangels an Nachdenken.
Es gibt Menschen, die ein übertriebenes Ehrengefühl besitzen, und sich dadurch das Leben zur Hölle machen. Dieses Gefühl ist nicht wirkliche Ehre, es ist mehr überspannte Narrheit, heimlicher Hochmut.
Freundschaft ist das gewöhnlichste Wort, wie kann es das heiligste sein?
Geistige und körperliche Arbeit ist allen Menschen nützlich; folglich auch dem Frauenzimmer. Ohne sie darbt der Mensch an Leib und Seele. Sie allein erhält beide in demjenigen Wohlstande, der ihnen von der Vorsehung zur Wohltat mitgeteilt wurde.
Grausamkeit ist nur zu oft die Tochter des Eigennutzes.
Ich möchte, wenn es möglich wäre, den Mädchen allen, Neigung zur wahren Freundschaft einflößen. Dies wäre unstreitig das beste Mittel, ihre Herzen gegen den Neid zu sichern.
In gewißen Lagen wird Aufrichtigkeit ohne Überlegung unser gröster Feind, der uns stündlich, augenblicklich schaden kann – sie darf nur an einen Höfling verschwendet werden.
Liebe könnte in der Welt eben so viele Glückseligkeit stiften – als sie Unheil stiftet – wenn die jungen Leute dazu angehalten würden, ihre absichtslose Reinheit zu kennen.
Liebe macht ein empfindsames Wesen schwermütig, das ist nicht zu läugnen! – Aber diese Schwermut ist stumm, verbirgt ihre Leiden, drükt sich durch Zeichen aus, die sich nicht nachahmen lassen.
Lüsternheit ist die Gefährtin der Wollust, die Mutter der Geistesschwäche, – der Vorbote der Dummheit.
Mäßig sind nur die Menschen, deren Seele über ihren Körper herrscht.
Nichts entschlüpft der weiblichen Zunge leichter, als etwas über andere, was man gewiß von sich selbst nicht gerne hören würde – und wenn es auch nur die kleinste unserer Schwachheiten beträfe.
Sanftes Mädchen, wenn du dir einen Freund aus dem andern Geschlechte wählen willst; so trage darauf an, daß er dir nicht mehr und nicht minder als Freund ist.
Schönheit ohne Tugend, ohne Vernunft, ohne wahre Kunst mit moralischen Vorzügen zu gefallen, ist eine Seifenblase, die eben so geschwind zerplazt, als sie zu glänzen anfing.
So bald die Menschen untereinander nicht mehr auf Wort und Treue glauben können. Dann häuft sich gewiß auch das menschliche Elend. – Wortbrüchigkeit droht jeder gesellschaftlichen Pflicht den Sturz.
Sobald sich der Verstand in einem Kinde zu entwickeln anfängt, so muß man ihm auch Nahrung geben – sonst wird es von den früh aufkeimenden Leidenschaften umnebelt.
Sperrt mich ein, martert mich, verfolgt mich unterdrükt mich; aber gebt mir nur einen wahren Freund an die Seite.
Verstellung wird dem Aufrichtigen eben so schwer, als dem Lasterhaften die Rückkehr zur Tugend.
Wahre Andacht wohnt im Herzen und nicht in äußerlichen Dingen.
Wahre Bescheidenheit fällt Niemanden zur Last, der Wert ihrer Güte verrät sich im Ausdruck.
Was ist mehr wert Geld oder Verstand? Das Geld zehrt sich selbst auf, der Verstand nie.
Wenn der Schöpfer sich selbst hätte entheiligen wollen; dann würde er gewiß das Zölibat vorgeschrieben haben.
Wer gut zu geben weiß, verdient, dass man ihm auch wieder gibt, wenn er es nötig hat.
Wer nicht nachdenkt, erhält keine Grundsätze; wer deren keine hat, lebt ein bloßes Pflanzenleben, und wem dieses zu Teil wird, der ist lebendig tot.
Wirklich dankbar ist nur derjenige, der Wohltaten zu schätzen weiß.
Wortbrüchigkeit an einem Freund, übersteigt jede Marter! Kann man dem Unglüklichen mehr tun, als das Heiligste, was er hingab, sein Zutrauen missbrauchen? Besser den Dolch geradezu ins Herz, als schmeichelnde Niederträchtigkeit.
Wozu dient viel Geschwäz, sobald der Schriftsteller den Weg verfehlt hat, mit wenig Worten und viel Sinn ins Herz zu dringen?
Wozu Schüchternheit in Gesellschaften, wenn man der Reinheit seines Herzens bewußt ist?
Überhaupt die Kunst, gut und mit Nutzen zu lesen, ist nur denen eigen, die denken, und die Kunst zu denken nur denen, die empfinden und richtig beurteilen.
Zu viel Bescheidenheit artet in Ziererei aus, und ist weiter nichts, als ein maskierter Ehrgeiz.
Zur wahren Artigkeit gehört Seelenbildung - Menschenkenntnis - Erfahrung - gesunde Beurteilungskraft. Ohne diese Triebfedern bleiben die meisten Frauenzimmer ewig steife Puppen, die alles, was sie umgiebt, gähnen machen.