"Die Liebe muß sein platonisch", / der dürre Hofrat sprach. / Die Hofrätin lächelt ironisch, / und dennoch seufzet sie: "Ach!" / Der Domherr öffnet den Mund weit: / "Die Liebe sei nicht zu roh, / sie schadet sonst der Gesundheit." / Das Fräulein lispelt: "Wieso?" / Die Gräfin spricht wehmütig: / "Die Liebe ist eine Passion!" / und präsentieret gütig / die Tasse dem Herrn Baron.
"Vor seinem Tode", sagt Solon, "ist niemand glücklich zu schätzen." Wir dürfen auch sagen: Vor seinem Tode ist niemand als Charakter zu preisen.
Advokaten, die Bratenwender der Gesetze, die so lange die Gesetze wenden und anwenden, bis ein Braten für sie abfällt.
Alle kräftigen Menschen lieben das Leben.
Alle privilegierten Priester haben sich verbündet mit Cäsar und Konsorten zur Unterdrückung der Völker.
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer / steht ein Jüngling-Mann, / die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel, / und mit düstern Lippen fragt er die Wogen: / "O löst mir das Rätsel des Lebens, / das qualvoll uralte Rätsel, / worüber schon manche Häupter gegrübelt, / Häupter in Hieroglyphenmützen, / Häupter in Turban und schwarzem Barett, / Perückenhäupter und tausend andre, / arme, schwitzende Menschenhäupter. / Sagt mir, was bedeutet der Mensch? / Woher ist er kommen? Wo geht er hin? / Wer wohnt dort oben auf den goldenen Sternen?" / Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel, / es wehet der Wind, es fliehen die Wolken, / es blinken die Sterne gleichgültig und kalt. / Und ein Narr wartet auf Antwort.
Armut ist das Los der großen Menschheitshelfer.
Aufopferung eigener Interessen ist ein Talent, das den Priestern der Liebe ebenso abgeht wie den sündigen Laien.
Ausgestoßene Verbrecher tragen oft mehr Menschlichkeit im Herzen als jene kühlen, untadelhaften Staatsbürger der Tugend, in deren bleichen Herzen die Kraft des Bösen erloschen ist, aber auch die Kraft des Guten.
Bediente, die keinen Herren haben, sind darum doch keine freien Menschen. Die Dienstbarkeit ist in ihrer Seele.
Bei keinem Volke ist der Glaube an Unsterblichkeit stärker gewesen als bei den Kelten; man konnte Geld bei ihnen geliehen bekommen, um es in der anderen Welt wiederzugeben.
Bei Weibern weiß man niemals, wo der Engel aufhört und der Teufel anfängt.
Blamier mich nicht, mein schönes Kind, / und grüß mich nicht unter den Linden; / wenn wir nachher zu Hause sind, / wird sich schon alles finden.
Das Glück ist eine leichte Dirne / und weilt nicht gern am selben Ort; / sie streicht das Haar dir Von der Stirne / und küßt dich rasch und flattert fort. / Frau Unglück hat im Gegenteile / dich liebefest ans Herz gedrückt; / sie sagt, sie habe keine Eile, / setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
Das Leben ist eine Krankheit, die ganze Welt ein Lazarett, und der Tod ist unser Arzt.
Das Mitleid ist die letzte Weihe der Liebe, vielleicht die Liebe selbst.
Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht, / Ich kann nicht mehr die Augen schließen, / Und meine heißen Tränen fließen.
Der Brief, den Du geschrieben, / er macht mich gar nicht bang. / Du willst mich nicht mehr lieben, / aber Dein Brief ist lang. / Zwölf Seiten, eng und zierlich! / Ein kleines Manuskript! / Man schreibt nicht so ausführlich, / wenn man den Abschied gibt.
Der Engländer liebt die Freiheit wie sein rechtmäßiges Weib. Er besitzt sie, und wenn er sie auch nicht mit absonderlicher Zärtlichkeit behandelt, so weiß er sie doch im Notfall wie ein Mann zu verteidigen. Der Franzose liebt die Freiheit wie seine erwählte Braut. Er wirft sich zu ihren Füßen mit den überspanntesten Beteuerungen. Er schlägt sich für sie auf Tod und Leben. Er begeht für sie tausenderlei Torheiten. Der Deutsche liebt die Freiheit wie seine Großmutter.
Der Gedanke der Persönlichkeit Gottes als Geist ist ebenso absurd wie der rohe Anthropomorphismus, denn die geistigen Attribute bedeuten nichts und sind lächerlich ohne die körperlichen.
Der Gedanke ist die unsichtbare Natur, die Natur der sichtbare Gedanke.
Der Hund, dem man einen Maulkorb anlegt, bellt mit dem Hintern.
Der Kaufmann hat in der ganzen Welt dieselbe Religion.
Der Knecht singt gern ein Freiheitslied / des Abends in der Schenke.
Der liebe Gott hat gewöhnlich die Ausübung der Bescheidenheit und ähnlicher Tugenden den Seinen sehr erleichtert. Es ist z. B. leicht, dass man seinen Feinden verzeiht, wenn man zufällig nicht so viel Geist besitzt, um ihnen schaden zu können, so wie es auch leicht ist, keine Weiber zu verführen, wenn man mit einer allzu schäbigen Nase gesegnet ist.
Der Parteigeist ist ein Prokrustes, der die Wahrheit schlecht bettet.
Der Rheinwein stimmt mich immer weich / und löst jedes Zerwürfnis / in meiner Brust, entzündet darin / der Menschenliebe Bedürfnis.
Der Teufel, der Adel und die Jesuiten existieren nur so lange, wie man an sie glaubt.
Die deutsche Ehe ist keine wahre Ehe. Der Ehemann hat keine Ehefrau, sondern eine Magd und lebt sein isoliertes Hagestolzleben im Geiste fort, selbst im Kreis der Familie. Ich will darum nicht sagen, daß er der Herr sei, im Gegenteil, er ist zuweilen nur der Bediente seiner Magd, und den Servilismus verleugnet er auch im Hause nicht.
Die Erde ist der große Felsen, woran die Menschheit, der eigentliche Prometheus, gefesselt ist und vom Geier des Zweifels zerfleischt wird.
Die Frauen sind wie die Öfen. Die deutschen Öfen wärmen besser als die französischen Kamine. Aber daß man hier das Feuer lodern sieht, ist angenehmer.
Die Freiheit ist eine neue Religion, die Religion unserer Zeit.
Die Hand, die man nicht abhauen kann, muss man küssen.
Die Handlungen eines Furchtsamen, wie die eines Genies, liegen außerhalb aller Berechnungen.
Die Herrlichkeit der Welt ist immer adäquat der Herrlichkeit des Geistes, der sich betrachtet. Der Gute findet hier sein Paradies, der Schlechte genießt schon hier seine Hölle.
Die Juden, wenn sie gut, sind sie besser, wenn sie schlecht, sind sie schlimmer als die Christen.
Die Jugend ist uneigennützig im Denken und Fühlen. Sie denkt und fühlt deshalb die Wahrheit am tiefsten und geizt nicht, wo es kühne Teilnahme an Bekenntnis und Tat gilt.
Die Musik bei einem Hochzeitszug erinnert mich immer an die Musik von Soldaten, die in den Krieg ziehen.
Die Neger am Senegal versichern steif und fest, die Affen seien Menschen ganz wie wir, jedoch klüger, indem sie sich des Sprechens enthalten, um nicht als Menschen anerkannt und zum Arbeiten gezwungen zu werden.
Die Religion kann nie schlimmer sinken, als wenn sie zur Staatsreligion erhoben wird. Es geht dann gleichsam ihre innere Unschuld verloren, und sie wird so öffentlich stolz wie eine deklarierte Maitresse.
Die Ruhmlosen haben gewiß recht, wenn sie von Bescheidenheit predigen. Es wird ihnen so leicht, diese Tugend auszuüben.
Die starrsten Aristokraten sind froh, wenn sie Gelegenheit finden zur Herablassung; denn dadurch eben fühlen sie, wie hoch sie gestellt sind.
Die Toren meinen, um das Kapitol zu erobern, müsse man zuerst die Gänse angreifen.
Die Wahrheit schwindet von der Erde, auch mit der Treue ist's vorbei. / Die Hunde wedeln noch und stinken wie sonst, doch sind sie nicht mehr treu.
Die Werke des Geistes sind ewig feststehend, aber die Kritik ist etwas Wandelbares. Sie geht hervor aus den Ansichten der Zeit.
Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
Du fragst mich Kind, was Liebe ist? / Ein Stern in einem Haufen Mist.
Durch feine Spekulationen ist nie der Geist einer Nation geändert worden, aber durch große Beispiele allemal.
Ein bißchen Narrheit, das versteht sich, gehört immer zur Poesie.
Ein großer Genius bildet sich durch einen andern großen Genius, weniger durch Assimilierung als durch Reibung. Ein Diamant schleift den andern.