Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

354 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autorin

"Er ist ein guter Mensch", sagen die Leute gedankenlos. Sie wären sparsamer mit diesem Lobe, wenn sie wüßten, daß sie kein höheres zu erteilen haben.

"Man kann nicht allen helfen", sagt der Engherzige und hilft keinem.

"Und ich habe mich so gefreut!" sagst du vorwurfsvoll, wenn dir eine Hoffnung zerstört wurde. Du hast dich gefreut - ist das nichts?

Alberne Leute sagen Dummheiten. Gescheite Leute machen sie.

Alle anderen Enttäuschungen sind gering im Vergleich zu denen, die wir an uns selbst erleben.

Alles wird uns heimgezahlt, wenn auch nicht von denen, welchen wir geborgt haben.

Alles Wissen geht aus einem Zweifel hervor und endigt in einem Glauben.

Als eine Frau lesen lernte, trat die Frauenfrage in die Welt.

Alt werden heißt sehend werden.

Alte Diener sind kleine Tyrannen, an welche die große Tyrannin Gewohnheit uns knüpft.

Am unbarmherzigsten im Urteil über fremde Kunstleistungen sind die Frauen mittelmäßiger Künstler.

Am weitesten in der Rücksichtslosigkeit bringen es die Menschen, die vom Leben nichts verlangen als ihr Behagen.

Am Ziele deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: Dein Wandern zum Ziel.

An das Gute glauben nur die Wenigen, die es üben.

An die Stützen, die wir wanken fühlen, klammern wir uns doppelt fest.

An Rheumatismus und an wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen wird.

Andere neidlos Erfolge erringen sehen, nach denen man selbst strebt, ist Größe.

Anmut ist ein Ausströmen der inneren Harmonie.

Anspruchslosigkeit ist Seligkeit.

Arme Leute schenken gern.

Auch das kleinste Licht hat sein Atmosphärchen.

Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger teilen sich in Ausübende und bloße Liebhaber.

Ausdauer ist eine Tochter der Kraft, Hartnäckigkeit eine Tochter der Schwäche, nämlich der Verstandesschwäche.

Ausnahmen sind nicht immer Bestätigung der alten Regel; sie können auch die Vorboten einer neuen Regel sein.

Autoren, die bestohlen werden, sollten sich darüber nicht beklagen, sondern freuen. In einer Gegend, in der kein Waldfrevel vorkommt, hat der Wald keinen Wert.

Begeisterung spricht nicht immer für den, der sie erweckt, und immer für den, der sie empfindet.

Begreifen - geistiges Berühren. / Erfassen - geistiges Sichaneignen.

Bei den Hottentotten ist nicht einmal Napoleon berühmt.

Beim Genie heißt es: Laß dich gehen! Beim Talent: Nimm dich zusammen!

Bewunderung der Tugend ist Talent zur Tugend.

Bis zu einem gewissen Grade selbstlos sollte man schon aus Selbstsucht sein.

Dafür, daß uns am Lob nichts liegt, wollen wir besonders gelobt sein.

Das Alter verklärt oder versteinert

Das edle "Ich will" hat keinen schlimmeren Feind als das feige, selbstbetrügerische "Ja, wenn ich wollte!"

Das Erfundene kann vervollkommnet, das Geschaffene nur nachgeahmt werden.

Das Gefühl schuldiger Dankbarkeit ist eine Last, die nur starke Seelen zu ertragen vermögen.

Das Gefühl schuldiger Dankbarkeit ist eine Last, die nur starke Seelen zu ertragen vermögen.

Das Gemüt bleibt jung, solange es leidensfähig bleibt.

Das gibt sich, sagen schwache Eltern von den Fehlern ihrer Kinder. O nein! Es gibt sich nicht. Es entwickelt sich.

Das Leben erzieht die großen Menschen und läßt die kleinen laufen.

Das Meiste haben wir gewöhnlich in der Zeit getan, in der wir meinten, zu wenig zu tun.

Das Mitleid des Schwächlings ist eine Flamme, die nicht wärmt.

Das Motiv einer guten Handlung ist manchmal nicht anderes als zur rechten Zeit eingetretene Reue.

Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht.

Das unfehlbare Mittel, Autorität über die Menschen zu gewinnen, ist, sich ihnen nützlich zu machen.

Das Vertrauen ist etwas so Schönes, daß selbst der ärgste Betrüger sich eines gewissen Respektes nicht erwehren kann vor dem, der es ihm schenkt.

Dass alles vergeht, weiß man schon in der Jugend; aber wie schnell es vergeht, erfährt man erst im Alter.

Demut ist Unverwundbarkeit.

Den Menschen, den nur Neider hassen, / Den muß der Neid selbst gelten lassen.

Den Menschen, die große Eigenschaften besitzen, verzeiht man ihre kleinen Fehler am schwersten.

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