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Wolfgang Menzel
deutscher Redakteur, Literaturkritiker und -historiker (1798 - 1873)
104 Zitate, Sprüche & Aphorismen
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Ein Spiegel ist besser als eine Reihe Ahnenbilder.
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Jedes geistige Gift in der Menschheit hat, wie jedes in der Natur, zugleich sein Gegengift.
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Manche Freuden wollen, wie der Schmetterling, nur geschaut, nicht angegriffen seyn.
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Wer in die Welt hinausschifft, wird einmal seekrank.
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Der Mensch ist ein Feld, auf dem alles wachsen kann; nur wenig wird gesäet darauf.
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Der Mensch ist eine Trommel, Herz und Kopf die Schlägel; wenn's klingen soll, müssen beide sich rühren.
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Dichten ist die höhste Wonne, Zeugen und Empfangen zugleich.
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Der Bauer taugt zur Achse, aber nicht zur Deichsel des Staatswagens.
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Wer zu viel rückwärts blickt, fällt leicht.
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Die Religion ist das Buch vom All in Versen, die Philosophie dasselbe in Prosa geschrieben.
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Jede Idee wird dem Dichter zu einem ganzen Liede, wie die Sonne im Wasserspiegel zu einen Sonnenmeer.
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Die Natur giebt jeder Stimme der Seele eine Antwort.
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Als die Deutschen anfingen, gefallen zu wollen, ließen sie sich auch alles gefallen.
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Unsre Herzen müssen einen kleinen Schnitt bekommen, wie die Kastanien, wenn sie gut werden sollen.
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Ein voller Geldsack ist leichter zu tragen als ein leerer Bettelsack.
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Menschenhaß macht leicht blind gegen die Welt, wie in allzukalten Zimmern die Fenster bis zur völligen Undurchsichtigkeit gefrieren.
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Selbst der schlimmste Mensch liebt einmal, wie auch die Distel eine Blume hat.
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Liebe in hohen Jahren ist Gras, das auf alten Dächern wächst.
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Die Minuten kommen auf uns zu, wie die Wellen, wenn wir am Ufer stehn, aber keine geht zurück.
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Wir müssen oft die Ideen schon als Raupen einfangen, und dann erst ihre Verpuppung abwarten.
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Der Weihrauch des Lobs treibt das Dampfschiff junger Genies,
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Die Erde ist der dunkle Stern im blauen Auge des Himmels.
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Etwas in der weiblichen Natur bleibt uns Männern unbekannt, wie die Erde nie die Rückseite des Mondes sieht.
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Ein großer Genius wirft nicht nur Licht in die Zukunft hinaus, sondern auch zurück in die Vergangenheit.
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So zart eine Weiberlocke ist, so kann sie doch im Herzen ein unbiegsamer Widerhaken werden.
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Der Dichter schaut das Schöne in die Welt hinein, nicht heraus.
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Wer nach Kronen greift, verwundet sich an ihren Spitzen die Hände.
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Wir bewundern die Ideen der Alten gleich ihren cyclopischen Mauern, aber wir bauen sie nicht mehr aus.
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Das Meer ist eine Thräne im Auge der Erde.
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Dem Kinde sind alle Blumen Bäume, weil es nicht über sie hinaussehn kann.
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Der Mensch ist bisweilen schwach aus Stärke, und stark aus Schwäche.
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Es ist oft klug, nicht bloß sich dumm zu stellen, sondern es wirklich zu seyn.
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Philosophie ist der Kopf, Poesie das Herz der Welt.
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Der Mensch hängt so unsicher am Leben, wie der Eiszapfen am Dache.
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Man weiß es nie, wenn man Erfahrungen macht.
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Je höher die Stände, je schwächer die Charaktere, wie am Gipfel eines Baumes die Zweige am dünnsten sind.
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Die Menschheit verdunkelt sich wie die Erde immer nur durch sich selbst.
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Der Mensch geht rückwärts in die Zukunft.
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Unsre Friedensschlüsse sind nur die Regenbögen zwischen zwei Gewittern.
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Ein gebildeter Charakter nimmt wie eine glattpolirte Mauer nicht leicht Flecken an.
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In vielen Menschen zankt sich ewig ein Engel mit einem Teufel, in andern küssen sie sich.
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Als die Propheten aus der Wüste das Licht gebracht, gingen die Asceten wieder in die Wüste, die leere Laterne zu suchen.
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Der Traum ist ein Mond, der unsre Seele dämmernd nur beleuchtet, aber nicht wärmt.
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Durch den Rauchfang des Lobes zieht der Teufel ins Haus.
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Es ist etwas in unsrer Seele, das gleich Wolken wechselt, aber auch etwas tief und fest ruhendes, wie der Himmel über jenen.
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Wer Gespenster glaubt, sieht sie und wird geneckt.
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Die Sterne sind Nägel am Sarge der Welt.
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Manie ist unsre Manier.
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Am Gegenstande unsres Interesses ist entweder alles schön, oder alles garstig.
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Willst du schimpfen, so tritt vor den Spiegel.