Christian Friedrich Hebbel

309 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

"Deine Freunde sind jung, es wird dir mit ihnen ergehen, / wie mit den Früchten dem Baum: Reifen sie, fallen sie ab! "

"Finden Sie selber sie gut?" So frug ich in Hamburg den Jüngling, / der mir den schwellenden Band seiner Gedichte gebracht. / "Freilich!" versetzt' er mit Ruhe; / "denn fänd' ich sie anders, so hätt ich / sie ja besser gemacht!" Ist es nicht einzig, dies Wort?

"Hat dir der Tag was gebracht?" So fragt sich am Abend der Jüngling. / "Hat dir der Tag was geraubt?" fragt sich der Mann und der Greis.

"Ich bin nicht schön". So sprach das Mädchen leise / und überwandt im Stillen ihre Qual. / Und als sie nun in ihrer Schwester Kreise / zurücktrat, war sie es zum erstenmal.

Allegorie entsteht, wenn der Verstand sich vorlügt, er habe Phantasie.

Allen soll ich vergeben? Mit Freuden, wenn ich mich selber / bloß bedenke und nicht auch die beleidigte Welt.

Alles Individualisieren führt zur ewigen inneren Form, von der die äußere nur der Firniß ist, und nur aus der vollendenten Form geht das Befreiende hervor.

Alles Leben ist Kampf des Individuellen mit dem Universum.

Alles Sprechen und Schreiben heißt Würfeln um den Gedanken. Wie oft fällt nur ein Auge, wenn alle sechs fallen sollten.

Alles wird uns Genuß, so schön ist das Leben gerundet, / selbst der Tod; denn der Schlaf ist der genossene Tod.

Am Ende existiert der Mensch nur durch seine Bedürfnisse.

Anzuschauen ist freilich in Kunst und Leben das Höchste.

Auf Anerkennung des vorhandenen Trefflichen basiert sich eigentlich das ganze Gefühl der Menschheit.

Auf der Reise empfang' ich des Zufalls Gaben mit Freuden; / denn dem Reisenden ist dieser zum Gotte gesetzt.

Beschäftigung, nur Beschäftigung, und man ist geborgen. Man weiß so lange nichts von sich, als man etwas tut.

Bildung ist ein durchaus relativer Begriff. Gebildet ist jeder, der das hat, was er für seinen Lebenskreis braucht. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Blumenkränze entführt dem Menschen der leiseste Westwind, / Dornenkronen jedoch nicht der gewaltigste Sturm.

Cäsar wurde ermordet, da schrie sein Schneider nach Waffen. / "Wer ist noch sicher in Rom", rief er, "wenn der es nicht war!"

Danke den Göttern, o Mensch, wenn das, worum du am Morgen / kämpftest auf Leben und Tod, dich nicht am Abend erdrückt.

Das Aufbrausen ist die Lebensäußerung des Zorns und zugleich sein Tod.

Das Auge ist der Punkt, in welchem Seele und Körper sich vermischen.

Das Drama schildert den Gedanken, der Tat werden will durch Handlen und Dulden.

Das ganze Leben ist ein verdaulicher Widerspruch.

Das Gerücht hat tausend Zungen, und nur mit einer spricht es die Wahrheit: Wer will die herausfinden?

Das Gewissen ist die Wunde, die nie heilt, und an der Keiner stirbt.

Das Gewissen ist die Wunde, die nie heilt.

Das Höchste soll man lieben. Wenn nun Einer selbst das Höchste ist?

Das Leben ist ein beschneites Feuerwerk.

Das Leben ist ein ewiges Werden. Sich für geworden halten heißt sich töten.

Das Leben mit seinen verschiedenen Epochen ist eine Schatzkammer. Wir werden reich in jedem Gewölbe beschenkt; wie reich, das erkennen wir erst bei Eintritt in das nächste Gewölbe.

Das Leben mit seinen verschiedenen Epochen ist eine Schatzkammer. Wir werden reich in jedem Gewölbe beschenkt; wie reich, das erkennen wir erst beim Eintritt in das nächste Gewölbe.

Das Publicum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnen-Aufgang.

Das Publikum beklatscht ein Feuerwerk, aber keinen Sonnenaufgang.

Das Schelten ist für die Weiber, das Bessermachen für die Männer.

Das Steckenpferd ist das einzige Pferd, das über jeden Abgrund trägt.

Das Talent faßt sein Ziel scharf und bestimmt ins Auge und sucht es auf dem nächsten Wege zu erreichen, was ihm, wenn es ein echtes ist, auch gelingt. Nie aber erreicht es mehr. Das Genie weiß auch recht gut, wohin es soll, aber vor innerem Drang und Überfülle macht es allerlei Kreuz- und Quersprünge, die es scheinbar vom Ziel entfernen, aber nur, damit es umso reicher ankomme.

Das vornehmste Bestreben der Welt sei darauf gerichtet, keines Herkules zu bedürfen. Das ist die einzige Klugheitsmaßregel, die ich zur Zeit zugestehe. Es gilt nicht, einen Augiasstall zu misten, sondern aufzupassen, daß keiner entstehe.

Das Weib, sobald es ein Kind hat, liebt den Mann nur noch so, wie er selbst das Kind liebt.

Das Wortspiel ist in gewissem Sinn dem Reim entgegengesetzt. Beim Reim beruht der Reiz darauf, daß verschiedene Gedanken durch gleiche Klänge ausgedrückt werden, beim Wortspiel darauf, daß gleiche Klänge verschiedene Gedanken ausdrücken.

Daß die Schmerzen miteinander abwechseln, macht das Leben erträglich.

Deine Tugenden halte für allgemeine des Menschen, / deine Fehler jedoch für dein besonderes Teil!

Den Augenblick immer als den höchsten Brennpunkt der Existenz, auf den die ganze Vergangenheit nur vorbereitete, ansehen und genießen, das würde Leben heißen!

Den bängsten Traum begleitet / ein heimliches Gefühl, / daß alles nichts bedeutet, / und wär' es noch so schwül. / Da spielt in unser Weinen / ein Lächeln hold hinein. / Ich aber möchte meinen, / so sollt es immer sein.

Den Schlechtesten selbst sollte man womöglich vor der Überzeugung schützen, daß er schlecht sei. Schon mancher ist schlecht geworden, weil er sich zu früh für schlecht hielt.

Der Arme, der sich ganz von unten heraufarbeiten muß, wird, wenn wirklich etwas Bedeutendes in ihm liegt, wohl immer undankbar gescholten werden. Denn er hat eine Legion von Wohltätern und begegnet bei jedem Schritt einem, der von ihm verlangt, daß er sich bücken soll.

Der Blinde sitzt im stillen Tal / und atmet Frühlingsluft, / ihm bringt ein Hauch mit einem Mal / des ersten Veilchens Duft. / Um es zu pflücken, steht er auf, / sucht, bis die Nacht sich naht, / und ahnt nicht, daß in irrem Lauf / sein Fuß es längst zertrat.

Der Dichter muß eine behagliche Existenz haben, ehe er arbeiten kann. Andere arbeiten, um diese Existenz zu erlangen.

Der Gedanke ist Allgemeingut und im Gegensatz zum Gefühl umso weniger wert, je mehr er an den Boden erinnert, auf dem er gewachsen ist.

Der Geist wird wohl die Materie los, aber nie die Materie den Geist.

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