Otto Ernst

66 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

"Ich weiß, ich habe viel und große Mängel! " / Er spricht es nicht mit Scham, nein, mit Erdreisten / und denkt bei sich: Ein so famoser Bengel / wie ich kann sich ein Schock von Fehlern leisten.

Aller Fortschritt der Menschheit ist bedeutungslos, wenn wir nicht dankbare Herzen werden, die ihn empfinden.

Alles Leben ist ein Weg zur Ruhe. Das tröste dich.

An vielem Lachen erkennt man den Narren, am nie zu erschütternden Ernst den Dummkopf.

Auch in der Kunst sind die Gaben ungleich verteilt; die einen haben das Talent und die andern das große Maul.

Brotstudium und Forscherdrang – der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis.

Das faßt die Jugend heut beim ersten Wink: / Die Ruhmbekränzten muß man dreist vermöbeln! / Selbst kann man nichts, so bleibt nur eins: Sich flink / an Männern von Verdienst emporzupöbeln.

Das ist ein Mann! Soll er was Rechtes tun, / so hält er's "jetzt noch nicht für opportun", / und hilft ihm keine Ausflucht dran vorüber, / so stellt er sich "sympathisch gegenüber".

Das Leben ist das allmähliche Erwachen eines Gefangenen, der von der Freiheit träumte.

Das sind unsere giftigsten und hartnäckigsten Feinde, die ehemals unsere Freunde waren.

Das Unerträglichste auf der Welt ist, einem Elenden zu Dank verpflichtet sein; aber wenn wir dem Edlen dankbar sein dürfen, so erweist er uns damit eine neue Wohltat.

Das Weib, das einmal die Scham abgelegt hat, kennt keine Grenze mehr, wie im Geschlechtsleben, so in der Politik.

Daß in einen Dickschädel nichts hineingeht, ist nicht das Schlimmste; aber wenn doch einmal etwas hineingeraten ist, dann geht es nicht wieder heraus, und das macht ihn gefährlich.

Der Instinkt einer Hammelherde ist immerhin viel gescheiter als die Gedanken eines einzelnen Esels.

Der Streit ist der Vater aller Dinge; aber der Zank ist ihr Stiefvater.

Der Tod ist die Gebärde der schweigenden Verachtung für das Leben.

Die Frau ist dann am rührendsten und größten, wenn sie ihrem Manne aus Liebe Unangenehmes sagt.

Die großen Geister werden recht erkannt / erst, wenn sie tot. Die kommenden Geschlechter / empfinden dann mit hochgequollner Brust, / daß sie verständnisvoller und gerechter. / "Wie konnte man nur jenen großen Alten / die lauteste Bewundrung vorenthalten! / Wie klein sind gegen diese Koryphäen / der Jetztzeit Epigonen und Pygmäen!" / So schwatzen sie und treiben's unverdrossen / nach altem Stil mit ihren Zeitgenossen.

Die Großsprecher sind wie Walfische; sie haben ein ungeheures Maul, können aber nur kleines Getier verschlingen.

Die Lüge ist ein seltsames Gewebe: wenn man ihrer mehrere aufeinander legt, werden sie durchsichtig.

Die Zahl der Musen hat sich um eine vermehrt. Sie heißt Chuzpe.

Die Zeit heilt unsere Schmerzen mit einem feinen Radiermesser; aber immer geht ein Stück vom Herzen mit.

Du mußt Unrecht leiden; denn du hast Unrecht getan. Von wem du es leidest, ist gleichgültig.

Ei, seht mir doch den alten Freiheitsknaben, / wie seine Herrschsucht alles niederhaut! / Die Freiheit liebt er, traun, wie eine Braut: / Er möchte sie für sich alleine haben.

Ein echter Dichter ist ein Mann, der jeden Kummer kennt.

Ein neuer Gedanke und tausend alte machen ein neues Buch.

Eine irrende Tat ist mehr wert als ein Sack voll kluger Worte.

Er stieg von Amt zu Amt mit stetem Glück, / verkehrte höflich selbst mit Erzhalunken, / wich freundlich hier und freundlich dort zurück, / und so ist er gemach emporgesunken.

Es gibt wirklich Menschen, die nicht glücklich sind, wenn sie sich nicht unglücklich fühlen.

Fremdes Verdienst hochachten ist eine bessere Demut als sich selbst geringschätzen.

Freund, halte die Brust nicht allzu keck den Pfeilen der Feinde offen; / denn hast du das Herz auf dem rechten Fleck, / so wird es sicher getroffen.

Genial kann man auch sein, wenn man lügt; das Genie dient nur der Wahrheit.

Genies sind Menschen, deren Unglück immer genau so groß ist wie ihr Glück.

Herr Luchs spricht keinem Menschen nach dem Mund, / und doch gelang es ihm, so hoch zu steigen? / Ja, denn der Schalk versteht die feinre Kunst, / den großen Herren nach dem Ohr zu schweigen.

Hüte dich vor den Überbescheidenen! Sobald sie sich fühlen, sind sie die Frechsten.

Ihr sucht eine internationale Sprache? Sie ist längst im Gebrauch: das Geld.

Im Dunkeln finden die Blinden den Weg besser als wir.

Im Rausch zeigt der Edle sein Edelstes, der Schurke sein Gemeinstes.

In allen Staaten und unter allen Regierungsformen ist Politik das Schindluderspiel der Mächtigen mit den Schwachen.

Jede Schuld ist verständlich, wenn man ihr Werden gesehen hat.

Juristenlogik ist eine alte Rakete: man weiß nie, nach welcher Seite das Ding losgeht.

Keine menschliche Tugend ist so verbreitet wie der Sinn für Wohltätigkeit aus der Tasche anderer.

Keiner braucht so gern das Schimpfwort »Philister« wie der Philister.

Kleine Fehler eines großen Kunstwerks wirken wie Schönheitspflästerchen auf der zarten Haut einer schönen Frau.

Leichtsinnig sein ist so verführerisch, weil der Leichtsinn selbst ein Genuß ist. Er ist eine Fahrt auf der Rutschbahn.

Man bezahlt die Träume der Jugend mit Enttäuschungen; aber man bezahlt sie nicht zu teuer damit.

Man kann die größten Dummheiten mit der Ruhe des Weisen sprechen.

Man muß Hammer oder Amboß sein; wer keins von beiden sein will, kommt zwischen beide.

Mit Feinden kann man sich versöhnen, mit Zwischenträgern nicht.

Nicht glauben können oder wollen, ist Beschränktheit: jeder geistige Fortschritt beginnt mit Glauben. Nur eines ist noch dümmer: einen Glauben niemals aufgeben wollen.

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