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Otto Ernst
deutscher Schriftsteller (1862 - 1926)
66 Zitate, Sprüche & Aphorismen
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Keiner braucht so gern das Schimpfwort »Philister« wie der Philister.
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Das Weib, das einmal die Scham abgelegt hat, kennt keine Grenze mehr, wie im Geschlechtsleben, so in der Politik.
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Der Streit ist der Vater aller Dinge; aber der Zank ist ihr Stiefvater.
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Brotstudium und Forscherdrang – der Baum des Lebens und der Baum der Erkenntnis.
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Nicht glauben können oder wollen, ist Beschränktheit: jeder geistige Fortschritt beginnt mit Glauben. Nur eines ist noch dümmer: einen Glauben niemals aufgeben wollen.
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Die Lüge ist ein seltsames Gewebe: wenn man ihrer mehrere aufeinander legt, werden sie durchsichtig.
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Wer die Schwäche seiner Sache fühlt, pflegt zu schreien;
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»Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!« – Schwärmer haben diesen Ruf erfunden; Schurken machen sich ihn zunutze.
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Ein echter Dichter ist ein Mann, der jeden Kummer kennt.
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Im Dunkeln finden die Blinden den Weg besser als wir.
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Jede Schuld ist verständlich, wenn man ihr Werden gesehen hat.
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Der Tod ist die Gebärde der schweigenden Verachtung für das Leben.
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Juristenlogik ist eine alte Rakete: man weiß nie, nach welcher Seite das Ding losgeht.
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Man kann die größten Dummheiten mit der Ruhe des Weisen sprechen.
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Solange das Recht der Gewalt bedarf, um sich durchzusetzen, wird sie sich immer wieder seine Stelle anmaßen.
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Das sind unsere giftigsten und hartnäckigsten Feinde, die ehemals unsere Freunde waren.
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Fremdes Verdienst hochachten ist eine bessere Demut als sich selbst geringschätzen.
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Willst du das Geheimnis des Glückes erfahren? Sei stets zufrieden mit dem, was dir das Schicksal gewährt; sei nie zufrieden mit dem, was du leistest.
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Auch in der Kunst sind die Gaben ungleich verteilt; die einen haben das Talent und die andern das große Maul.
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In allen Staaten und unter allen Regierungsformen ist Politik das Schindluderspiel der Mächtigen mit den Schwachen.
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Im Rausch zeigt der Edle sein Edelstes, der Schurke sein Gemeinstes.
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Wer »über allen Parteien steht«, ist freilich ein Narr über alle Narren.
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Es gibt wirklich Menschen, die nicht glücklich sind, wenn sie sich nicht unglücklich fühlen.
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Mit Feinden kann man sich versöhnen, mit Zwischenträgern nicht.
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Die Frau ist dann am rührendsten und größten, wenn sie ihrem Manne aus Liebe Unangenehmes sagt.
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Ihr sucht eine internationale Sprache? Sie ist längst im Gebrauch: das Geld.
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Wer für Ideale kämpft, ist versöhnlich; wer für Interessen streitet, nie.
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Der Instinkt einer Hammelherde ist immerhin viel gescheiter als die Gedanken eines einzelnen Esels.
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Hüte dich vor den Überbescheidenen! Sobald sie sich fühlen, sind sie die Frechsten.
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An vielem Lachen erkennt man den Narren, am nie zu erschütternden Ernst den Dummkopf.
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Vorbildern nachstreben ist gut; aber nur das selbst gefundene Ideal verleiht unseren Handlungen einen lebendigen Nerv.
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Freund, halte die Brust nicht allzu keck den Pfeilen der Feinde offen; / denn hast du das Herz auf dem rechten Fleck, / so wird es sicher getroffen.
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Du mußt Unrecht leiden; denn du hast Unrecht getan. Von wem du es leidest, ist gleichgültig.
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Man muß Hammer oder Amboß sein; wer keins von beiden sein will, kommt zwischen beide.
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Genies sind Menschen, deren Unglück immer genau so groß ist wie ihr Glück.
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Was du nicht klar zu sagen vermagst, das hast du nicht klar erkannt.
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Wer glücklich war, will es immer wieder auf dieselbe Weise sein. Aber das Glück wechselt beständig seine Fährte.
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Ein neuer Gedanke und tausend alte machen ein neues Buch.
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Wenn man seine Dummheiten bei der Obrigkeit als Heiligtümer anmeldet, genießen sie gesetzlichen Schutz.
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Aller Fortschritt der Menschheit ist bedeutungslos, wenn wir nicht dankbare Herzen werden, die ihn empfinden.
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Kleine Fehler eines großen Kunstwerks wirken wie Schönheitspflästerchen auf der zarten Haut einer schönen Frau.
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Alles Leben ist ein Weg zur Ruhe. Das tröste dich.
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Genial kann man auch sein, wenn man lügt; das Genie dient nur der Wahrheit.
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Wie der Gott, so die Seele; wie der Himmel, so das Meer.
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Was ist künstlerisch? Was zu Herzen geht.
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Die Großsprecher sind wie Walfische; sie haben ein ungeheures Maul, können aber nur kleines Getier verschlingen.
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"Ich weiß, ich habe viel und große Mängel! " / Er spricht es nicht mit Scham, nein, mit Erdreisten / und denkt bei sich: Ein so famoser Bengel / wie ich kann sich ein Schock von Fehlern leisten.
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Nicht unter denen, die unrecht tun, sondern unter denen, die unrecht leiden, finden sich die meisten und größten Verbrecher an der Menschheit.
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Daß in einen Dickschädel nichts hineingeht, ist nicht das Schlimmste; aber wenn doch einmal etwas hineingeraten ist, dann geht es nicht wieder heraus, und das macht ihn gefährlich.
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Herr Luchs spricht keinem Menschen nach dem Mund, / und doch gelang es ihm, so hoch zu steigen? / Ja, denn der Schalk versteht die feinre Kunst, / den großen Herren nach dem Ohr zu schweigen.