Hans Kasper

70 Zitate, Sprüche & Aphorismen Autor

Barbarei und Zivilisation - Vorgericht und Nachspeise der Kultur.

Behält die Subalternität einmal recht, kostet sie den Triumph aus - unbedacht zugebend, wie wenig selbstverständlich dieser Ausgang war.

Bildung im zwanzigsten Jahrhundert erfordert vor allem und zunächst die instinktsichere Abwehr überzähliger Informationen.

Daß vor Gott alle Menschen gleich sind, wie die Bibel lehrt, hat das Mißverständnis ausgestreut, auf der Erde seien alle Menschen gleich.

Dem Gegner Unrecht widerfahren zu lassen, kräftigt ihn moralisch.

Der Nimbus der Tapferkeit erspart nicht selten, sie demonstrieren zu müssen.

Der Provokation ist ein Hundeinstinkt eingeboren, der sie beim leisesten Schwächezeichen des Gegners zubeißen läßt.

Der Räuber ist Bürger im Herzen. Seine Seele sehnt sich nach Plüsch und Kristall.

Die demokratische Wahlperiodizität hat den Nachteil, möglichen Talenten zu wenig Zeit zu lassen, und den vielleicht wichtigeren Vorteil, niemandem Spielraum zu geben, sich ungebührlich in der Macht einzurichten.

Die Emanzipation des Menschen wird vollkommen sein, wenn ihm Bescheidung von neuem gebietet, in einer natürlichen Hierarchie zu dienen.

Die Erde ist lange verlost. Schlechte Plätze brauchen kluge Völker.

Die Humanität erreichte mehr, wenn sie, statt die Gleichheit zu loben, zum Respekt vor dem Wunder der Vielfalt riete.

Die Klugheit des Fuchses wird oft überschätzt, weil man ihm auch noch die Dummheit der Hühner als Verdienst anrechnet.

Die letzten Worte waren ihm so meisterhaft entflohen, sein Leben schien so wundersam verloschen, der Tod so sichtbar in die Szene eingetreten, daß sich kein Beifall im erstarrten Haus zu rühren wagte. "Un peu de trop", sagte er, starb am nächsten Abend etwas schlechter und hatte achtzehn Vorhänge.

Die Moral sinkt mit der Sonne.

Die panische Aversion der Ratio gegen das Pathos verbirgt die Furcht, aus Mangel an Gefühl der Sentimentalität zu erliegen.

Die Straße des geringsten Widerstandes ist nur im Anfang asphaltiert.

Die Träume der Welt haben zwei Feinde: die Welt und die Träumer.

Ehe man den Kopf schüttelt, sollte man sich vergewissern, daß man einen hat.

Ein begabter Irrtum kann in den Himmel der Fehler kommen, ein trockenes Rechthaben in die Hölle der Nichtigkeiten.

Ein Diplomat, der sich über Intrigen beschwert, beschwert sich über sein Metier.

Ein durchdachter Angriffsplan schließt die Rückzugsmöglichkeit ein.

Ein gekonnter Rückzug birgt mehr Siegeschancen als ein dilettantischer Vormarsch. Aber wie sich jeder Verrückte das Handwerk der Aggression zutraut, so glaubt leider jeder Zaghafte, die Kunst des Retirierens zu beherrschen.

Eine ernsthafte Schwäche der Demokratie ist, daß sie sich danach richten muß, was der Bürger denkt, ehe Gewißheit besteht, ob er es überhaupt tut.

Erklimmt die deutsche Tüchtigkeit einen Berg, nimmt sie so viel Anlauf, daß sie gleich auf der anderen Seite den Abhang wieder hinunterpurzelt.

Falschheit ohne List zu begegnen, ist nicht ehrenhaft, sondern leichtsinnig.

Faulenzt das Geschehen, ist die Zeitung fad. Langweilt sich der Leser, hat er Grund zu guter Laune.

Freiheit, die sich nicht ausbreiten will, verliert auch noch das eigene Terrain.

Friede auf Erden war immer dann, wenn die Vernünftigen Vergnügen an der Macht hatten.

Gebet einer Jungfrau: Lieber der Spatz in der Hand sein als die Taube auf dem Dach.

Geduld ist eine Grundtugend der Politik - solange man sie nicht mit der Ausdauer verwechselt, Fehlschläge in unbegrenzter Zahl hinzunehmen.

Gegen den Wind muß man kreuzen.

Gib einem Fanatiker zur Hälfte recht, und du tötest ihn.

Hat die Welt Schnupfen, niest sie Neuigkeiten.

Hochmut läßt sich köpfen. Stolz beugt sich der Stunde, die vergeht.

Ich finde es immer wieder bewundernswert, wenn mehrere Personen zusammen einer Meinung sind. Ich für meine Person bin schon immer allein mehrerer Meinungen.

Immer zwingt der Stärkere den Schwachen, über ihn nachzudenken.

In der Fechtkunst hat jeder Treffer zweierlei Voraussetzung: Den Stoß, den der eine führt, und die Parade, die der andere unterläßt.

Kaum ein Tyrann, der sich im Trabrennen der Geschichte nicht galoppierend disqualifiziert.

Kluge Sieger essen Eier, dumme Sieger die Hühner.

Kratz die Rakete - und die Romantik kommt zum Vorschein!

Lautsprecher verkünden die Stimme, nicht die Argumente.

Lieber ein bißchen länger im Hinterhaus wohnen, als zu früh ins Vorderhaus ziehen und später auf dem Hof singen müssen.

Man kann Prinzipien aufstellen wie Wegweiser. Oder wie Galgen.

Man sollte der Moral im allgemeinen treu sein - schon um sich, ist man ihr einmal untreu, nicht des heimlichen Vergnügens zu berauben, daß man etwas Außergewöhnliches erlebt.

Man spricht entweder zum Volk oder zur Sache.

Mit Fanatikern zu diskutieren, heißt mit einer gegnerischen Mannschaft Tauziehen spielen, die ihr Seilende um einen dicken Baum geschlungen hat.

Nonkonformismus ist die maulende Abhängigkeit von der herrschenden These.

Ob Geduld eine Tugend ist, hängt vom Objekt ab.

Ordnung in seine Gedanken bringen, aber um Himmels willen nicht System!

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